Fußball

Chaos vor Niederlage bei Arsenal Córdoba trifft historisch für 1. FC Köln

Konnte endlich seinen Befreiungstreffer landen: Jhon Córdoba

Konnte endlich seinen Befreiungstreffer landen: Jhon Córdoba

(Foto: imago/Action Plus)

Das Kölner Gastspiel beim FC Arsenal beginnt schon vor der Partie. 20.000 Kölner ziehen durch London - nicht alle friedlich. Auf dem Platz schockt Köln die Hausherren mit einem frühen Tor. In Halbzeit zwei dreht Arsenal die Partie.

Direkt nach der Auslosung für die Europa League war FC-Manager Jörg Schmadtke zu den Vertretern des FC Arsenal gegangen und hatte gefragt: Wie viele Tickets bekommen wir für unser Auswärtsspiel bei euch? Die ernüchternde Antwort: Das Mindestkontingent, fünf Prozent, also 2900 Karten. Die europahungrigen Kölner Fans ließen sich davon nicht beeindrucken, zwischen 15.000 und 20.000 Anhänger fuhren in die britische Hauptstadt; in Bussen, Zügen, Flügen, mit Privatautos. Sie wollten sich das erste internationale Spiel ihres Vereins seit einem Vierteljahrhundert nicht entgehen lassen, das der FC Köln nach dem genialen Führungstreffer durch Jhon Córdoba am Ende nach starker Leistung doch noch 1:3 (1:0) verlor.

Zeigten sich nicht unbedingt von ihrer besten Seite: die Kölner Fans

Zeigten sich nicht unbedingt von ihrer besten Seite: die Kölner Fans

(Foto: imago/Action Plus)

In London waren die Offiziellen offenbar ebenso unvorbereitet auf diesen Ansturm wie Arsenals Anhänger, die nach 20 Jahren das erste Mal nicht Champions League geboten bekamen, sondern Euro League. Die Kölner hingegen hatten sich zu einem vorfreudigen Fanmarsch in einer naheliegenden Underground Station getroffen. Mit Bengalos zogen sie in Richtung Stadion. Dort versuchten einige, durch die Sicherheitsbarrieren ins Stadion zu kommen. Tausende schauten zu, als einige die mobilen Metallzäune umwarfen und sich Scharmützel mit Ordnern lieferten.

Die Polizei sperrte Zugänge zum Stadion ab und der Spielstart wurde um eine Stunde verschoben. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Und, weil die Kölner Anhänger die Eingänge für die Heimfans versperrten. In England dürfen an Kleidung erkennbare Auswärtsfans nicht in die Bereiche der Heimmannschaft - aber es waren so viele Köln-Fans, dass dann doch entschieden wurde, sie hereinzulassen.

Übermannshohe Blockzäune gibt es in der Arena nicht, sondern nur nebeneinander stehende Ordner, die den Auswärts- vom Heimbereich trennen sollen. Nachdem der Einlass verzögert begonnen worden war und sich der Gästebereich füllte, kam es am Rande des Blocks zu Schlägereien - manche wollten die Grenzen nicht akzeptieren. Insgesamt hatten es etwa 10.000 Kölner in Stadion geschafft. Das Stadion war offiziell ausverkauft, aber zu sehen war das nicht.

Wenger: Wir waren zu langsam

Das Spiel begann schließlich um Punkt 21.05 Uhr britischer Zeit. Von Beginn an dominierten die Kölner akustisch auf den Rängen und waren auf dem Platz hellwach. Leonardo Bittencourt wurde zweimal auf dem Weg nach vorn mit Fouls von Londonern gestoppt. Die standen ohne sieben Stammkräfte auf dem Platz, auch Mesut Özil fehlte. Ein langer Ball zwang Arsenals Torwart David Ospina in der 9. Minute aus seinem Tor, er ließ den Ball von der Brust nach vorne abprallen in Richtung Mittellinie. Dort stand Kölns bis zu diesem Zeitpunkt torloser 17-Millionen-Euro-Transfer Jhon Córdoba und schoss den Ball blind aus mehr als 35 Metern über Ospina hinweg ins Netz. Es war der erste Kölner Europapokal-Treffer seit Frank Ordenewitz im Jahr 1992. Die FC-Anhänger tobten, und wieder brannten Bengalos im Block.

Bis zur Pause spielte Arsenal einfallslos weiter, Köln hingegen seine defensiv disziplinierteste Halbzeit in der bisherigen Saison, und führte sogar. FC-Trainer Peter Stöger ging sehr zufrieden in die Kabine. Das sah bei Arsenals Coach Arsene Wenger ganz anders aus. "Wir waren geschockt von dem Tor", gab er nach dem Spiel zu. "Unser Spiel war zu langsam". Zur Halbzeit kam Sead Kolasinac in die Partie, und mit ihm der offensive Druck der Hausherren.

Den Ausgleich machte Kolasinac selbst, als er den Ball kompromisslos ins Netz drosch. Arsenal drückte die Kölner in ihre eigene Hälfte. Alexis Sánchez war ohnehin sehr umtriebig, und machte dann auch den Unterschied: In der 67. Minute tänzelte er seitlich in den Strafraum, entzog sich dem Zugriff der Kölner Defensivspieler - dann zirkelte er den Ball unhaltbar in die lange Ecke. Héctor Bellerín erhöhte in der 81. Minute noch auf 3:1. Rund zehn Minuten später war das erste internationale Spiel seit 25 Jahren vorbei. Arsenal hatte seine Pflichtaufgabe erfüllt. Köln hatte sich auf dem Platz respektabel geschlagen.

Die schlechte Seite hatte der Anhang aus dem Rheinland vor dem Anpfiff gezeigt, ihre gute während der Partie - und danach. Arsene Wenger sagte zu der überraschend großen Zahl Kölner Fans: "Ich weiß nicht, wie sie geschafft haben, das Stadion zu infiltrieren. Sie waren wohl sehr clever." Die Arena leerte sich, aber die Kölner Fans blieben. Sie sangen einfach weiter "Wir spielen wieder im Europapokal". Kölns Trainer Peter Stöger wollte die schlechte Seite der Anhängerschaft nicht kommentieren: "Mein Job ist die Mannschaft, nicht die Fans."

Quelle: ntv.de

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