Aus der Garage ins Bayern-Tor Die kuriose Geschichte von Bobby Dekeyser
24.04.2020, 05:54 Uhr
Ein Spiel, drei Gegentore: Das ist die Bilanz von Bobby Dekeyser beim FC Bayern.
(Foto: imago/Horstmüller)
"Hallo alle zusammen, mein Name ist Bobby Dekeyser, ich bin 21 Jahre alt und unschlagbar." Mit diesen Worten stellt sich der junge Torwart einst beim FC Bayern vor. So mutig seine Ankündigung, so skurril sein Weg nach München, so schlecht lief es sportlich für ihn.
Robert "Bobby" Dekeyser wollte im Frühjahr 1986 eigentlich nur einen Freund besuchen - doch die Reise nach Offenbach öffnete ihm das Tor in die große Fußballwelt. Das Treffen war in einem Hotel am Kaiserlei-Kreisel geplant, in dem auch Jean-Marie Pfaff logierte. Der Stammtorhüter von Bayern München absolvierte dort sein Reha-Programm nach einer Verletzung - und lief Dekeyser zufällig in der Lobby über den Weg.
Dekeyser, damals 21 Jahre jung, Torwart beim belgischen Zweitligisten Union Saint-Gilloise und mit einem großen Selbstvertrauen gesegnet, stellte sich kurzerhand vor: "Guten Tag, Herr Pfaff, ich bin Bobby, ein Belgier und auch ein Torwart." Es entwickelte sich ein Gespräch, in dem Dekeyser seinem berühmten Landsmann von seinen sportlichen Ambitionen berichtete. Und zur Theorie sollte bald die Praxis kommen.
Trainingseinheit in der Tiefgarage
Schnell wurde ein Fußball gefunden, gemeinsam ging es in die Hotel-Tiefgarage, wo das Duo mit einem kreideähnlichen Stein ein Tor auf die Mauer malte. Dann begannen Dekeyser und Pfaff, sich die Bälle um die Ohren zu schießen. "Das war wie auf dem Bolzplatz", erinnert sich Dekeyser. "Bestimmt eine Stunde lang haben wir herumgekickt wie die kleinen Buben. Und hatten jede Menge Spaß dabei." Spaß, der bei Pfaff einen bleibenden Eindruck hinterließ.
Als der FC Bayern wenige Wochen später ein veritables Torwartproblem hatte, erinnerte er sich an seinen jungen Kollegen. Raimond Aumann, nach Pfaffs Verletzung von Trainer Udo Lattek zur Nummer eins erkoren, hatte sich am Kreuzband verletzt und fiel lange aus. Pfaff kehrte ins Tor zurück, den Bayern aber fehlte tauglicher Ersatz. Pfaff brachte Dekeyser ins Gespräch - und der erhielt tatsächlich eine Einladung zu einem einwöchigen Probetraining.
"Ich bin 21 Jahre und unschlagbar"
Kurz darauf stellte er sich den Stars um Kapitän Klaus Augenthaler und Lothar Matthäus mit den Worten vor: "Hallo alle zusammen, mein Name ist Bobby Dekeyser, ich bin 21 Jahre und unschlagbar." Da staunten die neuen Kollegen nicht schlecht. "Heute kann ich darüber lachen", sagt Dekeyser über den jungen Bobby, "aber im Nachhinein war das natürlich schon eine heftige Nummer von mir damals. Aber ich habe mich eben so in Szene gesetzt und am Ende auch irgendwie Wort gehalten." Denn: Dekeyser überzeugte und erhielt einen Zweijahresvertrag.
Sportlich glücklich wurde er bei den Bayern aber nicht, die 0:3-Achtelfinalniederlage im DFB-Pokal bei Fortuna Düsseldorf im November 1986 war sein einziges Pflichtspiel für die Münchner. Nach nur einer Saison wechselte er zum 1. FC Nürnberg, 1992 beendete der heute 55-Jährige seine aktive Karriere bei 1860 München und wurde Unternehmer. Doch Dekeyser fand in München, wo er im Hause Pfaff wohnte, Freunde fürs Leben. Mit Bayern-Trainer Hansi Flick etwa ist er "wöchentlich in Kontakt", Pfaff und dessen Familie ist er "bis heute unendlich dankbar".
Quelle: ntv.de, Martin Heidt, sid