Gegen Jugendschutz verstoßen Kassiert Spanien eine Strafe wegen EM-Youngster Lamine Yamal?

Wird ein deutsches Gesetz dem spanischen Team bei der Fußball-Europameisterschaft zum Verhängnis? Lamine Yamal brilliert als 16-Jähriger beim Turnier und stellt einen Altersrekord auf. Das allerdings zu einer Uhrzeit, zu der er eigentlich gar nicht mehr arbeiten darf.

Jüngster Spieler der EM-Geschichte, mit Schulsachen im Gepäck zur Fußball-Europameisterschaft nach Deutschland, brillante Dribblings und technische Raffinesse: Lamine Yamal ist ein besonderer Profi bei diesem Turnier. Mit 16 Jahren und 338 Tagen löste er bei seinem EM-Debüt gegen Kroatien (3:0) den Polen Kacper Kozlowski als jüngsten Spieler bei einer Fußball-EM ab.

Schon mit 15 Jahren debütierte er für die Profis des FC Barcelona - und das, obwohl er gerade einmal in die 10. Klasse geht und derzeit für seinen mittleren Schulabschluss paukt. Auch während der EM, die Bilder von ihm mit seinen Schulaufgaben gingen viral. In Deutschland hätte er mit 15 Jahren noch gar nicht in der Bundesliga spielen dürfen. Hierzulande ist das Mindestalter auf 16 Jahre festgelegt - und die Eltern müssen zusätzlich ihr Einverständnis geben.

Einen Tag vor dem EM-Finale wird Yamal 17 Jahre alt, und die Bundesliga hat ja auch nichts mit der EM zu tun. Tatsächlich könnte eine andere Regelung aus Deutschland dem spanischen Verband aber noch ein Problem bereiten. Denn das deutsche Jugendschutzgesetz könnte zum Tragen kommen. Personen unter 18 Jahren dürfen demzufolge nicht nach 20 Uhr arbeiten. Und ja, auch Fußball spielen ist Arbeit.

Für Sportler und Schauspieler etwa aber gibt es eine Ausnahmeregelung - sie dürfen bis 23 Uhr im Einsatz sein. Spaniens Partien gegen Italien (1:0) und Albanien (1:0) wurden jeweils um 21 Uhr angepfiffen. Gegen Italien stand Yamal in der Startelf und wurde in der 71. Minute ausgewechselt, gegen Albanien kam er erst in der 71. Minute auf den Platz. Beide Partien endeten vor 23 Uhr - also kein Problem?

Auch Interviews sind Arbeit

Doch, denn laut Rechtsexperte Stephan Gräf der Universität Konstanz, den das ZDF zitierte, ist es mit dem Abgang vom Rasen nicht getan. Viel mehr würden auch Interviews geben, Auslaufen und Duschen zur Arbeit zählen. Sollte dies nach 23 Uhr erfolgen - was bei einem Abpfiff um 22:53 Uhr sehr wahrscheinlich ist - würde der Jugendschutz missachtet.

Mehr zum Thema

Gräf zufolge aber ist eine tatsächliche Strafe für Spanien unwahrscheinlich. Zwar könnten bis zu 30.000 Euro Bußgeld verhängt werden, bislang sei aber gegen solche Fälle im Sport nicht vorgegangen worden. Und die spanische Zeitung "Marca" berichtet, dass die Voraussetzungen für das Bußgeld nicht gegeben sind. Denn die deutschen Behörden hätten die UEFA vor dem Turnierstart über das Jugendschutzgesetz informieren müssen. Das sei nicht geschehen. Die UEFA wiederum sagte der ARD-"Sportschau", sie könne keine Auskunft zu dem Fall geben.

Mehr als ein Bußgeld ist ohnehin nicht drin. Yamal kann nicht gesperrt werden - und damit ist auch keine Anfechtung der Spielergebnisse mit Verweis auf die Altersgrenze drin. Spanien zieht mit drei Siegen und der maximalen Punktausbeute souverän ins Achtelfinale ein und hat sich - auch dank Yamal zum Turnierfavoriten herauskristallisiert.

Quelle: ntv.de, ara

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen