"Kein Duell der Besten" Wegen Carlsen: Deutscher Schach-Star stellt Wert der Schach-WM infrage
26.11.2024, 10:31 Uhr
Dommaraju Gukesh (l.) wird im Duell mit dem formschwachen Weltmeister Ding Liren eigentlich als Favorit gehandelt.
(Foto: IMAGO/Xinhua)
Schach-Weltmeister Ding Liren muss dieser Tage seinen Titel gegen den jungen Inder Dommaraju Gukesh verteidigen. In den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde ist die Spannung groß. Doch die deutsche Großmeisterin Elisabeth Pähtz stellt den Wert der Mammut-Veranstaltung infrage.
Schach-Großmeisterin Elisabeth Pähtz hat den Wert der Weltmeisterschaft ohne die Teilnahme von Magnus Carlsen infrage gestellt. "Es ist objektiv gesehen kein Duell der besten Spieler mehr", sagte die 39-Jährige dem Nachrichtenportal web.de.
Carlsen, Weltmeister von 2013 bis 2023, war im vergangenen Jahr nicht zu seiner Titelverteidigung angetreten. Laut Pähtz hat der 33-Jährige "keine Lust mehr, sich bei einem WM-Kampf über Monate lang auf einen Gegner vorzubereiten". Pähtz glaubt, "dass er sogar bereit wäre, zurückzukehren, wenn man Schnell- und Blitzschach mehr in die WM einbezieht". Carlsen hatte auch für dieses Jahr abgewunken: "Ich bin nicht motiviert, noch ein WM-Match zu bestreiten. Aus historischen Gründen wäre es interessant, aber es gäbe für mich nicht viel zu gewinnen."
Aktuell spielen Titelverteidiger Ding Liren aus China und der 18 Jahre alte Inder Dommaraju Gukesh in Singapur um die Schach-Krone. Ding hatte am Montag die erste Partie etwas überraschend für sich entschieden, nachdem er im Vorfeld von Depressionen und Schlafstörungen berichtet hatte. Liren hatte sich 2023 den Titel in einer dramatischen Serie gesichert: Erst in der letzten von maximal vier Schnellschachpartien hatte er den Russen Jan Nepomnjaschtschi geschlagen. Nach 14 klassischen Partien hatte es 7:7 gestanden.
"Schlechtester Zug aller Zeiten"
Liren hatte im Juni für Aufsehen gesorgt - und zwar mit dem "schlechtesten Zug aller Zeiten von einem Weltmeister", wie der brasilianische Großmeister Rafael Leitao einen Patzer des Chinesen nannte. Der hatte sich bei einem Turnier in Norwegen ausgerechnet gegen Superstar Carlsen einen schweren Fehler geleistet und verlor die Partie daraufhin innerhalb von zwei weiteren Zügen. Die Großmeisterin Susan Polgar schrieb am Sonntag auf X: "Ich mache mir große Sorgen um Ding Liren. Er ist nicht mehr der Spieler, der er mal war, nicht mal annähernd. [...] Das ist wahrscheinlich der schlimmste Abstieg eines amtierenden Weltmeisters in der Geschichte."
Der norwegische Großmeister und Kommentator Jon Ludvig Hammer am TV2-Mikrofon reagierte entsetzt auf Dings Fehler - und blickte schon auf die nun laufende WM voraus: "Darüber wird gesprochen werden, bis er seinen WM-Titel im November verliert." Nun führt Liren in der auf maximal 14 Partien angelegten Serie mit 1:0.
Quelle: ntv.de, ter/sid