Fußball

Khedira macht München VorwürfeFC Bayern schafft das, woran er drei Jahre lang gescheitert war

04.12.2025, 07:38 Uhr
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Die Spieler des FC Bayern feiern das Überwintern im DFB-Pokal. (Foto: REUTERS)

Der FC Bayern überwintert im DFB-Pokal. Das hat durchaus Nachrichtenwert, denn in den vergangenen Jahren flogen die Münchner stets in der ersten Saisonhälfte raus. Beim Achtelfinalsieg bei Union Berlin gibt es derweil gleich mehrere kuriose Momente.

Nach 35 Minuten tobt die Alte Försterei. Jonathan Tah, den die Fans von Union Berlin wie immer wegen eines Vorfalls aus vergangenen Zeiten, mächtig ausbuhen, hatte den Ball im eigenen Strafraum klar mit dem Arm berührt. Handspiel! Elfmeter? Weiterspielen. Das gibt's doch nicht. Knapp drei Minuten später legt Bayern Münchens Starstürmer Harry Kane den Ball ins Tor. Für Sekunden scheint es 3:0 für den Favoriten zu stehen. Das Pokal-Achtelfinale wäre gelaufen. Doch schnell geht die Fahne hoch. Abseits. Hoffnung bei Union. Und dann Kontakt von Schiedsrichter Martin Petersen mit dem VAR. Ein Blick auf die Handszene würde wohl lohnen.

Das war das Achtelfinale des DFB-Pokals

Dienstag, 2. Dezember 2025:

HERTHA BSC - 1. FC Kaiserslautern 6:1 (3:1)

Borussia Mönchengladbach - FC ST. PAULI 1:2 (0:1)

Borussia Dortmund - BAYER LEVERKUSEN 0:1 (0:1)

RB LEIPZIG - 1. FC Magdeburg 3:1 (2:1)

Mittwoch, 3. Dezember 2025:

VfL Bochum - VfB STUTTGART 0:2 (0:1)

SC FREIBURG - Darmstadt 98 2:0 (1:0)

Union Berlin - BAYERN MÜNCHEN 2:3 (1:3)

Hamburger SV - HOLSTEIN KIEL 1:1 (0:0) n.V., 2:4 i.E.

Hinweis: Die Mannschaften in VERSALIEN sind für das Viertelfinale qualifiziert.'

Weitere Termine:

Auslosung Viertelfinale: 07. Dezember 2025

Viertelfinale: 3. und 4. Februar 2026 sowie 10. und 11. Februar 2026

Halbfinale: 21. und 22. April 2026

Finale: 23. Mai 2026 in Berlin

Reichlich kuriose Momente. Im Stadion schrien sie in freudiger Erwartung der offenbar bevorstehenden Korrektur: "Ihr macht unseren Sport kaputt." Der Videoschiedsrichter bleibt ein Feindbild der Fans, auch wenn sie von ihm profitieren. Es gab Elfmeter. Tah war fassungslos. Seine Mitspieler auch. Leopold Querfeld verwandelte ihn souverän. Nach 40 Minuten stand es 1:2 aus Sicht der Berliner. Alles war wieder drin gegen den FC Bayern, der durch ein Eigentor von Ilyas Ansah (12.) und einen Treffer von Harry Kane (24.) in Führung gegangen war. Jeweils nach einer Ecke von Joshua Kimmich, jeweils nach einem noch als legal akzeptiertem Block von Aleksandar Pavlović gegen Keeper Frederik Rönnow. Auch wenn der Däne die Dinge anders sah und sich wütend beschwerte.

Leite köpft die Hoffnung fort

Das 1:2 machte was mit dem souveränen FC Bayern. Er verlor für Minuten die Kontrolle über das Spiel. Ob in den Köpfen präsent war, dass sich der Verein in den vergangenen Jahren jeweils viel zu früh aus dem Wettbewerb verabschiedet hatte. Dreimal in Serie gelang es nicht, im Pokal zu überwintern. Letztmals triumphierten sie sogar erst am Ende der Saison 2019/20. Viel zu lange her im Selbstverständnis des Klubs. Union setzte auf das Momentum, auf Kampf, Ballgewinne und Flanken. Aber sie schlugen keinen Profit, sondern in der dritten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte gegen das Bein von Michael Olise. Freistoß für die Bayern, Tor für die Bayern. Wieder hatte es ein Berliner erzielt. Diogo Leite köpfte den Ball an Rönnow vorbei. Es war wirklich wild.

Und es beruhigte sich nicht. In der 53. Minute stieg Kane zum Kopfball hoch, er traf Leite im Strafraum mit dem Ellenbogen am Kopf. Wieder Elfmeter für Union. Kane konnte es nicht fassen und noch weniger sein Trainer Vincent Kompany. Der sonst so beherrschte Trainer schimpfte an der Seite so lange, bis er Gelb sah. Querfeld trat erneut an und ließ sich vom auf der Torlinie rumhampelnden Manuel Neuer nicht beeindrucken. 2:3. Wieder alles drin. Es ging hin und her. Die Bayern ließen die Entscheidung liegen, Union den Ausgleich. Was für eine Pokalfight. In der 85. Minute köpfte Querfeld Zentimeter vorbei. Es war die beste Chance, die letzte. Der FC Bayern rettet sich ins Viertelfinale. Danach brach sich die ganz große Erlösung Bahn.

Einen kleinen Makel hat der Sieg aber womöglich für den FC Bayern. Kurz nach dem Seitenwechsel verletzte sich der sehr auffällige Pavlovic und wurde von Nationalspieler Leon Goretzka ersetzt. Womöglich habe er sich eine Muskelverletzung zugezogen, hieß es aus den Katakomben der Alten Försterei. Es wäre ein erneuter Rückschlag für den Nationalspieler, der in seiner jungen Karriere schon so oft verletzt oder erkrankt war. Die Szenen rund um die Auswechslung sorgten indes für Ärger bei Union. Kapitän Rani Khedira beklagte wiederholtes Zeitspiel: "Pavlovic ist natürlich verletzt – ich wünsche ihm alles Gute. Aber er hat zwei Minuten Zeit, sich hinzulegen. Und dann ist der Ball wieder im Spiel und dann muss er sich hinlegen", so Khedira. "So schindet er die Zeit, um wechseln zu können. Das ist kein Fairplay. Ich mache dem Jungen aber keinen Vorwurf, er soll schnell wieder gesund werden."

"Es war ein wichtiger Moment für unsere Saison"

Harry Kane und seine ermüdeten Münchner Kollegen feierten ausgelassen vor der Kurve. Sie hockten sich hin, sie tanzten, lauschten den Gesängen ihrer Anhänger. "Wir dominieren viele Spiele. Das war heute eine andere Art von Spiel, in dem wir etwas mehr Charakter und etwas mehr Zusammenhalt zeigen mussten", sagte Kane. "Ihr habt daran, wie wir gefeiert haben, gesehen, dass es ein wichtiger Moment für unsere Saison war. Wir sind in allen drei Wettbewerben gut vertreten. Das ist großartig, um Schwung aufzubauen." Der ebenfalls sehr erleichterte Sportvorstand Max Eberl sah die abermals bewiesene Resilienz der Mannschaft als nächsten Schritt der beeindruckenden Entwicklung in diesem Jahr. Angesichts der späten Berliner Angriffswellen kamen Erinnerungen an das mitreißende Gigantenduell in der Champions League bei Paris Saint-Germain auf, als die Münchner in Unterzahl mit brutaler Leidenschaft eine Führung über die Zeit gebracht hatten.

"Da haben wir auch schon verteidigen müssen. Da haben wir nicht viel Fußball nach vorne spielen können, weil wir einer weniger waren", sagte Eberl. Flügelstürmer Luis Diaz hatte nach einer fliegenden Grätsche gegen Achraf Hakimi an der Mittellinie die Rote Karte gesehen: "Aber wir haben eben verteidigt. Wir wussten, wir können das. Und das haben wir eben heute wieder gezeigt in einem sehr, sehr komplizierten Auswärtsspiel bei Union." Dass die Münchner nicht nur am Ball beeindrucken, sondern auch in der Disziplin Kampf dominieren können, freut Trainer Vincent Kompany: "In der zweiten Halbzeit hat sich das Spiel gedreht und dann haben wir ein anderes Gesicht gesehen von unserer Mannschaft. Die Jungs haben gekämpft." Ihm gefiel das wirklich sehr.

Quelle: ntv.de, tno

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