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Gall gewinnt 17. Etappe der Tour "Toter" Pogacar verliert auf Königsetappe über fünf Minuten

Am letzten Anstieg ging bei Tadej Pogacar nichts mehr.

Am letzten Anstieg ging bei Tadej Pogacar nichts mehr.

(Foto: REUTERS)

Die Königsetappe der Tour de France geht an einen Österreicher: Felix Gall erreicht das Ziel des 17. Teilstücks als Erster. Dahinter kassiert Tadej Pogacar die zweite schwere Niederlage in Folge. Der Gesamtführende Jonas Vingegaard hängt ihn um mehrere Minuten ab.

Jonas Vingegaard blieb im Stau der Begleitfahrzeuge stecken - doch nicht einmal das Verkehrschaos auf dem Dach der Tour bremste den Mann im Gelben Trikot aus: Ungeachtet einer kurzzeitigen Streckenblockade ist der Titelverteidiger seinem demoralisierten Dauerrivalen Tadej Pogacar auf der Königsetappe der 110. Tour de France endgültig enteilt und hat letzte Zweifel am erneuten Triumph in Paris ausgeräumt.

"Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich war am Fuß des Schlussanstiegs komplett leer. Ich bin sehr enttäuscht. Ich konnte meine Leistung nicht abrufen", sagte Pogacar. Er wolle nun die Vogesen-Etappe am Samstag gewinnen. Ob ihm Vingegaard die Freiheiten trotz des gewaltigen Vorsprungs lässt, ist fraglich. "Über sieben Minuten zu haben, ist natürlich großartig. Aber Pogacar gibt niemals auf. Ich bin sicher, er wird etwas versuchen", sagte Vingegaard.

Einen Tag nach der Machtdemonstration im Einzelzeitfahren nach Combloux baute Vingegaard seinen Vorsprung ohne große Gegenwehr massiv aus und sorgte auf der 165,7 Kilometer langen 17. Etappe nach Courchevel für klare Verhältnisse. Vier Etappen vor Schluss liegt der Kapitän des Teams Jumbo-Visma 7:35 Minuten vor Pogacar (UAE Emirates). Der Tagessieg ging an den Österreicher Felix Gall (AG2R Citroen).

Pogacars erwartete Gegenoffensive an diesem Mittwoch blieb aus. Der zweimalige Tour-Champion verlor am brutalen Schlussanstieg Col de la Loze frühzeitig den Anschluss und muss seinen Traum vom dritten Gesamtsieg nach 2020 und 2021 begraben. "Ich bin tot. Ich bin völlig am Ende", sagte Pogacar in der Schlussphase via Funk.

Das schier unglaubliche Zeitfahren von Vingegaard, als er Pogacar um 1:38 Minuten distanzierte und seinen Teamkollegen Wout van Aert um fast drei Minuten, sorgte auch am Tag danach für Diskussionen. So eine Dominanz weckt im Radsport aufgrund der Vergangenheit Skepsis. Das Tour-Organ "L'Équipe" titelte zu einem Foto von Vingegaard "Von einem anderen Planeten". Selbst Tour-Direktor Christian Prudhomme sah sich veranlasst, einen Kommentar abzugeben. "Die Fragen zu den verschiedenen Verdächtigungen sind absolut nicht unberechtigt", sagte der 62-Jährige der Zeitung. Vor wenigen Tagen hatte Vingegaard selbst gesagt, dass er die Skeptiker verstehen könne. Er betonte, dass er nichts nehmen würde und seine Siege nie aberkannt würden.

Pogacar stürzt kurz nach dem Start

Die letzte potenzielle Hürde für Vingegaard wird die Bergetappe in den Vogesen am Samstag, die Pogacar nun in den Blick genommen hat. Verschiebungen an der Spitze des Klassements sind bei der Kletterpassage nach Le Markstein aber nicht zu erwarten. Die Frankreich-Rundfahrt endet am Sonntag traditionell in Paris auf den Champs Élysées. Vingegaard kann den Schampus kaltstellen.

Die Schlüsseletappe am Mittwoch hatte für den zum Angriff verdammten Pogacar schon mit einer Schrecksekunde begonnen. Am Fuße des ersten Anstiegs Col des Saisies stürzte der Slowene auf die linke Seite, stieg aber schnell wieder auf sein Rad und kehrte in die Gruppe um Vingegaard zurück.

Um den Dänen herum kontrollierte der Jumbo-Express das Geschehen im Hauptfeld. Die niederländische Equipe schlug selbstbewusst ein hohes Tempo an und machte es den Rivalen frühzeitig schwer. Trotzdem setzte sich eine große und prominent besetzt Fluchtgruppe ab, zu ihr gehörte auch Gall. Der deutsche Meister Emanuel Buchmann, Tour-Vierter von 2019, erfüllte beim Team Bora-hansgrohe erneut seine Rolle als Edelhelfer des Australiers Jai Hindley.

Vingegaard sieht Pogacars Schwäche und fährt los

Der große Schlagabtausch zwischen Vingegaard und Pogacar war am 2304 Meter hohen Col de la Loze, dem höchsten Anstieg der diesjährigen Tour, erwartet worden. Doch das Duell, das die Rundfahrt lange bestimmt hatte, blieb aus. Knapp acht Kilometer vor dem Gipfel verlor Pogacar den Anschluss an die Favoritengruppe. Dem 24 Jahre alten Träger des Weißen Trikots stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Vingegaard schaute sich überrascht um und gab wenig später Vollgas.

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Nach einer Tempoverschärfung jagte der 26-Jährige den Berg hinauf und baute das Polster auf Pogacar sukzessive aus. Ein Motorrad sowie ein Fahrzeug der Tour-Organisation versperrten im Fangedränge kurz den Weg. Vingegaard fand eine Lücke zwischen den Fahrzeugen und fuhr dem Ziel entgegen.

Bei der wohlverdienten Kletterpause am Donnerstag wird der deutsche Sprinter Phil Bauhaus nicht mehr in den Kampf um den Etappensieg eingreifen. Der 29-Jährige vom Team Bahrain Victorious verließ das Rennen am zweiten schweren Anstieg, dem Cormet de Roselend. Bauhaus hatte bei seiner Tour-Premiere in den Sprints überzeugt. Insgesamt fuhr er zu drei Top-3-Platzierungen. Zu einem Sieg reichte es nicht.

Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa

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