Fußball

Souveräner auf dem Platz Neuer Schiri-Boss fordert Strenge von Unparteiischen

Fraglich, ob sich ein Bastian Schweinsteiger im Legendenspiel bei Knut Kircher mit dem Meckern zurückgehalten hat.

Fraglich, ob sich ein Bastian Schweinsteiger im Legendenspiel bei Knut Kircher mit dem Meckern zurückgehalten hat.

(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Der neue Schiedsrichter-Chef beim Deutschen Fußball-Bund, Knut Kircher, fordert Konsequenz ein. Die Unparteiischen sollen klare Entscheidungen auf dem Platz treffen und so den VAR minimieren. Zudem will er auch Strenge bei der Umsetzung der Anti-Mecker-Regel.

Der neue DFB-Schiedsrichter-Chef Knut Kircher fordert bei der Umsetzung der sogenannten Kapitänsregel - die als Anti-Mecker-Regel bei der Fußball-Europameisterschaft eingeführt wurde - ein strenges und einheitliches Vorgehen der Referees. Erfahrene Schiedsrichter, die großen Respekt genießen, sollen Spieler, die sich beschweren und nicht Kapitän ihres Teams sind, genauso schnell mit einer Gelben Karte bestrafen wie weniger erfahrene Unparteiische. "Erst kommt die Einheitlichkeit und Konsequenz in der Umsetzung. Dann erst die Persönlichkeit", sagte der 55-Jährige in einem Interview des "Kicker".

Kircher nannte ein Beispiel mit Schiedsrichter Timo Gerach, der im vergangenen Jahr erstmals ein Bundesliga-Spiel pfiff, und den beiden erfahreneren Kollegen Daniel Schlager und Deniz Aytekin. "Nehmen wir an, Timo Gerach empfängt einen Spieler, der sich beschweren will, aber nicht Kapitän ist, direkt mit der Gelben Karte. Da sage ich: super gemacht", sagte Kircher. "Wenn in der gleichen Situation ein Daniel Schlager zum Spieler sagt: Noch einmal, dann gibt es Gelb - dann sage ich: Daniel, no way. Das ist nicht konsequent. Und wenn Deniz Aytekin in der gleichen Situation den Spieler in den Arm nimmt und lächelnd sagt: Junge, so nicht, beim nächsten Mal ist es leider Gelb - dann sage ich: Deniz, so nicht."

Die neue Regel besagt, dass sich nur noch die Spielführer beider Mannschaften bei den Unparteiischen über deren Entscheidungen beschweren dürfen. Zeiten, in denen ein Pulk von Spielern auf den Referee einredet, sollen damit vorbei sein.

Bei der Fußball-Europameisterschaft war die Regel bereits angewandt worden und hatte viele positive Reaktionen hervorgerufen. "Ich habe noch keinen getroffen, der während der EM nicht gesagt hätte: Endlich sind diese unangemeldeten Betriebsversammlungen beim Schiedsrichter vorbei. Aber es muss dann auch jedem klar sein, dass es dafür Konsequenz braucht", sagte Kircher. Auch in Deutschland und im Europapokal gilt die Regel nun.

VAR-Eingriffe am besten reduzieren

Auch beim Thema Videoassistent sieht Kircher weiter Verbesserungspotenzial - allerdings nicht nur im viel zitierten "Kölner Keller", wo die Unparteiischen vor den Bildschirmen sitzen. "Den größten Optimierungsbedarf sehe ich in der Entscheidungsqualität auf dem Platz." Er forderte: "Die Szenen, in denen der VAR überhaupt einzugreifen hat, müssen sich reduzieren." Und ergänzte: "Wir wollen und brauchen die besten Entscheidungen und den entsprechenden Mut, sie auf dem Platz zu treffen - und nicht hinterher das beste Fehlermanagement."

Grundsätzlich infrage stellen will Kircher das deutsche VAR-System nicht. "Momentan geht es in der Konstellation weiter, ich sehe keinerlei andere Notwendigkeiten. Jochen genießt weiterhin das Vertrauen", sagte er angesprochen auf Projektleiter Jochen Drees. Kircher ist sich "sicher, dass die Prozessabläufe in Sachen Qualitätssicherung immer mehr greifen werden. Damit meine ich, vor einem VAR-Einsatz einfach noch mal zu wiederholen: Worauf kommt es an, wie definieren wir die Toleranzbereiche und die Eingriffsschwelle?"

In diesem Zusammenhang betonte der frühere Bundesliga-Referee: "Wie die Schiedsrichter auf dem Platz sollen auch die Spezialisten im Video-Assist-Center in Köln einer ständigen Qualitätsschleife unterliegen. Und es kann sein, dass wir die Anzahl der VAR reduzieren, um damit die Einsatzfrequenz zu erhöhen. Auch die UEFA geht immer mehr den Weg der Spezialisierung."

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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