Fußball

"Nicht fit oder nächstes Level?" Lewandowski macht sogar Müller fassungslos

Thomas Müller und Robert Lewandowski können sich noch gegenseitig überraschen.

Thomas Müller und Robert Lewandowski können sich noch gegenseitig überraschen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Robert Lewandowski ist ein unglaublicher Torjäger: Der Pole trifft und trifft und macht neuerdings sogar noch wunderliche Dinge. Der Weltfußballer ist nicht nur für den FC Bayern unersetzbar, sondern auch eine Zierde für eine ganze Liga. Auch, weil er sogar die Kollegen überrascht.

Auf der Jubelrunde durchs Stadion vor 25.000 Fähnchen schwenkenden Bayern-Fans wäre Robert Lewandowski auch noch gerne als Fahnenträger vorangegangen. Aber der wieder mal alle überragende Weltfußballer musste nach dem 5:0 (2:0)-Schützenfest gegen eine erschreckend hilflose Hertha zusehen, wie Thomas Müller, Manuel Neuer und Joshua Kimmich mit ihren riesigen rot-weißen Fahnen mit dem Aufdruck "Wieder dahoam" zur Rückkehr von mehr und mehr Zuschauern über den Rasen liefen. Müller mochte seine Fahne nicht hergeben. Egal: Torgigant Lewandowski hält auch so die Fahne des deutschen Serienmeisters hoch - und gleichzeitig die der ganzen Bundesliga.

Drei Treffer gegen Hertha, schon wieder fünf nach drei Spieltagen, dazu zwei Tore gegen Borussia Dortmund beim ersten kleinen Titel im nationalen Supercup: Lewandowski macht zu Beginn dieser Spielzeit einfach weiter, als hätte es eine Sommerpause nicht gegeben. Jede Woche fallen Rekorde, im 13. Ligaspiel in Serie knipste der Pole. "Ich denke nicht an Rekorde", beteuerte der 41-Tore-Rekordmann der vergangenen Spielzeit. "Wichtig ist, dass die Mannschaft gut spielt - und ich profitiere dann davon." Im 333. Pflichtspiel für den FC Bayern erzielte er am Samstagabend seine Treffer 299 bis 301.

"Das ist das Verrückte"

"Das war unser bestes Saisonspiel", sagte Julian Nagelsmann nach seinem ersten Schützenfest als Bayern-Coach und schwärmte vom Mann des Spiels, der vorm Anpfiff als Deutschlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet worden war. "Wenn du in den letzten zwei Jahren auf persönlicher und mannschaftlicher Ebene so viel gewinnst und dann trotzdem wieder vom ersten Spiel an diese Gier entwickelst, das ist außergewöhnlich", rühmte Nagelsmann den Charakter des Top-Profis. Der Coach wurde auch gefragt, ob Lewandowski der beste Bundesligaspieler der Geschichte sei. "Die Bundesliga gibt es schon ein paar Jahre", sinnierte der 34-jährige Nagelsmann - und sagte dann: "Er ist wahrscheinlich top of the top" - also Spitze der Spitze.

Bevor die Gala von Lewandowski und das 3:0 des von den Zuschauern ebenfalls lautstark gefeierten Jungstars Jamal Musiala folgten, hatte Müller den Torreigen gegen die Berliner eröffnet. Auch er sieht den 33-jährigen Lewandowski "auf dem nächsten Level" angekommen. Der ewig hungrige Torgigant gönnt nun auch anderen Tore, wie das 1:0 belegte, als er ein Zuspiel passieren und dem hinter ihm postierten Müller überließ. "Es gab schon Jahre, da hat er den Ball mitgenommen und es selbst versucht", staunte Müller - und frotzelte: "Ich habe nachgefragt, ob er nicht fit ist, oder ob er das nächste Level erreicht hat, weil er jetzt auf einmal Bälle im Strafraum für einen besser Postierten durchlässt", erklärte Müller bei "Sky" und ergänze ernsthaft: "Er merkt ja, dass wenn er selbstloser spielt, dass er von uns trotzdem bedient wird und er seine Tore macht", ergänzte Müller und stellte fest: "Das ist das Verrückte, dann macht er im Vorbeigehen einen Hattrick." Lewandowski traf gegen die Berliner noch zum 2:0, 4:0 und 5:0 - und stellte einen neuen Vereinsrekord auf: Als erster Bayern-Profi überhaupt traf er in 16 Pflichtspielen in Serie.

Nein, Lewandowskis (Tor-)Gier ist deutlich sichtbar nicht geringer geworden. Und es klang dann auch beinahe wie eine Drohung für alle kommenden Gegner, als er sagte: "Ich versuche immer, noch eine Stufe höher zu gehen." Top of the top of the top sozusagen. Lewandowski ist, wie sein junger Dortmunder Tor-Konkurrent Erling Haaland, ein Segen für die Bundesliga, die in Corona-Zeiten gerade staunend den internationalen Transfermarkt beobachtet. Während in England dreistellige Millionen-Transfers abgewickelt werden und Weltstars wie Lionel Messi (zu Paris Saint-Germain), Cristiano Ronaldo (Manchester United) und womöglich noch Kylian Mbappé (zu Real Madrid?) mit ihren spektakulären Vereinswechseln die Schlagzeilen beherrschen, ist Lewandowski der beste Werbebotschafter für die Bundesliga. Und Bayerns erster Garant für Tore und weitere Titel.

Sané "lässt sich null hängen"

Auch wenn im Transferendspurt viel über die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Breite des Münchner Kaders diskutiert wird, top class ist er weiterhin. Und die geglückte Startphase unter Neu-Coach Nagelsmann lässt kaum Zweifel an der Fortsetzung der nationalen Vorherrschaft inklusive Meistertitel Nummer zehn am Stück zu. "Alles kommt langsam zusammen, die neue Philosophie. Es fängt alles an zu klicken. Wir spielen richtig guten Fußball", verkündete der 18-jährige Musiala nach dem ersten Festabend unter Nagelsmann.

Auch wenn der Auftritt der Berliner "schockierend" war, wie Trainer Pal Dardai befand, ist die Münchner Offensivkraft schon wieder brutal. "Wir haben alles geschafft, was wir geplant hatten", sagte Lewandowski. Auch der eine Stunde von der Bank aus zuschauende Leroy Sané durfte als Vorlagengeber für Lewandowski noch aktiv teilhaben an der Gala. "Er lässt sich null hängen", lobte Nagelsmann, der aber auch die "Bolzplatzmentalität" des Sané-Konkurrenten Musiala rühmte.

Nach der Länderspielpause müssen die Bayern dann zeigen, ob sie insgesamt schon wieder "top of the top" sind, erst auswärts in Leipzig, dann zum Champions-League-Start beim Messi-losen FC Barcelona. Dabei könnte Nagelsmanns Rückkehr nach Leipzig noch an Brisanz gewinnen, da die Bayern nach dem Trainer sowie Abwehr-Ass Dayot Upamecano dem Konkurrenten auch noch Kapitän Marcel Sabitzer wegkaufen könnten. "Wir haben uns schon mit dem Spieler beschäftigt, ja. Das könnte ein Thema werden", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic vielsagend.

Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann, dpa

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