Prominente Fälle machen Hoffnung Clever: Australischer Tennisprofi lässt sich selbst sperren
23.12.2024, 09:16 Uhr
Max Purcell rechts gehört zu den besten Doppelspielern der Welt. Mit seinem Partner Jordan Thompson gewann er 2024 die US Open.
(Foto: Joan Monfort/AP/dpa)
Das Tennis hat einen neuen Dopingfall: Max Purcell, zweifacher Grand-Slam-Gewinner im Doppel, lässt sich aktiv selbst sperren. Dahinter dürfte ein besonderes Kalkül stecken.
Der australische Tennisspieler Max Purcell unterzieht sich freiwillig einer vorläufigen Sperre im Rahmen des Anti-Doping-Programms. Das teilte die zuständige International Tennis Integrity Agency (ITIA) mit. Der 26-jährige Purcell, der in diesem Jahr im Doppel mit Landsmann Jordan Thompson gegen das deutsche Duo Kevin Krawietz/Tim Pütz das Endspiel der US Open gewann, habe einen Verstoß in Bezug auf die Anwendung einer verbotenen Methode eingestanden, schrieb die ITIA in einer Stellungnahme. Der Australier beantragte eine vorläufige Sperre, die am 12. Dezember 2024 in Kraft getreten sei.
Während dieser Zeit darf Purcell nicht an offiziellen Tennisturnieren teilnehmen. Clever aus Sicht Purcells: Die Zeit, die er bei der vorläufigen Sperre während der turnierfreien Zeit verbüßt, wird ihm bei der möglichen endgültigen Sanktion angerechnet. Die Tennisprofis starten ab dem 30. Dezember in Brisbane in die neue Saison.
Ähnlich läuft es auch bei der Sperre der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Iga Swiatek: Die Polin war ebenfalls wegen eines Dopingvergehens vorläufig gesperrt worden, verpasst dadurch während der Saison zwar drei Turniere, saß den Rest ihrer Sperre aber nach der Saison ab.
Profi war "erschüttert"
In einem Statement auf Instagram schrieb Purcell, dass er der "festen Überzeugung" gewesen sei, "dass ich alles getan hatte, um sicherzustellen, dass ich die Vorschriften und Methoden" der Welt-Anti-Doping Agentur entspreche. Die Nachricht des Verstoßes sei "erschütternd" gewesen, im Austausch mit der Itia sei Purcell "so transparent wie möglich" gewesen.
Purcell, der zu den besten Doppelspielern der Welt zählt und sich 2023 auch im Einzel unter die Top 40 gespielt hatte, dürfte darauf hoffen, dass sich die Aufarbeitung seines Falles durch die selbst auferlegte Sperre beschleunigt: Am 12. Januar beginnen in Melbourne die Australian Open. Die jüngsten prominenten Beispiele, wie im Tennis mit Dopingfällen umgegangen wurde, dürften für Purcell durchaus ermutigend gewesen sein, sich selbst aus dem Verkehr zu ziehen.
Swiatek, der die Hüter der Integrität im Tennis in ihrem Fall "kein erhebliches Verschulden" attestierten, war für einen Monat gesperrt worden. Die Polin war bereits der zweite prominente Dopingfall im Tennis in diesem Jahr, nachdem im Frühjahr der heutige Weltranglisten-Erste Jannik Sinner positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet worden war. Ein von der ITIA beauftragtes unabhängiges Gericht hatte den Italiener freigesprochen, über das Verfahren war der Rest des Tenniszirkus erst rückwirkend informiert worden.
"Ausrede", "böse Absicht"
Der Umgang mit den Topstars Sinner und Swiatek sorgte für reichlich Ärger in der Szene: "Die Ausrede, die wir alle benutzen können, ist, dass wir es nicht wussten. Einfach nicht wussten", schrieb der australische Tennisspieler Nick Kyrgios auf der Plattform X: "Profisportler auf höchstem Niveau können jetzt einfach sagen: 'Wir wussten es nicht'."
Auch die zweimalige Grand-Slam-Turniergewinnerin Simona Halep, die von der ITIA wegen einer positiven Dopingprobe und Unregelmäßigkeiten im Athletenpass zunächst für vier Jahre gesperrt worden war, reagierte mit Unverständnis. "Ich stehe hier und frage mich: Warum gibt es so einen großen Unterschied in Behandlung und Urteil?", schrieb die Rumänin auf Instagram. Sie vermutet eine "böse Absicht" bei der ITIA. Haleps Sperre war vom internationalen Sportgerichtshof CAS auf neun Monate reduziert worden.
Quelle: ntv.de, ter