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Lehren des World Cup of Darts Nach der Team-WM im Darts fliegen die Giftpfeile

"It's coming home": England hat nach acht Jahren wieder den World Cup of Darts gewonnen.

"It's coming home": England hat nach acht Jahren wieder den World Cup of Darts gewonnen.

(Foto: Jonas Hunold/PDC Europe)

England gewinnt die Team-Weltmeisterschaft im Darts. In Frankfurt spielen Luke Humphries und Michael Smith außer Konkurrenz und nehmen den Mund anschließend voll. Schottlands Peter Wright bekommt die Giftpfeile ab. Deutschland scheidet früh aus, Österreich stürmt völlig überraschend ins Finale und plötzlich meldet sich auch Italien im Darts an. Das sind die Lehren des World Cup of Darts.

Dominante Engländer senden Giftpfeile nach Schottland: Dass England das Turnier gewinnen würde, war schon einen Tag vor Turnierstart absehbar. Da wurde bekannt, dass Titelverteidiger Wales auf 2021er-Weltmeister Gerwyn Price verzichten muss. Der "Iceman" begründete seine späte Absage mit gesundheitlichen Problemen, hielt sich aber mit Details bedeckt. Für die Waliser war das eine massive Schwächung und Englands Weg zum Titel geebnet, bevor der erste Dart geworfen wurde.

Die Engländer untermauerten ihre deutliche Favoritenrolle mit einem klaren Sieg gegen Frankreich im Achtelfinale, hatten auch gegen Deutschland-Bezwinger Nordirland keine Probleme und ließen im Halbfinale Schottland deutlich abblitzen. Das standesgemäße 10:6 im Finale gegen Außenseiter Österreich wurde fast zur Nebensache. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel stichelte das englische Doppel nämlich nochmal gegen ihren Halbfinal-Gegner.

Im Fokus der siegreichen Engländer: Peter Wright.

Im Fokus der siegreichen Engländer: Peter Wright.

(Foto: Jonas Hunold/PDC Europe)

Hinter den Kulissen hatte Schottlands Peter Wright am Sonntagnachmittag leicht spöttisch gefragt, wie es Luke Humphries mit seiner lädierten Schulter geht. Das kam bei den Engländern gar nicht gut an. "Der Typ (Peter Wright) hat gerade einen 78er-Schnitt gespielt und wird in der Premier League seit zwei Jahren mitgeschleift. Was fragt der da?!", prustete es aus Smith heraus, nachdem er zusammen mit Humphries den ersten Titel für England in acht Jahren geholt hatte.

In der Tat enttäuschte Peter Wright auch bei diesem Turnier. Schottland kam zwar ins Halbfinale, aber das vor allem wegen Gary Anderson. Wright wurde auch in Frankfurt eher durch das Turnier geschleift.

Österreich hat selbst nicht ans Finale geglaubt: Der völlig überraschende Lauf ins Endspiel von Österreich war eine von vielen Außenseiter-Geschichten an diesem Wochenende. Schon zum zweiten Mal nach 2021 reichte es für Mensur Suljovic und Rowby-John Rodriguez nicht zum Turniersieg, die Freude über den Finaleinzug überwog beim österreichischen Doppel aber. Der Lauf kaum so unerwartet, dass Suljovic im Vorfeld nur bis Sonntagfrüh sein Hotelzimmer gebucht hatte. Er selbst hatte nicht damit gerechnet, bis zum Ende dabei zu sein. Suljovic, der zuletzt mit dem baldigen Karriereende kokettiert hatte, kündigte an, "noch ein paar Jahre spielen zu wollen". Vielleicht bucht er im kommenden Jahr beim World Cup in Frankfurt dann sicherheitshalber eine zusätzliche Nacht im Hotel.

Deutschland enttäuscht, ohne enttäuscht zu haben: Zum ersten Mal seit 2019 ist Deutschland bei der Team-WM schon vor dem Viertelfinale ausgeschieden. Damit haben Martin Schindler und Gabriel Clemens die Erwartungen nicht erfüllt. In einer anspruchsvollen Vorrunde rettete Clemens gegen starke Neuseeländer per Bull-Finish das Weiterkommen, im Achtelfinale war gegen Neuseeland am Samstagabend aber auf dramatische Weise Schluss. Mit 7:8 verloren Schindler und Clemens einen Thriller gegen Nordirland mit Josh Rock und Brendan Dolan. Auf die Doppelfelder ließ das deutsche Doppel zu viele Chancen aus. Wirklich enttäuscht hat das Duo aber nicht. Die Konsequenzen des Turniers sind ohnehin gering. Das Preisgeld zählt nicht für die Weltrangliste. Doppel wird auf der Profitour auch nur dieses eine Mal im Jahr gespielt, sodass der sportliche Wert recht gering ist und es eher ums Prestige geht.

Belgier raufen sich zusammen: Das größte Fragezeichen vor dem World Cup war das belgische Team. Dimitri Van den Bergh und Kim Huybrechts sind seit mehreren Jahren Nummer eins und zwei in Belgien, verstehen sich aber schon länger nicht mehr. Im Vorjahr kam es zum Eklat, als sich beide auf der Bühne nicht mal eines Blickes würdigten und dann vom Manager eine Art Friedensgipfel anberaumt wurde. In der Folge verhielten sich die Streithähne zumindest professionell. So auch in diesem Jahr, wo die beiden sogar wieder erste Anzeichen der alten Männerfreundschaft aufblitzen ließen. Sportlich lief es auch. Vor allem das glatte 8:2 im Achtelfinale gegen die Niederlande wird in Erinnerung bleiben. Van den Bergh und Huybrechts gewannen das beste Spiel des World Cups bravourös, die Niederlande mit dem einmal mehr glück- und vor allem kraftlosen Michael van Gerwen waren chancenlos. Enttäuscht wird Belgien trotzdem sein, denn im Halbfinale gegen Österreich schied man als Favorit klar mit 3:8 aus.

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Außenseiter trumpfen auf, doch Leistungsgefälle bleibt: Die Zeiten, in denen die immer gleichen drei oder vier Nationen für ein World-Cup-Finale infrage kamen, sind längst vorbei. Der völlig überraschende Finaleinzug von Österreich unterstreicht das, aber auch der sensationelle Lauf von Italien. Michele Turetta und Massimo Dalla Rosa, ein Stahlarbeiter und ein Bauarbeiter, besiegten erst die USA und Portugal und setzten dann gegen Australien, den World-Cup-Sieger von 2022, ein besonders dickes Ausrufezeichen. Auch Schweden wusste zu überzeugen, erreichte das zweite Jahr in Folge das Viertelfinale bei der Team-Weltmeisterschaft. Kroatien schaffte ebenfalls den Sprung unter die letzten Acht, hatte gegen Österreich beim 7:8 sogar einen Matchdart.

Riesengroß ist das Leistungsgefälle auf den zweiten Blick dann aber doch, und zwar zwischen dem mittlerweile sehr breiten Mittelfeld und den Vorrunden-Letzten. Teams wie Malaysia, Island, Finnland oder Guyana sind von vornherein chancenlos, ganz besonders gilt das für Bahrain. Die Teilnehmerzahl wieder von 40 auf 32 Nationen zu reduzieren, könnte ein Gedanke wert sein. Bedingung wäre, dass es auf allen Kontinenten faire Qualifikations-Bedingungen gibt. 32 Teilnehmer hätten zudem den Vorteil, dass man in acht Vierergruppen spielen könnte und die Top-Nationen England, Wales, Niederlande und Schottland kein Freilos für die Vorrunde bekommen.

Quelle: ntv.de

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