Sport

24 Jahre nach Transfer-UrteilBosman würde nicht noch einmal klagen

06.06.2019, 08:30 Uhr
64315981
Jean-Marc Bosman hat anderen Fußballspielern viel ermöglicht und davon selbst wenig gehabt. (Foto: picture alliance / dpa)

Der Belgier Jean-Marc Bosman krempelt im Alleingang den europäischen Transfermarkt um - und verliert dabei viel, wenn nicht alles, wie der frühere Fußballprofi nun sagt. Er würde heute nicht noch einmal vor Gericht ziehen. Das "Bosman-Urteil" sei ihn persönlich zu teuer zu stehen gekommen.

Der frühere belgische Fußballprofi Jean-Marc Bosman, der einst mit seiner erfolgreichen Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) für eine Revolution auf dem Transfermarkt gesorgt hatte, bereut das im Nachhinein. "Das Bosman-Urteil hat nicht nur meine Karriere, sondern auch mein Privatleben zerstört. Liebe, Zufriedenheit, Lebensqualität - alles weg. Es hat mich zu viel gekostet", sagte Bosman der "Bild"-Zeitung.

Die Last sei für einen einzelnen Menschen zu schwer zu tragen gewesen. "Ich habe mit dem Bosman-Urteil etwas geschafft, was kein Minister auf politischem Weg geschafft hätte. Dass ich danach von den Klubs als Verräter und wie der letzte Dreck behandelt wurde, hat mich tief getroffen", sagte der 54-Jährige. Bosman hatte 1990 geklagt, weil er nach Vertragsende beim FC Lüttich zum französischen Zweitligisten Dünkirchen wechseln wollte. Die Belgier verlangten eine Ablöse von 800.000 Dollar, die der Zweitligist nicht bezahlen wollte. Daraufhin verweigerte Lüttich Bosman die Freigabe.

Viel erreicht und nichts gewonnen

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg erklärte schließlich 1995 die bis dahin gültigen Transferregelungen und Ausländerbeschränkungen in den Mannschaftssportarten für nichtig. Seitdem dürfen Vereine bei Spielerwechseln innerhalb der Europäischen Union nach Ablauf des Vertrags keine Ablösesummen mehr verlangen.

Bosman selbst wurde nach seiner Klage von Fußballklubs gemieden, sein Antrag auf Arbeitslosengeld wurde abgelehnt. Neun Jahre nach Prozessbeginn bekam er eine Entschädigung zugesprochen, mit der Bosman Anwaltskosten zahlte und Schulden beglich. Seitdem lebt er nach eigenen Aussagen am Existenzminimum, zeitweise in der Garage seiner Eltern und ist auf Geldgeschenke einer Spielervertretung angewiesen.

Quelle: lwe/dpa

UefaBelgienTransfers und GerüchteEuropäischer Gerichtshof