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Schnelles Remis Weltmeister bremst Schach-Wunderkind weiter aus

Dommaraju Gukesh hat noch kein Mittel gegen Weltmeister Ding Liren gefunden.

Dommaraju Gukesh hat noch kein Mittel gegen Weltmeister Ding Liren gefunden.

(Foto: picture alliance/dpa/Xinhua)

Nach zwei Partien der Schach-Weltmeisterschaft führt überraschend nicht der 18-jährige Herausforderer, sondern Titelträger Ding Liren. Der Chinese, der seit Monaten mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen hat, zwingt seinen Kontrahenten zu einem schnellen Remis.

Titelverteidiger Ding Liren hat seinen Vorsprung bei der Schach-WM in Singapur behauptet. Der Chinese erspielte sich in der zweiten Partie gegen Herausforderer Dommaraju Gukesh nach einer dreimaligen Stellungswiederholung ein Remis und liegt nach dem Auftaktsieg am Montag nun mit 1,5 zu 0,5 in Führung. Die zweite Partie endete bereits nach 23 Zügen.

Ding Liren setzte seinen 18 Jahre alten Kontrahenten früh unter Druck und zwang den als Wunderkind gehandelten Inder wiederholt zu längeren Denkpausen. Der Vorsprung auf der Uhr schmolz in der Folge aber zunehmend. Das stille Remis-Angebot des Weltmeisters nahm Gukesh an.

In der ersten Partie hatte der vor der WM in einer veritablen Krise steckende Liren überraschend gewonnen. Beide hatten sich über weite Strecken ein enges Match geliefert. Je weiter das Duell voranschritt, desto knapper wurde für den gerade einmal 18 Jahre jungen Gukesh die Bedenkzeit. Dies setzte den Inder unter Druck und führte zu Fehlern, die der erfahrene Ding ausnutzte. Der als Favorit gehandelte Gukesh, der zudem den Vorteil der Eröffnung genossen hatte, legte schließlich nach 42 Zügen die Hände vors Gesicht und gab entnervt auf. Liren, der zuletzt vor fast zehn Monaten einen großen Sieg feiern konnte, hatte vor der ersten Partie gegen Gukesh noch gesagt: "Ich mache mir Sorgen, dass ich sehr hoch verlieren könnte."

Liren hatte im Juni für Aufsehen gesorgt - und zwar mit dem "schlechtesten Zug aller Zeiten von einem Weltmeister", wie der brasilianische Großmeister Rafael Leitao einen Patzer des Chinesen nannte. Der hatte sich bei einem Turnier in Norwegen ausgerechnet gegen Superstar Carlsen einen schweren Fehler geleistet und verlor die Partie daraufhin innerhalb von zwei weiteren Zügen. Die Großmeisterin Susan Polgar schrieb am Sonntag auf X: "Ich mache mir große Sorgen um Ding Liren. Er ist nicht mehr der Spieler, der er mal war, nicht mal annähernd. [...] Das ist wahrscheinlich der schlimmste Abstieg eines amtierenden Weltmeisters in der Geschichte."

Superstar hat keine Lust

Die Nummer eins der Welt, der Norweger Magnus Carlsen, verzichtete erneut auf die WM. Schach-Großmeisterin Elisabeth Pähtz hat den Wert der Weltmeisterschaft ohne die Teilnahme des Superstars der Szene infrage gestellt. "Es ist objektiv gesehen kein Duell der besten Spieler mehr", sagte die 39-Jährige dem Portal web.de.

Carlsen, Weltmeister von 2013 bis 2023, war im vergangenen Jahr nicht zu seiner Titelverteidigung angetreten. Laut Pähtz hat der 33-Jährige "keine Lust mehr, sich bei einem WM-Kampf über Monate lang auf einen Gegner vorzubereiten". Pähtz glaubt, "dass er sogar bereit wäre, zurückzukehren, wenn man Schnell- und Blitzschach mehr in die WM einbezieht". Carlsen hatte auch für dieses Jahr abgewunken: "Ich bin nicht motiviert, noch ein WM-Match zu bestreiten. Aus historischen Gründen wäre es interessant, aber es gäbe für mich nicht viel zu gewinnen."

Die WM wird bis zum 15. Dezember ausgetragen. In maximal 14 klassischen Partien treten Ding und Gukesh gegeneinander an. Ein Sieg gibt einen Punkt, ein Remis 0,5 Punkte. Wer zuerst 7,5 Punkte hat, ist Weltmeister. Steht es 7:7, geht es in den Tiebreak in immer kürzer werdenden Zeitformen.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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