Nicht länger BBC-Moderator Nazi-Vergleich kostet Fußball-Legende Lineker den Job
10.03.2023, 17:54 Uhr
Lineker muss seinen Job bei der BBC ruhen lassen.
(Foto: IMAGO/Shutterstock)
Der frühere englische Fußball-Profi Gary Lineker ist nicht länger Moderator der BBC-Sendung "Match of the Day". Grund sind Unstimmigkeiten mit seinem Arbeitgeber über einen umstrittenen Vergleich der britischen Flüchtlingspolitik mit Nazi-Deutschland.
Gary Lineker zieht sich von seinen Aufgaben als Moderator der BBC-Sendung "Match of the Day" zurück. Das teilt der britische Sender mit. Die Fußball-Legende werde die Sportsendung so lange nicht mehr moderieren, bis Streitigkeiten über seine Nutzung der Sozialen Medien beigelegt sind, heißt es.
Der ehemalige englische Nationalspieler hatte am Dienstag auf Twitter das neue Asylgesetz der konservativen britischen Regierung als "mehr als schrecklich" bezeichnet. Auf Kritik, er sei "nicht ganz bei Trost" ("out of order"), antwortete er: "Dies ist eine unermesslich grausame Politik, die sich gegen die am stärksten gefährdeten Menschen richtet, in einer Sprache, die der von Deutschland in den 1930er-Jahren nicht unähnlich ist, und ich soll nicht ganz bei Trost sein?"
Für seine Äußerungen wurde Lineker von der BBC gerügt, der Tweet sei ein "Verstoß gegen unsere Richtlinien". Der Sender forderte, Lineker solle "sich davon fernhalten, in parteipolitischen Fragen oder politischen Kontroversen Partei zu ergreifen".
Scharfe Kritik an Lineker von der britischen Regierung
Auch die britische Regierung kritisierte die Fußball-Ikone scharf. Premierminister Rishi Sunak und Innenministerin Suella Braverman reagierten empört. Mehrere Abgeordnete der Konservativen Partei forderten die BBC auf, sich von Lineker zu trennen. "Als jemand, deren Großmutter in den 1930er-Jahren aus Nazi-Deutschland geflohen ist, finde ich es wirklich enttäuschend und unangemessen, die Politik der Regierung bei Einwanderungsthemen mit den Ereignissen in Deutschland in den 1930er Jahren zu vergleichen", sagte Kultur- und Sportministerin Lucy Frazer im Unterhaus.
Die britische Regierung will Migranten, die ohne offizielle Erlaubnis einreisen, zunächst in Unterkünften festhalten und dann nach Ruanda oder in andere Staaten ausweisen. Das Recht, Asyl zu beantragen, soll ihnen entzogen werden. Die Pläne könnten gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen. Innenministerin Braverman hatte mit Blick auf die steigende Zahl von Menschen, die unerwünscht über den Ärmelkanal ins Land kommen, unter anderem von einer "Invasion" gesprochen. Kritiker werfen ihr und anderen Regierungsmitgliedern vor, mit ihrer Ausdrucksweise Hass gegen Ausländer zu schüren.
Lineker steht "natürlich" zu seinem Tweet
Der 62-Jährige erhielt auch Unterstützung, etwa von TV-Moderator Piers Morgan, der sich im Netz häufig hitzige Diskussionen mit Lineker geliefert hatte, und von Sky-News-Kommentator Adam Boulton. "Mir scheint es, als könne Gary Lineker sagen, was er will", so Boulton bei Twitter. "Er ist kein politischer Reporter. Es ist genauso wie bei den BBC-Schauspielern, die häufig ihre Sichtweise äußern."
Die BBC hat sich einer strikten Neutralität verschrieben. Lineker, der bei Twitter etwa 8,6 Millionen Follower hat, hat die konservative Regierung wiederholt kritisiert. Der Ex-Stürmer gilt mit einem Grundgehalt von 1,35 Millionen Pfund (1,51 Millionen Euro) als bestbezahlter BBC-Moderator.
Lineker selbst bereut seinen Vergleich nicht. Er stehe "natürlich" zu seinem Tweet. Er hatte am Donnerstag noch geschrieben, dass er sich freue, die Sendung auch am Samstag zu präsentieren. Doch so weit kommt es nun nicht.
Quelle: ntv.de, ara/dpa