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Nach IOC-Beschluss zu Russland Ukrainischer Athlet: "Dadurch werden noch mehr Leute sterben"

Heraskewitsch bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking. Wenig später griff Russland die Ukraine an.

Heraskewitsch bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking. Wenig später griff Russland die Ukraine an.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Spitzensportler Heraskewitsch kämpft weiter für die Suspendierung der Russen und Belarussen. Dafür sammelt er seiner Aussage nach zahlreiche Beweise. Er attackiert das IOC scharf. Bereits bei Olympia 2022 in Peking hatte der Skeletoni kurz vor dem Angriff Russlands auf sich aufmerksam gemacht.

Der ukrainische Skeletoni Wladislaw Heraskewitsch hat die geplante Rückkehr russischer und belarussischer Sportler auf die olympische Bühne aufs Schärfste verurteilt. Der 24-Jährige sammelte zuletzt zahlreiche Beweise, wie russische Athleten den Krieg ihrer Regierung unterstützen.

"Nach meinem Wissen wurde so bislang Material über mindestens 600 Athleten aus Russland und Belarus gesammelt. Manche Beweise sind sehr klar - wenn Athleten etwa bei Kriegsparaden mit Putin im Luschniki-Stadion auftreten", sagte Heraskewitsch, der am gestrigen Freitag beim Weltcup in Innsbruck/Igls auf Rang 20 landete, in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung".

Seine Haltung ist klar: "Wenn wir Russland erlauben, seine Athleten für seine Propaganda zu missbrauchen, manche Athleten diese Propaganda sogar selbst verbreiten, werden noch mehr Russen an die Front gehen, noch mehr Menschen sterben, auf beiden Seiten. Das zu verhindern, Menschenleben zu retten, ist wichtiger als alles andere, als jeder Wettkampf. Das verstehe ich darunter, für Werte einzustehen. Das IOC macht es jedenfalls nicht."

"Athleten teilen kriegsverherrlichende Bilder"

Laut Heraskewitsch halten andere russische Sportler "Trainingscamps mit Kindern ab, die Russland aus besetzten Gebieten entführt hat. Das ist der Versuch, die Entführung von Kindern zu legitimieren - auch wegen dieser Entführungen wurde ein internationaler Strafbefehl gegen Putin ausgestellt! Andere teilen Bilder oder Beiträge, die den Krieg verherrlichen", sagte er. Es gebe auch Belege dafür, dass russische Athleten an Trainingslagern auf der besetzten Krim teilnahmen. "Soweit ich weiß, wurde dies von dem zuständigen Sportverband in Russland arrangiert - eine glatte Verletzung internationalen Rechts."

Für Heraskewitsch, der auch Athletensprecher im ukrainischen olympischen Komitee ist, sei es "nicht leicht, solche Vorgänge lückenlos zu beweisen, und die ukrainischen Behörden, die uns dabei helfen, haben natürlich gerade noch viel wichtigere Fälle, um die sie sich kümmern müssen". Der Skeletoni hatte schon bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking für Aufsehen gesorgt, als er nach einem seiner Läufe einen Zettel mit der Aufschrift "No war in Ukraine" (Kein Krieg in der Ukraine) in die Fernsehkamera hielt. Kurz nach den Spielen startete Russland die Invasion in seinem Heimatland.

IOC holt Russland zurück auf die Bühne

Russische und belarussische Sportler dürfen als neutrale Athleten an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen. Die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees erteilte vor rund einer Woche Einzelsportlern beider Länder unter bestimmten Auflagen die Starterlaubnis für die Sommerspiele 2024, sofern sie die Qualifikationsbedingungen erfüllen.

Bedingung ist wie bereits für die Rückkehr in internationale Wettbewerbe, dass Russen und Belarussen nur unter neutraler Flagge in Paris dabei sein dürfen. Mannschaften sind nicht zugelassen. Damit darf für die Starter aus Russland und Belarus auch ihre Nationalhymne nicht bei Olympia in Paris gespielt werden, nationale Symbole und Fahnen sind für sie ebenso untersagt.

Außerdem dürfen diese Athleten keine Verbindung zur Armee und den Sicherheitsorganen haben und nicht aktiv ihre Unterstützung für den Krieg in der Ukraine gezeigt haben. Zudem müssen die Anti-Doping-Richtlinien erfüllt sein. Als zusätzliche Auflage fordert das IOC von allen Athleten ein schriftliches Bekenntnis zur Olympischen Charta und damit auch zur "Friedensmission der olympischen Bewegung".

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Nicht alle Verbände waren mit der Entscheidung einverstanden. So hat Sebastian Coe, der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands, die Teilnahme russischer oder belarussischer Leichtathleten als neutrale Sportler bei den Olympischen Spielen 2024 ausgeschlossen. "Vielleicht werden Sie in Paris einige neutrale Athleten aus Russland und Belarus sehen, aber in der Leichtathletik wird das nicht der Fall sein", sagte Coe nach der Entscheidung.

Bei internationalen Leichtathletik-Wettkämpfen sind Russen und Belarussen damit weiter nicht zugelassen. "Die Position, die unser Verband hat, ist unverändert. Ich kann dem nichts hinzufügen", so Coe. Der Weltverband hatte im März entschieden, dass Russland und Belarus wegen des Ukraine-Krieges auch mit neutralen Sportlern und Sportlerinnen nicht bei internationalen Wettkämpfen und Weltmeisterschaften von World Athletics starten dürfen.

Quelle: ntv.de, sue/dpa

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