Rassismus, Geldnot, Chefs weg Coach und Boss schmeißen in Chemnitz hin
04.09.2019, 21:48 Uhr
David Bergner und Thomas Sobotzik verlassen den CFC.
(Foto: imago images / Picture Point)
Rassistische Vorfälle, drohende Insolvenz - und jetzt auch noch ohne Führung: Der Fußball-Drittligist Chemnitzer FC steckt tief in der Krise. Trainer David Bergner und Sportdirektor Thomas Sobotzik verlassen den sächsischen Klub. Grund sollen die derzeitigen Anfeindungen sein.
Der krisengeschüttelte Fußball-Drittligist Chemnitzer FC kommt nicht zur Ruhe. Wie der Klub mitteilte, wurde Trainer David Bergner "mit sofortiger Wirkung auf eigenen Wunsch von seinen Aufgaben entbunden". Mit dem Coach verlässt auch Sportdirektor Thomas Sobotzik den Verein. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge ziehen Bergner und Sobotzik Konsequenzen aus den Anfeindungen in den vergangenen Wochen. Die sportliche Situation soll bei den Entscheidungen nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Aus den ersten sieben Saisonspielen holte der CFC nur drei Punkte und ist Tabellenvorletzter.
Der CFC war in den vergangenen Wochen und Monaten wegen rassistischer Vorfälle in die Schlagzeilen geraten. Zwischen Teilen der CFC-Fans und dem durch ein Insolvenzverfahren belasteten Verein war es zu einem massiven Zerwürfnis gekommen. Anfang August hatte der Klub zunächst seinem Kapitän Daniel Frahn wegen vermeintlicher Nähe zur rechtsextremen Szene gekündigt, nachdem sich dieser beim Auswärtsspiel in Halle im Gästeblock mit entsprechenden Gruppierungen aufgehalten hatte. Frahn geht dagegen gerichtlich vor.
Ende August hatten einige Chemnitzer Anhänger nach Angaben des Klubs Sobotzik während der Partie bei Bayern München II als "Judensau" beschimpft. Der Verein erstattete Anzeige, Frahn distanzierte sich vehement von diesen Äußerungen. Der Sprecher der Chemnitzer Fanszene hatte nach Gesprächen mit mehreren in München anwesenden Anhängern die Behauptung des Klubs gegenüber dem MDR nicht bestätigen können. Polizeikräfte vor Ort hätten ebenfalls keine solchen Äußerungen gehört, wie die Polizei BR24 mitteilte. Der Fall werde weiterhin geprüft. "Die Fanszene, die versucht, das zu relativieren, hat total versagt", meinte dagegen der umstrittene CFC-Insolvenzverwalter Klaus Siemon im "Kicker".
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich mittlerweile eingeschaltet und einen Anti-Rassismus-Beauftragten hinzugezogen. Der Dachverband sprach zuletzt von einer schwierigen Lage: "Die Problemstellungen rund um den Chemnitzer FC sind komplex und kaum kurzfristig zu lösen", hieß es in einer Mitteilung in der vergangenen Woche.
Co-Trainer übernimmt
Der CFC kämpft zudem weiter gegen die Insolvenz, muss sich nun aber eine neue sportliche Leitung suchen. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung steht ein Nachfolger für den Trainerposten schon bereit. Demnach soll Chemnitz Interesse an André Meyer haben. Der 35-Jährige hatte zuletzt als Co-Trainer unter seinem Bruder Daniel Meyer bei Zweitligist Erzgebirge Aue gearbeitet, bis dieser vorläufig beurlaubt wurde.
Das Chemnitzer Training übernehmen bis auf Weiteres Co-Trainer Sreto Ristic sowie Assistent Christian Tiffert und Torwart-Trainer Marcel Höttecke. Bis zur Bestellung eines neuen Geschäftsführers, längstens jedoch bis zum 15. September, wird Sobotzik seine Aufgaben nach den Vorgaben der Gesellschafterversammlung ausführen. Diese Regelung diene der Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit der Chemnitzer FC Fußball GmbH sowie deren Geschäftsstelle, heißt es in der Mitteilung des CFC.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa