Klub-Boss Mintzlaff unter Druck Minimalist Tedesco soll RB Leipzig retten
09.12.2021, 11:11 Uhr
Wenige Tage nach dem Rauswurf des US-Amerikaners Jesse Marsch hat RB Leipzig einen neuen Trainer. Mit Domenico Tedesco kehrt ein alter Bekannter in die Bundesliga zurück. Der 36-Jährige soll den kriselnden Klub aus Sachsen zurück in die deutsche Spitze führen.
Domenico Tedesco ist zurück in der Bundesliga. Der ehemalige Schalke-Trainer den Fußball-Bundesligisten RB Leipzig übernehmen, das bestätigten die Sachsen am Donnerstag. Er erhält einen Vertrag bis Sommer 2023. Der 36-jährige Tedesco arbeitete bis zum vergangenen Sommer für den russischen Erstligisten Spartak Moskau. Leipzig hatte sich am vergangenen Wochenende vom bisherigen Coach Jesse Marsch nach nur 14 Spieltagen getrennt. Im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen Manchester City (2:1) wurden die Sachsen von Interimstrainer Achim Beierlorzer betreut. Der 54-Jährige wurde nach der Verpflichtung des neuen Trainers freigestellt.
Bereits nach dem Spiel gegen City hatte Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff angedeutet, dass er vor dem kommenden Bundesliga-Spieltag einen neuen Trainer präsentieren könnte. "Es kann sehr schnell gehen, wir sind in guten Gesprächen und haben das Gefühl, dass der Trainer, den wir verpflichten werden, perfekt zur Mannschaft passt", hatte der 46-Jährige erklärt. Tedesco soll die Mannschaft bereits vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach trainieren.
Mintzlaff selbst war zuletzt in die Kritik geraten. Der US-Amerikaner Marsch galt als sein Wunschtrainer. Dabei hatte er sich auch gegen Widerstände aus der Mannschaft durchgesetzt. Die war in ihrer Gesamtheit nicht von dem Produkt der Red-Bull-Fußballschule überzeugt. Der ehemalige Trainer von RB Salzburg und New York RB sowie ehemalige Co-Trainer von Julian Nagelsmann bei Leipzig scheiterte letztendlich krachend mit seinen Vorstellungen vom Red-Bull-Fußball als Pressingmaschine, dem der zu den Bayern abgewanderte Nagelsmann neue Ballbesitzelemente hinzugefügt hatte und für den auch der Kader ausgelegt war.
Keine ideale Ausgangsposition
Für Mintzlaff, der nach dem Abgang des sportlichen Leiters Markus Krösche zu Eintracht Frankfurt, seit dem vergangenen Frühjahr weitestgehend ohne sportliche Expertise auskommen muss, ist die Verpflichtung Tedescos elementar wichtig. Der von Bayern München, die sich neben Nagelsmann und seinem Trainerteam auch noch Verteidiger Dayot Upamecano und Kapitän Marcel Sabitzer sicherten, und auch Liverpool zerfledderte Kader, wurde im Sommer nicht ausreichend und auf den falschen Positionen verstärkt.
Seit Leipzigs Aufstieg in die Bundesliga im Sommer 2016 qualifizierte sich das umstrittene Projekt des österreichischen Marketinggiganten in jeder Saison für einen europäischen Wettbewerb. Mit nur 18 Punkten aus 14 Spielen und Rang elf in der Liga hat der neue Trainer keine ideale Startposition. Doch auf seinen vorherigen Stationen hat er durchaus bewiesen, dass er aus wenig viel machen kann.
Tedescos Trainerkarriere begann in den Jugendabteilungen der Bundesligisten VfB Stuttgart und TSG Hoffenheim. In seiner kurzen Zeit beim Zweitligisten Erzgebirge Aue hatte er sich für den Trainerposten bei Schalke 04 empfohlen. Den Ruhrpott-Klub hatte er zur Saison 2017/2018 übernommen und im ersten Jahr mit minimalistischem Fußball auf Platz zwei der Bundesliga geführt. Auch im DFB-Pokal gelang den Königsblauen ein tiefer Lauf. Sie schieden erst im Halbfinale gegen den späteren Titelgewinner Eintracht Frankfurt aus.
Leipzig hofft auf Nagelsmann-Effekt
Doch im zweiten Jahr zerbrach die noch junge Liebe zwischen dem Ruhrgebietsverein und dem Trainer, der nach einer großzügigen Vertragsverlängerung bis 2022 im Sommer 2018 mit seinem Team nicht mehr an die Vorjahreserfolge anschließen konnte. Nach einem 0:7 gegen Manchester City und einem Absturz auf Platz 14 in der Liga war seine Zeit bei Schalke 04 vorbei.
Den dramatischen Zerfall des Traditionsvereins verfolgte der im italienischen Rossano geborene und in Esslingen aufgewachsene Trainer aus der sicheren Ferne seiner neuen russischen Heimat. Dort hatte er im Oktober 2019 angeheuert, war der erste deutsche Trainer bei Spartak Moskau. Sein Abschied als Vizemeister im Sommer 2021 erfolgte aus "familiären Gründen" und wurde von den Anhängern des Vereins betrauert.
Immer wieder war Tedesco zuletzt ein Kandidat für vakante oder nicht-vakante Trainerposten in der Bundesliga. So wurde sein Name auch bei Hertha BSC ins Spiel gebracht, doch nun obliegt ihm die Aufgabe, an die Erfolge seines ehemaligen Hoffenheimer Weggefährten Julian Nagelsmann anzuknüpfen.
Quelle: ntv.de, sue