Zweikampf Hamilton und Vettel Formel-1-Boss Carey wünscht sich "Drama"
05.10.2017, 18:55 Uhr
Chase Carey bemüht sich in den Medien um ein Höchstmaß an Seriösität.
(Foto: dpa)
Vom Prinzip "Teilen und Herrschen" hält Chase Carey nicht viel. Der Formel-1-Vorstandschef setzt auf wohlüberlegte Verhandlungen. Das betrifft auch den nächsten TV-Vertrag für Deutschland. In Sachen WM-Zweikampf hat er aber einen ganz bestimmten Wunsch.
In einem blütenweißen Hemd und mit einem großen Becher Kaffee in der Hand empfängt Chase Carey zum Gespräch. Der Mann mit dem auffälligen Schnauzbart leitet als Nachfolger von Bernie Ecclestone seit Anfang dieses Jahres auch offiziell die Geschäfte der Formel 1. Der New Yorker ist verbindlich und hochprofessionell. Vor allem bemüht sich der frühere Spitzenmanager in der Medienbranche um ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit und Seriosität.
"Dieser Sport schien sich in der Vergangenheit gern in der Öffentlichkeit in Positur zu bringen, in der Öffentlichkeit zu verhandeln. Ich denke nicht, dass das die besten Ergebnisse hervorbringt", sagte Geschäftsmann Carey in einem Interview vor dem Grand Prix von Japan. "Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn man versucht, diese Verhandlungen und Diskussionen vertraulich zu führen." Der gerissene Ecclestone war bis zu seiner Absetzung bekannt dafür, Parteien gegeneinander auszuspielen. Carey will das nicht. "In der Vergangenheit gab es ein gewisses 'Teilen und Herrschen', es sollte aber nicht um ein 'Teilen und Herrschen' gehen", erklärte der 63-Jährige, der vom Besitzer Liberty Media als Boss eingesetzt wurde. "Wir reden für gewöhnlich über Angelegenheiten, wenn sie erledigt sind und versuchen nicht, sie in Stellung zu bringen."
Die Agenda von Carey und seinem Expertenteam um Sportchef Ross Brawn ist lang. Die Königsklasse des Motorsports soll besser vermarktet, lukrativere TV-Verträge geschlossen und ein neues Motorenkonzept umgesetzt werden. "Wir haben jetzt neun Monate hinter uns und man hätte doch annehmen können, dass wir schon ein bisschen mehr hätten festzurren können", hatte sich Force Indias stellvertretender Teamchef Bob Fernley bei "motorsport.com" echauffiert.
"Sport hat in der Vergangenheit zur reflexartig reagiert"
Veränderungen in der Formel 1 brauchen Zeit. Der Grundlagenvertrag, das sogenannte Concorde Agreement, in dem die Einnahmen geregelt sind, ist bis Ende 2020 gültig. "Wenn man sich solche Dinge vornimmt, sollte man sie vertraulich behandeln. Das ist der beste Weg, um komplizierte Sachverhalte anzugehen, in die viele Parteien involviert sind", sagte Carey. "Der Sport hat da in der Vergangenheit ein bisschen zu reflexartig und impulsiv reagiert und landete dann dort, wo er zum Beispiel heute mit dem Motor steht. Deshalb versuchen wir sicherzugehen, dass wir einen sorgfältigen Prozess haben".
Mit Bedacht geht Carey auch in Sachen TV-Vertrag für Deutschland vor. Im Gegensatz zu Ecclestone will der gebürtige New Yorker öffentliches Geschacher vermeiden. "Wir sind in Verhandlungen, das sind aber Verhandlungen, die man vertraulich unter den Parteien führen sollte. Ich werde das nicht öffentlich verhandeln", sagte Carey mit Blick auf den Ende dieser Saison auslaufenden Vertrag von RTL und Sky. Bis zum Ende dieser Saison soll nach dem Wunsch des Formel-1-Bosses indes das WM-Duell zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton dauern. "Das hoffe ich sehr", sagte Carey zum Zweikampf zwischen dem Ferrari-Piloten und dem Mercedes-Fahrer. "Wir wollen das Drama, wir wollen die Spannung, die daraus erwächst. Unser Ziel wäre es, in den nächsten Jahren sogar noch mehr Wettbewerb zu haben."
Quelle: ntv.de, Von Martin Moravec, dpa