Bestechung und Urkundenfälschung Ermittler erheben Anklage gegen PSG-Boss
20.02.2020, 17:13 Uhr
Nasser Al-Khelaifi hatte offenbar Valcke einen "nicht gebührenden Vorteil" eingeräumt.
(Foto: imago images/Eibner)
Der Fußball-Weltverband Fifa wird von seiner wenig ruhmreichen Vergangenheit eingeholt: Die Schweizer Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen den früheren Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke und den PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi. Mit dem gibt es allerdings bereits einen Deal.
Der hochrangige Fußball-Funktionär Nasser Al-Khelaifi und der frühere Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke sind in der Schweiz im Zusammenhang mit der Vergabe von Medienrechten an Weltmeisterschaften angeklagt worden. Valcke, der im September 2015 von seinen Aufgaben beim Weltverband entbunden worden war, wird "passive Bestechung", "mehrfache qualifizierte ungetreue Geschäftsbesorgung" sowie "Urkundenfälschung" vorgeworfen. Al-Khelaifi, Boss des französischen Spitzenklubs Paris Saint Germain und Chef der katarischen Sendergruppe beIN, sowie ein dritter Beschuldigter sollen Valcke zur ungetreuen Geschäftsbesorgung angestiftet haben. Dem namentlich nicht genannten Dritten wird zudem "aktive Bestechung" vorgeworfen - Al-Khelaifi nach einem Deal mit der Fifa nicht mehr.
"Aus den Ermittlungen hat sich ergeben, dass Valcke von beiden Mitbeschuldigten nicht gebührende Vorteile erhalten hat", teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) mit. Der 46-jährige Al-Khelaifi, seit 2019 auch Mitglied im Uefa-Exekutivkomitee, habe dem Franzosen, der einst dem früheren Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter zur Seite stand, das alleinige Nutzungsrecht an einer Luxusvilla auf Sardinien überlassen. Der Fifa hat Valcke das nie gemeldet und sich "so im Rahmen seiner Tätigkeit als deren Generalsekretär pflichtwidrig verhalten und sich unrechtmäßig bereichert", steht in der Pressemitteilung der BA.
Fifa hat "Einigung" mit Al-Khelaifi erzielt
So kommt der Vorwurf gegen Al-Khelaifi und den dritten Beschuldigten zustande, Valcke angestiftet zu haben. Weder die Fifa noch die Uefa äußerten sich zu der Anklageerhebung. Die BA hatte das Strafverfahren im März 2017 eingeleitet, auch die Fifa hatte Ende 2016 einen Strafantrag wegen Privatbestechung gegen alle drei Beschuldigte eingereicht. Mit Al-Khelaifi habe der Weltverband allerdings inzwischen eine "nicht näher definierte gütliche Einigung" erzielt, teilte die Behörde mit, und deshalb den Antrag und die Vorwürfe gegen den Katarer zurückgezogen.
Al-Khelaifi zeigte sich in einer Stellungnahme deshalb "zufrieden", dass die Bestechungsvorwürfe, die er immer vehement zurückgewiesen hatte, nach drei Jahren der Ermittlung, "in denen ich vollumfänglich kooperiert habe", fallen gelassen worden seien. Er habe die Erwartung, dass sich auch der verbleibende Vorwurf als "völlig unbegründet" erweisen werde. Zudem teilte er mit, selbst bei den Behörden eine Untersuchung gefordert zu haben, weil während der Ermittlungen interne Details und falsche Informationen an die Öffentlichkeit durchgesteckt worden seien. "Ich behalte mir außerdem das Recht vor, gegen bestimmte Medien vorzugehen", die rufschädigende Berichte geschrieben hätten, schrieb er.
Die BA erläuterte, dass der ursprüngliche Fifa-Strafantrag die Vorwürfe der aktiven und passiven Bestechung zwischen Al-Khelaifi und Valcke im Zusammenhang unter anderem mit der Vergabe von Medienrechten an den Fußball-Weltmeisterschaften 2026 und 2030 beinhaltet habe. "Im Gegenzug zur Gewährung der vorgenannten Vorteile im Zusammenhang mit der Villa auf Sardinien." Mit dem Rückzug des Strafantrags durch die Fifa entfiel die Voraussetzung für die weitere Strafverfolgung dieser Delikte.
Quelle: ntv.de, ara/dpa