Formel1

"Wenn nicht Meteorit einschlägt" F1-Chef glaubt nicht an Fahrerin in Königsklasse

Domenicali ist der Chef der Motorsport-Königsklasse.

Domenicali ist der Chef der Motorsport-Königsklasse.

(Foto: IMAGO/PanoramiC)

Gerade einmal zwei Frauen sind bislang in der Geschichte der Formel 1 bei Grands Prix gestartet. Der Motorsport ist männlich dominiert, auch wenn es Entwicklungsfahrerinnen gibt. Dabei wird es auch bleiben, ist sich der Chef der Rennserie, Stefano Domenicali, sicher.

Formel-1-Chef Stefano Domenicali rechnet auch für die kommenden Jahre nicht mit dem Aufstieg einer Fahrerin in die Rennserie. "Realistisch gesehen erwarte ich nicht, dass eine Frau in den nächsten fünf Jahren in die Formel 1 kommt, wenn nicht so etwas wie ein Meteorit einschlägt. Das ist sehr unwahrscheinlich", sagte der Italiener vor dem Großen Preis von Belgien am Wochenende. Der Geschäftsführer betonte, die Formel 1 bemühe sich, die Chancen für Pilotinnen zu verbessern. Es sei "entscheidend, Frauen auf dem Weg in die Formel 1 die maximalen Möglichkeiten zu geben", sagte Domenicali.

Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel bezeichnete die Wortwahl von Domenicali am Donnerstag als "unglücklich" und sagte: "Ich sehe keinen Grund, warum wir keine Frau auf der Strecke haben sollten." Es sei wichtig, jungen Mädchen und angehenden Rennfahrerinnen die Zuversicht zu geben, dass sie es in die Formel 1 schaffen könnten.

In der Geschichte der Rennserie nahmen bisher nur zwei Frauen an einem Grand Prix teil, beide aus Italien. Maria Teresa de Filippis qualifizierte sich in den 50er-Jahren für drei Rennen. Lella Lombardi schaffte es als bislang einzige Rennfahrerin in die Punkteränge. 1975 holte sie bei einem abgebrochenen Grand Prix als Sechste einen halben Zähler.

Susie Wolff war dagegen ganz nah dran, hat aber letztlich bei Williams nie die Chance bekommen, ein Rennen zu fahren. Von 2012 bis 2015 war sie Entwicklungsfahrerin des Teams, kam auch bei Test- und Trainingsfahrten zum Einsatz. Beim Großen Preis von Großbritannien 2014 in Silverstone war sie als erste Frau bei einem Formel-1-Wochenende im Einsatz, seit 1992 Giovanna Amati dreimal erfolglos versucht hatte, sich zu qualifizieren.

Im Juli 2014 trat sie dann auch beim freien Training auf dem Hockenheimring an, beendete die Session als 15. von 22 Teilnehmern und war nur zwei Zehntel langsamer als ihr Teamkollege Felipe Massa. Ihr Mann, Mercedes-Teamchef Toto Wolff, sagte erst kürzlich rückblickend der "Financial Times": "Die letzte Chance wurde ihr verwehrt." Der Grund dafür sei, dass sich Williams "nie getraut hat, diese Entscheidung zu fällen".

Chadwick dominiert die W Series

Die Formel 1 unterstützt derzeit die W Series, eine Rennserie für Frauen, die im Rahmenprogramm einiger Grand Prix gefahren wird. "Wir arbeiten daran, das System zu verbessern. In Kürze werden wir Maßnahmen präsentieren", sagte Domenicali. Dort dominiert Jamie Chadwick das Geschehen, seit es die W Series gibt. Die 24-Jährige ist - wie Wolff damals - heute Entwicklungsfahrerin bei Williams. Der Britin wird am ehesten zugetraut, den Sprung in die Formel 1 zu schaffen. Bislang ist noch keine der Fahrerinnen von der Formel 3 oder Formel 2 abgeworben worden.

In der Formel 2 ist ganz frisch wieder eine Frau am Start: Tatiana Calderón. Die 29-Jährige tritt für Charouz Racing System an. Schon 2019 war die Kolumbianerin in der Rennserie aktiv. Calderón ist damit die am höchsten startende Frau im Motorsport.

In der Formel 3 fuhr bereits Sophia Flörsch, die immer wieder betont, gern in der Formel 1 an den Start gehen zu wollen. Die Deutsche wurde vor allem durch ihren schweren Unfall beim Rennen in Macau 2018 bekannt, als sie mit fast 300 Kilometern pro Stunde mit einem Konkurrenten kollidierte, abhob, weit durch die Luft flog und schließlich in ein Podest krachte. Sie erlitt mehrere Wirbelbrüche, gab aber ihr Comeback im Jahr darauf. Nach Rennen in der DTM startet sie mittlerweile etwa bei den 24 Stunden von Le Mans.

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Flörsch hat eine klare Meinung zu den Chancen von Frauen im Motorsport. "Es ist vermehrt die ältere Generation, die es nicht befürwortet, dass eine Frau in der Formel 1 Erfolg hat", sagte sie im März der "Deutschen Welle". "Es ist die Generation, die jetzt schon weiße Haare auf dem Kopf hat. Die kommen aus einer anderen Zeit. Da gibt es dieses Bild von einem harten, durchgeschwitzten, durchgekämpften Rennfahrer, der ein Mann sein muss. Das kann sich in deren Augen nicht ändern."

Immerhin hat die FIA seit zwei Jahren ein Förderprojekt, um Mädchen vom Rennsport zu begeistern. "FIA Girls On Track" soll "die nächste Generation junger Mädchen inspirieren", erklärte Botschafterin Wolff. "Wir wollen dafür sorgen, dass sie durch Vorbilder und Mentoring im Sport unterstützt werden." Sie weiß selbst am besten, wie schwierig es ist, ganz oben anzukommen.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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