Woods siegt auf dem Puy de Dome Pogacar schlägt zu und hängt Vingegaard ab
09.07.2023, 18:13 Uhr
Der erste im Ziel: Michael Woods.
(Foto: IMAGO/Photo News)
Tadej Pogacar hat den Rückstand auf Jonas Vingegaard und das Gelbe Trikot mit einer Attacke im Schlussanstieg verringert. Die 9. Etappe der Tour der France gewinnt Michael Woods, dahinter duellieren sich die beiden Rad-Stars eindrucksvoll in der Gesamtwertung.
Wie entfesselt stürmte Tadej Pogacar die ultrasteile Rampe des legendären Puy de Dôme hinauf, sein großer Rivale Jonas Vingegaard kämpfte auf dem Vulkan kurz dahinter mit letzter Kraft um jede Sekunde. Die beiden Top-Stars lieferten bei der 110. Tour de France eine weitere famose Kletter-Show ab - mit einem Punktsieg für Pogacar. Der zweimalige Toursieger knöpfte auf dem Berg der Champions dem Titelverteidiger acht Sekunden ab, das Gelbe Trikot bleibt aber auf den Schultern von Vingegaard.
Als Pogacar beim Etappensieg des kanadischen Ausreißers Michael Woods die Wetterstation auf dem 1415 Meter hohen Gipfel nach 182,4 Kilometern erreichte, war der Slowene völlig am Ende. Beim Showdown setzte er einen weiteren Nadelstich - mehr aber auch nicht. So behält Vingegaard mit 17 Sekunden Vorsprung das Gelbe Trikot.
1,5 Kilometer vor dem Ziel setzte Pogacar eine seiner gefürchteten Attacken auf dem bis zu 18 Prozent steilen Anstieg. Vingegaard kämpfte verbissen um Anschluss - und hielt den Schaden in Grenzen. Damit hat sich Pogacar erneut in starker Verfassung gezeigt, nachdem er zum Auftakt in den Pyrenäen noch von Vingegaard düpiert worden war.
Dort hatten sich die beiden Protagonisten in der ersten Tourwoche zwei erbitterte Fights geliefert. Zunächst fuhr Vingegaard auf dem Weg nach Laruns über eine Minute Vorsprung heraus, einen Tag später konterte Pogacar mit dem Etappensieg bei der Tourmalet-Etappe.
Woods fängt Jorgensen kurz vor dem Ziel ab
Den Tagessieg holte sich Woods, der mit 13 weiteren Fahrern früh ausgerissen war und am Ende das größte Stehvermögen hatte. Dahinter folgten der Franzose Pierre Latour und der Slowene Matej Mohoric. Deutsche Fahrer spielten bei der Tour-Rückkehr auf den Puy de Dôme keine Rolle. Bester Deutscher war nach der 13,3 Kilometer langen Kletterpartie mit durchschnittlich 7,7 Prozent Steigung der frühere Tour-Vierte Emanuel Buchmann, der in der Gesamtwertung 13. bleibt.
Woods siegte mit 28 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Pierre Latour. Erst 500 Meter vor dem Ziel hatte der 36-Jährige den lange führenden US-Amerikaner Matteo Jorgensen abgefangen. Jorgensen hatte wie der sichere Sieger ausgesehen, an der Fünf-Kilometer-Marke aber seine letzte Trinkflasche fallen gelassen - dann ging dem 65 Kilogramm leichten 1,91-Meter-Schlaks der Sprit aus.
"Das wird super, super hart", hatte Pogacar vor der Etappe prophezeit: "Das Feld wird explodieren." Und so kam es dann auch: Die weiteren Klassementfahrer konnten auf den brutal schweren letzten - im Schnitt zwölf Prozent steilen - viereinhalb Kilometern nicht mithalten. Jai Hindley, Kapitän der deutschen Bora-hansgrohe-Mannschaft und nach der ersten Pyrenäen-Etappe in Gelb, verlor deutlich auf die beiden Topfahrer, behielt aber mit 2:40 Minuten Rückstand seinen dritten Platz im Gesamtklassement.
Van der Poel am Start zu Tränen gerührt
Der Start der Etappe in Saint-Léonard-de-Noblat stand derweil im Zeichen von Raymond Poulidor, dem ewigen Zweiten und 2019 gestorbenen Großvater von Klassikerspezialist Matthieu van der Poel. Im einstigen Wohnort von "Poupou" legte Tourchef Prudhomme am Grab einen Kranz nieder, dazu wurde van der Poel vor dem Startschuss ein altes Rad seines Opas überreicht, was den Niederländer zu Tränen rührte.
Als das Feld rollte, waren erst einmal die Ausreißer am Zug. Eine Gruppe von 14 Fahrern setzte sich ab und fuhr einen Vorsprung von über 14 Minuten heraus. Das reichte, um beim Schlussanstieg nicht mehr eingeholt zu werden.
Nach dem ersten Ruhetag am Montag wird die Tour am Dienstag mit der zehnten Etappe über 167,2 Kilometer von Vulcania nach Issoire fortgesetzt. Bei fünf mittelschweren Bergwertungen gibt es ein ständiges Auf und Ab im Zentralmassiv, was einer Ausreißergruppe entgegenkommen sollte.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa