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Aufreger bei der Darts-WM Nur ein Legenden-Rücktritt stellt "Pikachu" in den Schatten

Ricardo Pietreczkos WM-Debüt wurde zum lockeren Spaziergang.

Ricardo Pietreczkos WM-Debüt wurde zum lockeren Spaziergang.

(Foto: PDC)

Ricardo Pietreczko steht als vierter Deutscher in der zweiten Runde der Darts-WM. Bei seinem Debüt in London siegte "Pikachu" ohne Probleme und wurde dabei von den Fans überrascht. Überschattet wurde der Darts-Abend aber von der Rücktrittsankündigung einer Legende.

Im November noch ausgebuht und die Nerven verloren, sechs Wochen später emotional stabil und beim WM-Debüt kalt wie die berühmte Hundeschnauze: So lässt sich das Auftaktspiel von Ricardo Pietrecuko bei der Darts-WM 2024 zusammenfassen. Deutschlands Darts-Shootingstar besiegt die Japanerin Mikuru Suzuki glatt mit 3:0-Sätzen, liegt nach Legs mit 9:1 vorne und feiert das perfekte Debüt im Alexandra Palace, dem Londoner Darts-Mekka.

Die sportliche Ausgangslage vor der Partie war eindeutig: Pietreczko hat ein überragendes Jahr gespielt, gewann als erst zweiter Deutscher in der Darts-Geschichte einen Titel auf der European Tour. Sein spielerisches Niveau liegt Welten über dem seiner Gegnerin. Doch Pietreczkos wirrer Auftritt beim Grand Slam of Darts im November hing ihm nach. Gegen die Engländerin Beau Greaves hatte Pietreczko vor sechs Wochen komplett die Nerven verloren und sich während des Spiels mit den Fans angelegt.

Bis auf ein paar Buhrufe während des Walk-ons war es für Pietreczko nun aber ein überaus entspanntes WM-Debüt vor 3000 Zuschauern im "Ally Pally". Pietreczko selbst hatte so viel Entspannung gar nicht erwartet. "Ich habe mit mehr Gegenwehr vom Publikum gerechnet", offenbarte "Pikachu" im Interview mit dem Fachportal"dartn.de". Aber das Gegenteil war der Fall. "Der Großteil war entweder ruhig oder für mich."

Nächster Gegner? "Zuletzt nicht gut drauf"

Für Pietreczko setzt sich mit dem Sieg ein steiler Aufstieg fort. In der Weltrangliste klettert der Nürnberger - Stand jetzt - auf Platz 35. Die magische Grenze der Top 32 ist zum Greifen nah. Ein weiterer Sieg würde "Pikachu" dem illustren Kreis noch näher bringen. Am Samstagnachmittag muss Pietreczko dafür gegen den an Position 30 gesetzten Engländer Callan Rydz gewinnen. Gemessen an den Leistungen der vergangenen Monate ist der Deutsche gegen seinen eigentlich höher platzierten Gegner sogar leicht favorisiert. "Er ist in letzter Zeit nicht so gut drauf. Ich hoffe, dass er das aufrechterhält. Aber ich weiß, was er kann", sagte Pietreczko bei Sport1 über seinen nächsten Kontrahenten.

Will die Pfeile an die Seite legen: Steve Beaton

Will die Pfeile an die Seite legen: Steve Beaton

(Foto: PDC)

Deutlich schlechter lief der WM-Abend für einen weiteren deutschen Spieler: Dragutin Horvat, einziger Nicht-Profi unter den fünf deutschen WM-Teilnehmern, schied gegen den Belgier Mike De Decker mit 0:3 aus. Der 45-Jährige konnte nicht an seine guten Leistungen im Verlauf des Jahres anknüpfen. "Real Deal", so der Spitzname von De Decker, war mindestens eine Klasse besser als sein Konkurrent aus Kassel.

"Ich habe in keinster Weise, zu keiner Minute, in keiner Sekunde gezeigt, was ich kann. Es hat nichts zusammengepasst. Das war total überraschend für mich, weil ich heute und gestern überragend gespielt habe im Training", sagte ein spürbar enttäuschter Horvat nach dem Spiel bei Dazn. Er habe sich "wahrscheinlich zu viel vorgenommen", ergänzte der zweifache deutsche Super-League-Sieger.

Darts-Legende will aufhören

Neben Pietreczko und Horvat war der fünfte Turniertag bei der Darts-WM auch ein Tag der Legenden: Dauerbrenner Steve Beaton, zum 33. Mal in Folge bei der Weltmeisterschaft dabei, besiegte den jungen Niederländer Wessel Nijman in einer hochklassigen Partie mit 3:1. Für eine Überraschung sorgte Beaton nach dem Spiel, als er seinen Rückzug vom Profisport für Ende 2024 ankündigte. "Egal, wie dieses Turnier laufen wird, ich bin bald 60 Jahre alt. Es ist eine zermürbende Tour, sagte der "Bronzed Adonis" und kündigte an, den Fokus stärker auf sein Familienleben legen zu wollen. "Ich bin 30 Jahre verheiratet und meine Frau sieht mich kaum."

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Von Rücktrittsgedanken noch weit entfernt ist Superstar Michael van Gerwen. Der Niederländer hielt sich im letzten Spiel des Abends schadlos, gewann souverän mit 3:0 gegen einen auf die Doppelfelder völlig indisponierten Keane Barry. Mit dem eigenen Auftritt war "MvG" trotzdem nur bedingt zufrieden. "Auf mir und allen anderen Topspielern lastet eine Menge Druck, das erste Spiel bloß nicht zu verlieren. Ich bin jetzt einfach froh, dass ich nach Weihnachten zurückkomme und dann hoffentlich zeige, was ich kann", kommentierte van Gerwen.

Immerhin darf der dreifache Weltmeister zurück in den "Ally Pally" - Mitfavorit James Wade ist das nicht vergönnt. Der Engländer schied als erster gesetzter Spieler aus dem Turnier aus, verlor nach einem umkämpften Spiel gegen Matt Campbell. Der Kanadier sprach anschließend vom "größten Sieg der Karriere" und will es nun erst mal Michael van Gerwen gleichtun: "Ich freue mich jetzt darauf, Weihnachten zu genießen".

Quelle: ntv.de

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