Fußball

Nazi-Vergleich sorgt für Beben Alle BBC-Experten solidarisieren sich mit Lineker

Alan Shearer boykottiert nach Linekers Absetzung die BBC.

Alan Shearer boykottiert nach Linekers Absetzung die BBC.

(Foto: picture alliance / empics)

Die BBC muss bei ihrer Sendung "Match of the Day" an diesem Samstag ohne Moderatoren und Experten auskommen. Diese ziehen sich nach der Zwangspause für Moderator Gary Lineker gesammelt von ihren Aufgaben zurück. Der Nazi-Vergleich der Fußball-Legende und die folgende Rüge des Senders schlagen hohe Wellen.

Auf seine Zwangspause als BBC-Moderator hat Gary Lineker noch nicht reagiert. Bei Twitter schweigt der sonst so eloquente und meinungsstarke Ex-Fußballer, nachdem er am Freitagabend von dem britischen Fernsehsender für die Fußballsendung "Match of the Day" abgesetzt wurde. Doch andere schweigen nicht - und solidarisieren sich mit dem 62-Jährigen.

Die Kommentatoren und Experten werden die Sendung nach dem Rauswurf Linekers boykottieren. Sechs führende Kommentatoren kündigten dies in einer gemeinsamen Erklärung an. Darin heißt es unter anderem von Steve Wilson, Conor McNamara, Simon Brotherton und Robyn Cowen, es sei "nicht angemessen, an der Sendung teilzunehmen".

BBC rügt Lineker

Damit verstärkt sich die Empörung nach der Entscheidung der BBC, Lineker von seiner Aufgabe als Moderator zu entbinden. Vorausgegangen waren Streitigkeiten über die Meinungsäußerung bei Twitter der Fußball-Legende. Lineker hatte in einem Tweet vom Dienstag die britische Asylpolitik mit Nazi-Deutschland verglichen. Seiner Meinung nach sei die von der Regierung bei ihren Asylplänen verwendete Sprache mit der "von Deutschland in den 30er Jahren" vergeichbar. Die Politik von Innenministerin Suella Braverman sei "mehr als schrecklich".

Braverman hatte Pläne enthüllt, wonach Migranten daran gehindert werden sollen, den Ärmelkanal mit kleinen Booten zu durchqueren. "Es gibt keinen großen Zustrom. Wir nehmen weit weniger Flüchtlinge auf als andere große europäische Länder", hieß es in Linekers Reaktion: "Das ist einfach eine unermesslich grausame Politik, die sich gegen die Schwächsten richtet."

Für seine Äußerungen wurde er von der BBC gerügt, der Tweet sei ein "Verstoß gegen unsere Richtlinien". Der Sender forderte, Lineker solle "sich davon fernhalten, in parteipolitischen Fragen oder politischen Kontroversen Partei zu ergreifen". Die BBC hat sich einer strikten Neutralität verschrieben.

Sendung ohne Moderatoren und Experten

Die Legenden Ian Wright und Alan Shearer kündigten in der Folge an, aus Solidarität nicht wie geplant in der Sendung aufzutreten. Micah Richards, Jermaine Jenas und Alex Scott verzichten ebenfalls auf ihr Kommen. Wright schrieb: "Jeder weiß, was 'Match of the Day' für mich bedeutet, aber ich habe der BBC gesagt, dass ich es nicht machen werde. Solidarität." Die Kommentatoren Wilson und Co. schrieben zu ihrem Boykott: "Als Kommentatoren von 'MOTD' haben wir beschlossen, uns von der morgigen Übertragung zurückzuziehen." Und weiter: "Wir trösten uns damit, dass die Fußballfans, die ihre Mannschaften sehen wollen, dies auch weiterhin tun können, da das Management die Kommentare des World Feeds nutzen kann, wenn sie dies wünschen. Unter den gegebenen Umständen halten wir es jedoch nicht für angebracht, uns an der Sendung zu beteiligen".

Die BBC bestätigte anschließend, dass es bei der Sendung weder Moderatoren noch Experten geben wird: "Wir verstehen ihre Position und haben beschlossen, dass sich die Sendung auf das Spielgeschehen ohne Studiomoderation oder Experten konzentrieren wird."

Mehr zum Thema

Die Profifußballer-Gewerkschaft PFA unterstützt die Spieler, die der BBC an diesem Wochenende keine Interviews geben wollen. Zahlreiche Spieler hätten sich an die PFA gewandt und um Rat gefragt. Diese habe mit den Vereinen gesprochen, um eine gemeinsame Position zu finden.

Lineker moderiert die Sendung, in der die Highlights der englischen Premier League gezeigt werden, bereits seit 1999. Er ist sehr beliebt, bei Twitter hat er etwa 8,6 Millionen Follower. Der Ex-Stürmer gilt mit einem Grundgehalt von 1,35 Millionen Pfund (1,51 Millionen Euro) als bestbezahlter BBC-Moderator.

Quelle: ntv.de, ara

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen