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Lehren aus dem Grand Slam Die Darts-WM hat doch einen Topfavoriten

Sieben Spiele, sieben Siege: Luke Humphries ist in der Form seines Lebens.

Sieben Spiele, sieben Siege: Luke Humphries ist in der Form seines Lebens.

(Foto: picture alliance / Action Plus)

Einseitig, aber spektakulär: Luke Humphries zeigt eine überragende Leistung und gewinnt den Grand Slam of Darts. Aus deutscher Sicht fällt das Fazit ernüchternd aus, die Aussichten für die Weltmeisterschaft sind aber gar nicht schlecht. Die Lehren des Pfeile-Wochenendes.

Einseitig, aber spektakulär: So lässt sich das Finale des Grand Slam of Darts am besten zusammenfassen. Luke Humphries zeigt eine überragende Leistung, gewinnt das vorletzte Turnier vor dem WM-Spektakel im "Ally Pally". Aus deutscher Sicht fällt das Fazit ernüchternd aus, die Aussichten für die Weltmeisterschaft sind aber gar nicht schlecht. Die Lehren des Pfeile-Wochenendes.

Humphries dominiert alle: Das Endspiel wurde zu einer Machtdemonstration: Luke Humphries schnappt sich nur sechs Wochen nach seinem ersten großen Titel (World Grand Prix) seinen zweiten Major-Sieg. Beim Grand Slam of Darts, einem der wichtigsten Turniere der Professional Darts Corporation (PDC), ist "Cool Hand Luke" über die gesamten neun Turniertage hinweg das Maß der Dinge. Weil Humphries auch im Endspiel von Wolverhampton auf seine derzeit herausragende Form vertrauen konnte, ließ er Ex-Weltmeister Rob Cross nicht den Hauch einer Chance. Deutlich mit 16:8 ging das einseitige Endspiel der beiden Engländer an den Weltranglisten-Vierten.

Humphries war als Favorit ins Endspiel gegangen, nachdem er im Turnierverlauf unter anderem zweimal gegen den zweifachen Weltmeister Gary Anderson gewonnen hatte - das 16:14 im Viertelfinale war rückblickend das entscheidende Spiel auf dem Weg zum Grand-Slam-Titel. Im Halbfinale, das am Sonntagnachmittag ausgetragen wurde, konnte Humphries auch James Wade aus dem Weg räumen und sich danach ausruhen. Cross gewann das zweite Halbfinale gegen Stephen Bunting, hatte nach seinem Sieg etwa zwei Stunden weniger Pause vor dem Finale.

Ein kleiner Vorteil für Humphries, aber auch nicht mehr als das. Wie dominant der 28-jährige Engländer das Finale gegen einen starken Cross gewann, war so beeindruckend, dass er sich jetzt zum Topfavoriten auf den Gewinn der Weltmeisterschaft gemausert hat. Anders als in den vergangenen Jahren gibt es diesmal den einen Spieler, dem man den WM-Titel ein wenig mehr zutraut als der Konkurrenz.

Spitzentrio strauchelt: Ein frühes Favoritensterben zeichnete den Grand Slam in diesem Jahr aus. In der Vorrunde mussten Michael Smith und Peter Wright, die Nummer eins und zwei der Welt, die Segel streichen. Für Smith setzte sich damit ein enttäuschendes Weltmeister-Jahr fort. Der "Bully Boy" hatte am 3. Januar die WM-Trophäe in die Höhe gestreckt, danach aber bis auf ein Halbfinale in der Premier League und beim World Grand Prix keine größeren Erfolge eingefahren.

Noch dramatischer ist die Situation für Wright. Der Schotte gewann vor drei Wochen die Europameisterschaft in Dortmund, blickt aber ansonsten auf ein katastrophales Jahr zurück. Für die Players Championship Finals Ende dieser Woche, die Generalprobe für die am 15. Dezember startende Weltmeisterschaft, ist Wright nicht mal qualifiziert.

Und auch die Nummer drei der Welt ist in den entscheidenden Momenten meistens abwesend. Michael van Gerwen, der dreifache Weltmeister aus den Niederlanden, erlebte nach makelloser Vorrunde im Achtelfinale ein Fiasko gegen den Australier Damon Heta. Immerhin folgt mit den Players Championship Finals nun das Lieblingsturnier van Gerwens; sieben der jüngsten zehn Ausgaben gingen an den 34-Jährigen.

Pietreczko hat Publikum-Probleme: Als einziger deutscher Spieler hatte Ricardo Pietreczko die Qualifikation für den Grand Slam geschafft und sich danach berechtigte Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden machen dürfen. Schließlich liegen der sensationelle Titel auf der European Tour in Hildesheim und das starke EM-Debüt in Dortmund erst wenige Wochen zurück. Doch für den 29-jährigen Nürnberger wurde der Grand Slam zum Desaster. Flug gestrichen, erst kurz vor Turnierstart angekommen, im ersten Spiel gegen Heta dann Millimeter am Sieg vorbeigeschrammt. In der zweiten Partie gegen die beste Dartspielerin der Welt, Beau Greaves, kassierte "Pikachu" eine 1:5-Klatsche und legte sich mehrfach mit dem Publikum an.

Dünnhäutig präsentierte sich der Weltranglisten-42. auch im sportlich bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Nathan Aspinall. Zwar gewann Pietreczko mit 5:4, doch in Erinnerung bleibt seine Körpersprache: keinerlei Interaktion mit dem Publikum, hektischer Wurfrhythmus, angefressene Grundstimmung. "Das Gesamtpaket aus der Reise, den Verspätungen, den Spielen, den Fans und den Ergebnissen war einfach sehr nervend und auch kräftezehrend für mich, weswegen ich mich auch an der ein oder anderen Stelle etwas anders verhalten habe, als ihr es von mir kennt", schrieb Pietreczko am Sonntag auf seinem Instagram-Profil.

"Hobbyspieler" schafft Historisches: Stowe Buntz ist die große Überraschung des Turniers. Der 44 Jahre alte US-Amerikaner spielte zum ersten Mal überhaupt bei den Profis mit und kam direkt ins Viertelfinale. Das war zuvor noch keinem Spieler aus den Vereinigten Staaten gelungen. Vor allem sein erstes Spiel als Mega-Außenseiter gegen Peter Wright wurde zu einer der größten Sensationen des Darts-Jahres. Mit 5:1 demontierte Buntz den Schotten und schwärmte anschließend: "Gegen eines meiner Idole zu spielen, ist so, als würde man als Basketball-Fan gegen Michael Jordan spielen."

Im zweiten Gruppenspiel legte Buntz gegen Stephen Bunting einen Sieg nach und schaffte den Gruppensieg. Im Achtelfinale kam auch UK-Open-Sieger Andrew Gilding nicht an Buntz vorbei, der im Dezember auch erstmals bei der WM zu sehen sein wird. Erst im Viertelfinale war beim erneuten Aufeinandertreffen mit Bunting Endstation.

Die Sensation des Turniers: Stowe Buntz

Die Sensation des Turniers: Stowe Buntz

(Foto: picture alliance / DPPI media)

Für einen "Hobbyspieler" ist das ein herausragendes Ergebnis, eine Profikarriere strebt der Amerikaner aber trotzdem nicht an. "Darts ist mein Hobby, zum Beruf will ich es nicht machen. Ich arbeite in einer Werft der US Navy, im April feiere ich mein 25-jähriges Dienstjubiläum", berichtete Buntz im Rahmen des Turniers, dass er sich auf absehbare Zeit weiter vorrangig mit Flugzeugträgern und Kriegsschiffen beschäftigen will.

Die WM ist schon ganz nah: Mit nur noch einem ausstehenden Turnier bis zum WM-Start lohnt sich ein erster (vorsichtiger) Blick auf das WM-Starterfeld und Szenarien für die Auslosung in der kommenden Woche. Nur noch 5 der 96 Startplätze sind offen, nachdem am Wochenende Thibault Tricole als erster Franzose in der Geschichte der PDC-WM das Ticket für London gebucht hat.

Deutschland schickt mindestens vier Spieler in den kultigen Londoner Alexandra Palace: Gabriel Clemens, voriges Jahr im WM-Halbfinale, führt das Trio der deutschen Profispieler an. Stand jetzt geht der "German Giant" als Nummer 23 ins Turnier und könnte den ganz großen Namen in den ersten Partien aus dem Weg gehen: Bleiben die Weltranglisten-Platzierungen bis nach den Players Championship Finals so bestehen, könnte der formschwache Dirk van Duijvenbode in einer möglichen dritten WM-Runde warten.

Ricardo Pietreczko, der zum ersten Mal überhaupt bei der WM am Start ist, muss genau wie Dragutin Horvat, Sieger der PDC Europe Super League, zunächst die erste Runde im "Ally Pally" überstehen.

Martin Schindler ist zum ersten Mal für die zweite Runde gesetzt und würde nach jetzigem Stand an Position 26 ins Turnier starten. Gewinnt "The Wall" sein Auftaktspiel, könnte es gegen den Niederländer Danny Noppert gehen. Aus deutscher Sicht wäre ein mögliches Clemens-Schindler-Achtelfinale unter diesen Umständen sicherlich das Traum-Szenario.

Quelle: ntv.de

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