Demütigung durch Batman & Robin Derby-Debakel erschüttert Schalke
01.03.2015, 13:04 Uhr
Atsuto Uchida hatte als Schalker Abwehrspieler gegen den furiosen BVB einen undankbaren Job.
(Foto: dpa)
Eine wacklige Abwehr, keine Torchance: Das Revierderby bei Erzrivale Borussia Dortmund ist für den FC Schalke eine einzige Demütigung. Nach dem "kollektiven Versagen" auf der BVB-Kostümparty stellt sich Schalke selbst infrage - und zwar komplett.
Nach seiner völlig verkorksten Derby-Premiere stellte Roberto Di Matteo alles infrage: seine Arbeit, sein System und die Berufsauffassung seiner Profis. "Wir sind verstört", fasste der Trainer von Schalke 04 die königsblaue Gemütslage nach dem 0:3 (0:0)-Debakel bei Borussia Dortmund zusammen und listete alle Mängel schonungslos auf - auch die eigenen.

Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus wurden gegen Schalke zu Batman & Robin.
(Foto: imago/Uwe Kraft)
"Es war eine kollektiv schlechte Leistung, auch von mir", gab der Italiener zu, nachdem sein Catenaccio vom Erzrivalen BVB in alle Einzelteile zerlegt worden war. Während Schalke zerfiel, musste Di Matteo hilflos mit ansehen, wie aus Dortmunds Sturmduo Comic-Helden wurden: Pierre-Emerick Aubameyang bejubelte seinen Treffer als Batman, an seiner Seite posierte Marco Reus als dessen Helfer Robin und schwärmte. "Ein viel schöneres Gefühl gibt es nicht."
Bei Schalke gilt hingegen: Viel schlechter geht es nicht. Die Mauertaktik, mit der S04 seit vier Pflichtspielen sieglos ist, will Di Matteo nun überdenken: "Wir müssen sehen, ob wir nicht grundsätzlich etwas ändern müssen. Wir müssen überlegen, ob es mit diesem System weitergeht." Mit der Fünfer-Abwehrkette und drei vorwiegend defensiven Mittelfeldspielern hatte der Nachfolger von Jens Keller die zu Saisonbeginn vogelwilden Schalker stabilisiert. Vor drei Wochen - nach dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach - war er als Tabellendritter auf Champions-League-Kurs noch für seine effektive Taktik hochgelobt worden.
Die "Ergebnismaschine" stottert
Seitdem funktioniert die Schalker "Ergebnismaschine", wie sein BVB-Kollege Jürgen Klopp sie nannte, nicht mehr: Mit nur noch einem einzigen Tor sind die Königsblauen nicht nur aus den Rängen für die Königsklasse herausgefallen. Platz sieben, der nicht mehr in die Europa League führt, ist nur noch zwei Punkte entfernt. Sportvorstand Horst Heldt wollte dem Trainer, der seit Oktober im Amt ist, die höchste Derbypleite seit 1998 indes nicht anlasten. "Es war fast ein Komplettausfall von vielen Spielern", meinte der Ex-Profi, "da brauchen wir nicht über Taktik zu reden." Heldt schoss sich stattdessen auf die Spieler ein: "Es war ein sehr schlimmer Auftritt, ein kollektives Versagen."
Das sah auch Di Matteo so, der seinen Profis gar die richtige Berufsauffassung absprach: "Vor allem war es eine Einstellungs-Sache." Die Konsequenz: Das in den letzten Wochen so solide Abwehrbollwerk zerfiel völlig. Dass es nach neun Dortmunder Großchancen zur Halbzeit noch 0:0 stand, nannte selbst Heldt "ein Wunder".
Offensiv unsichtbar
Und in der Offensive fand Schalke überhaupt nicht statt, obwohl Di Matteo diesmal drei Angreifer aufgeboten hatte: Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar hing völlig in der Luft, Eric Maxim Choupo-Moting suchte weiter verzweifelt seine Form der Hinrunde, und Kevin-Prince Boateng warf einmal mehr die Frage auf, was eigentlich sein exorbitantes Gehalt als vermeintlicher königsblauer Anführer rechtfertigt.
Explizit von der Kollektivschelte nahm Heldt Torhüter-Greenhorn Timon Wellenreuther aus. Der 19-Jährige hatte mit seinem missglückten Dribbling gegen Marco Reus zum 0:3 für den Schalker Tiefpunkt im 146. Ruhrpott-Klassiker gesorgt. "An ihm die Niederlage festzumachen, wäre aberwitzig", meinte Heldt und betonte, der Nachwuchskeeper habe "vieles verhindert".
Dabei verschwieg er allerdings die permanenten Unsicherheiten bei hohen Bällen, die die Schalker Nummer drei offenbarte. Dass ihn nach seinem Fauxpas die Teamkollegen sofort versuchten aufzumuntern, hat vor allem einen Grund: In den nächsten Spielen wird Wellenreuther weiter gebraucht, denn die verletzten Ralf Fährmann und Fabian Giefer fehlen wohl noch einige Wochen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid