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Derbysieg wird zur Nebensache BVB-Kapitän Reus offenbar schwer verletzt

Marco Reus krümmt sich vor Schmerzen.

Marco Reus krümmt sich vor Schmerzen.

(Foto: IMAGO/kolbert-press)

Was für eine bittere Szene - mit womöglich gravierenden Folgen: Borussia Dortmunds Anführer Marco Reus zieht sich im 181. Revierderby gegen den FC Schalke 04 offenbar eine schwere Verletzung zu. Nach mehrminütiger Behandlung wird er auf einer Trage vom Platz gebracht.

Das Revierderby ist zurück. Borussia Dortmund empfängt den FC Schalke 04. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor ausverkauftem Haus mit über 81.000 Zuschauern. Die Stimmung im 181. Duell dieser Ruhrpott-Riesen ist gigantisch, hitzig und im Pyronebel massiv verraucht. Doch plötzlich Stille, Sorge. BVB-Kapitän Marco Reus landet in der 28. Minute auf seinem rechten Fuß, knickt um und krümmt sich vor Schmerzen. Mit der Faust schlägt der 33-Jährige wieder und wieder auf den Rasen des Westfalenstadions. Reus spürt sofort, da ist etwas kaputt gegangen. Schon wieder. Die Leidensgeschichte des Offensivspielers ist bekannt – umso unfassbarer, dass es ihn nun erneut erwischt hat. Eine Diagnose steht noch aus, aber das Sprunggelenk scheint verletzt.

Ungeachtet des Verletzungsschocks rangen die Dortmunder den Rivalen nieder. Ein Tor des eingewechselten Youssoufa Moukoko (79.) bedeutete den vierten BVB-Derbysieg in Folge (1:0). Eine solche Serie für einen der beiden Großklubs aus dem einstigen Kohlerevier hatte es zuletzt 1967 gegeben. Wie der BVB-Youngster zum Helden wurde, bekam Reus im Stadion nicht mehr mit. "Jetzt hoffen wir alle, dass es bei Marco nicht allzu schlimm ist. Ich hoffe es, und ich bete für ihn", sagte Moukoko. Dortmund eroberte mit 15 Punkten vorerst die Tabellenspitze. Schalke ist seit 454 Minuten ohne Derby-Tor. Die zuvor beste Chance hatten die Borussen unmittelbar nach der Verletzung von Reus vergeben. Donyell Malen war auf dem linken Flügel durchgestartet und flankte auf Jude Bellingham, doch der junge Engländer scheiterte mit einem Kopfball aus kurzer Distanz. Alexander Schwolow flog spektakulär und fischte den Ball noch aus dem Winkel.

Eigentlich hätte Reus in der nächsten Woche mit der Nationalmannschaft trainieren und sich auf die Winter-WM in Katar vorbereiten sollen. Erstmals seit November des vergangenen Jahres hätte er wieder für Deutschland spielen können, in der Nations League gegen Ungarn und England. Aber daraus wird wohl nichts werden. Zu dramatisch waren die Szenen am Samstagnachmittag gegen 16 Uhr. "Es sieht so aus, dass die Bänder verletzt wurden. Wie lange er ausfällt, das wissen wir jetzt noch nicht, da müssen wir genauere Untersuchungen abwarten", sagte Coach Edin Terzic bei Sky. Auf die Nachfrage, ob Reus etwa sechs bis acht Wochen ausfalle, sagte der Coach: "Nein, wir denken, dass es nicht ganz so lange dauert. Er hatte das Sprunggelenk ja schon etwas häufiger verletzt." In diesem Fall könnte Reus sich weiter Hoffnungen auf die WM machen.

Schmährufe aus der Schalker Kurve

Reus hielt sich nach dem Aufprall auf seinen rechten Fuß sofort die Hände vors Gesicht. Er tat das auch, als er von vier Sanitätern vom Feld getragen wurde. Von Bellingham gab es noch einige aufmunternde Worte. Auch von Gio Reyna, der eingewechselt wurde. Begleitet wurde der Abgang von Reus indes auch von unsäglichen Schmähgesängen aus dem Schalker Block. "Auf Wiedersehen" riefen sie dem BVB-Star hinterher. Von der schwarzgelben Südkurve gab es direkt das Echo, nicht weniger vergiftet im Ton: "Tod und Hass dem S04." Der 33-Jährige war in dieser Saison so gut in Form wie lange nicht. Der "Mister 1:0" hatte in neuen Pflichtspielen drei Tore erzielt und vier vorbereitet.

Der Körper von Reus, er leidet und leidet. Und immer wieder sind es die Muskeln, Bänder und Sehnen, die der hohen Belastung des Profisports nicht standhalten. Die Innenbänder, die Außenbänder, Faserrisse, das Syndesmoseband, die Adduktoren, das Kreuzband, ein Ödem, Prellungen und das Sprunggelenk - die endlosen Einträge in seiner Krankenakte lesen sich wie die Blitzübersicht einer orthopädischen Jahresbilanz. Über 1000 Tage hat er seinen Beruf als Fußballer nicht ausüben können. Das sind knapp drei Jahre (!).

Was für eine tragische Geschichte

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Die Geschichte von Marco Reus, es ist die vermutlich erschöpfendste "Was-wäre-eigentlich-wenn..." in der Bundesliga- und Nationalmannschaftshistorie. Und so steht in der Erfolgsbilanz dieses überragenden Fußballers (neben ein paar persönlichen Ehrungen zum Fußballer des Jahres und zum Spieler der Saison) nur zwei große Titel: die DFB-Pokal-Triumphe in den Spielzeiten 2016/17 und 2020/21. Ein weiterer, ein noch größerer soll sich bald hinzugesellen, die Meisterschaft. Jener Erfolg also, dem die Dortmunder sehnsüchtig hinterherhecheln.

Der Kapitän der Borussia hatte in seiner Karriere immer wieder schwere Verletzungen erlitten, die ihn um zahlreiche Spiele im schwarzgelben und schwarzrotgoldenen Trikot brachten. Und um große Turniere. Unter anderem verpasste er so die WM 2014 und die EM 2016, für die 2021 ausgespielte EURO 2020 hatte er aus körperlichen Gründen abgesagt. Lediglich 48 Mal hat Reus bislang für das DFB-Team gespielt. In Katar hätte er im Aufgebot von Bundestrainer Hansi Flick eine tragende Rolle einnehmen sollen – dass es so kommt, an diesem Samstagabend mehr als unklar.

Quelle: ntv.de, tno

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