Hochzeit in Klinik mitgeplant Tapferer Lobinger führt Tochter zum Altar
29.06.2022, 09:42 Uhr
Lobinger zieht Kraft aus den positiven Emotionen der Hochzeit. (Archivbild)
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Im März fürchtet Tim Lobinger, die Hochzeit seiner Tochter nicht mehr miterleben zu können. Der Krebs ist bei dem früheren Stabhochspringer zurückgekehrt. Doch nun kann er seine 27-jährige Tochter zum Altar führen. Die Hochzeitsfeier plant er "zwischen Chemo-Ständern und schwer kranken Menschen" mit.
Der ehemalige Stabhochsprung-Weltmeister Tim Lobinger hat trotz seiner Krebserkrankung seine Tochter Fee zum Traualtar geführt. "An diesem Tag war ich nur der Vater der Braut, nicht der krebskranke Tim. Das tat mir unheimlich gut", sagte der 49-Jährige dem Magazin "Bunte". Die Trauung seiner Tochter habe er vom Krankenhaus aus mitgeplant: "Ich stand zwischen Chemo-Ständern und schwer kranken Menschen und habe mit Fee über ihr Hochzeitskleid gesprochen."
Wegen drei Corona-Infektionen während seiner Chemotherapie sei er vorübergehend auf die Intensivstation gekommen. Dann hätten sich seine Blutwerte aber plötzlich gebessert, sodass er zur Hochzeit seiner 27-jährigen Tochter nach Limburg reisen konnte. "Als ob der liebe Gott wollte, dass ich meine Tochter zum Traualtar führe", sagte der frühere Profi-Sportler. "Diese positiven Emotionen sind mein Treibstoff."
Bei Lobinger war im März 2017 Blutkrebs diagnostiziert worden. Nach Chemotherapien, Stammzellspenden, zwischenzeitlichen Rückfällen und einem kurzzeitigen Leberversagen im Sommer 2018 galt der Hallen-Weltmeister von 2003 wieder als gesund.
2020 musste sich Lobinger seinen Worten zufolge aber wieder einer Therapie unterziehen und erhielt zusätzlich Bestrahlungen. "Im Januar 2021 gab es einen Schub. Da fingen die Schmerzen an, stärker zu werden", sagte er im März zu "Bunte". Ihm seien mehrere sichtbare Tumore entfernt worden. "Die kamen am Bein raus, am Kopf, an der Leiste." Den Krebs mit eigenen Augen zu sehen, habe es für ihn schwer gemacht, "irgendwie normal weiterzuleben". Er leide an einem Multiplen Myelom, Tumoren, "die überall wachsen können", erklärte er.
Er versprach vor drei Monaten: "Ich kämpfe weiter." Dass er nun bei der Hochzeit seiner Tochter dabei war, war ein Etappenziel. Lobinger hatte erklärt, dazu auch die Einschulung seines kleinen Sohnes miterleben zu wollen. Im Februar habe ihn die "Hoffnungslosigkeit gepackt", er war unsicher, ob er bei den Festen dabei sein kann. In einer "emotionalen Achterbahnfahrt" habe er erst von den Ärzten zu hören bekommen, er solle sich von allen verabschieden, nur eine Woche später seien sie mit den Ergebnissen zufrieden gewesen.
Er hoffe auf weitere und neue Therapiemöglichkeiten in ein paar Jahren, sagte er der "Bunte" im März. "Und wenn meine Chance nur ein Prozent ist, ergreife ich sie. Darauf setze ich. Ich bin ein Kämpfer, für mich, meine Familie und meine Freunde."
Quelle: ntv.de, ara/dpa