Fußball

PSG-Star zerfetzt die Vorurteile Ousmane Dembélé verbreitet Angst und Schrecken in Europa

Ousmane Dembélé rennt mal wieder seinem Gegner davon.

Ousmane Dembélé rennt mal wieder seinem Gegner davon.

(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)

Lange Zeit ist Ousmane Dembélé der streitbarste Superspieler Europas. In Dortmund wird er zum großen Versprechen, doch sein Potenzial bleibt jahrelang unberührt. Im Jahr 2025 aber erhebt sich der 27-Jährige. Das ist etwas, was den anderen Klubs in der Königsklasse große Sorgen bereiten dürfte.

Das zwischendurch verschollen geglaubte Genie Ousmane Dembélé ist zurück. Der ehemalige BVB- und Barcelona-Angreifer zählt zu den formstärksten Spielern Europas und ist von allen der wohl treffsicherste. Beim Playoff-Spiel der Champions League zwischen Stade Brest und dem Frankreich-Giganten Paris Saint-Germain 0:3 (0:2) erzielte der 27-Jährige seine Tore 17 und 18 in den vergangenen elf Pflichtspielen und seine Tore 14 und 15 in nur acht Pflichtspieleinsätzen im Jahr 2025.

Er hinterließ einen sprachlosen Trainer und vollkommen verzückte Anhänger und Kritiker. Dembélé, so hieß es allenthalben, kann in diesem Jahr den Ballon d'Or gewinnen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber irgendwo muss auch ein zukünftiger Weltfußballer mal anfangen. Wieso nicht in Brest?

"Fragen Sie ihn doch mal, was der zu Weihnachten gegessen hat. Er ist ein Spieler voller Selbstvertrauen", sagte Luis Enrique nach dem souveränen Königsklassen-Erfolg beim Ligakonkurrenten. "Als ich damals als Kind noch PlayStation gespielt habe, wäre er einer dieser Spieler gewesen, die man dann gewählt hat, wenn man einen Game Changer brauchte."

Die erstaunliche Wandlung ist nicht absehbar

Dembélé riss immer wieder tiefe Wunde in die Verteidigung von Brest. Der Franzose hatte am letzten Spieltag der Gruppenphase der Champions League bereits den deutschen Vertreter VfB Stuttgart mit drei Treffern eigenhändig aus der Königsklasse befördert und zuvor schon Manchester City beim 4:2-Comebacksieg nach einem 0:2 letztlich in das nunmehr wohl fatale Duell mit Real Madrid getrieben.

Seine Leistungen kamen einer Sensation gleich. Weil da auf einmal jemand war, der nicht mehr nur ein Versprechen auf zukünftige Leistung abgab, sondern tatsächlich einlöste. Payback-Time im Jahr 2025. Der ehemalige Dortmunder Dembélé hatte noch in der vergangenen Spielzeit maximal Mitleid hervorgerufen. Seine sechs Treffer und immerhin zwölf Assists in insgesamt 42 Einsätzen waren einem Weltklassespieler nicht würdig.

Seine für den Gegner tödlichen Läufe durch die Linien, seine präzisen Pässe, seine kaum zu greifenden Bewegungen schienen der Vergangenheit anzugehören. Er drohte in der Versenkung zu verschwinden, sein schier unerschöpfliches Talent im Ozean der schlampigen Genies zu versinken. Trainer Luis Enrique hatte vor der Saison große Hoffnungen in ihn gesteckt. Nach dem Abgang von Kylian Mbappé sollte Dembélé der zentrale Spieler im Offensivsystem werden.

Bis dahin hatte er in Paris noch nicht gezeigt, warum er die 50 Millionen Euro wert sein sollte, die PSG für ihn an Barcelona gezahlt hatte. Und er hatte nicht ansatzweise überhaupt nur angedeutet, warum die Katalanen auf dem durch Neymars Transfer von Barcelona zu PSG vollkommen überhitzten Transfermarkt inklusive aller Bonuszahlungen rund 140 Millionen Euro an Borussia Dortmund gezahlt hatten.

Die Wandlung beginnt in München

Er hatte es auch in dieser Spielzeit lange nicht gezeigt. Erst im November verzweifelten alle an ihm. Da flog er nach zwei Gelben Karten beim 0:1 von PSG beim FC Bayern mit Gelb-Rot vom Platz. Sein Torkonto in allen Wettbewerben stand bei mickrigen fünf Treffern aus Ligaspielen gegen Le Havre, Brest, Reims und Lens. Wenig machte Hoffnung auf Besserung.

Stade Brest - Paris Saint-Germain 0:3 (0:2)

Brest: Bizot - Lala, Chardonnet, Coulibaly, Haïdara - Camara (83. Salah), Lees Melou (83. Pereira Lage), Magnetti (64. Fernandes) - Faivre (72. Doumbia), Ajorque, Sima (64. Baldé). Trainer: Roy

Paris: Donnarumma - Hakimi, Pacho, Marquinhos, Mendes - Ruiz Peña, Ferreira, Neves - Doué (67. Kvaratskhelia), Dembélé (82. Ramos), Barcola (75. Lee). - Trainer: Enrique

Schiedsrichter: Irfan Peljto (Bosnien-Herzegowina)

Tore: 0:1 Vitinha (21., Handelfmeter), 0:2 Dembélé (45.), 0:3 Dembélé (66.)

Gelbe Karten: Chardonnet (2) - Barcola

Zuschauer: 15.831

Nach dem Platzverweis veränderte sich alles. Für PSG, die in der Königsklasse nach vier Punkten aus fünf Spielen vor dem Aus standen. Sie ließen dann drei Siege in Salzburg (ohne Dembélé), gegen Manchester City (mit Dembélé auf dem Flügel) und gegen Stuttgart (mit Dembélé als falscher Neun) folgen - es war die knappe Qualifikation für die Playoffs.

Nach dem Platzverweis veränderte sich aber auch für Dembélé alles. In überhaupt nur einem Spiel, einem 1:1 bei Lens im französischen Pokal, blieb er seitdem ohne eigenen Treffer. Doch auch in dem Pokalspiel war er genaugenommen erfolgreich. Als er beim Elfmeterschießen antrat, traf er und auch deswegen zog PSG in die nächste Runde ein. Es läuft für den Verein, der nach Jahren der Gigantomanie mit Superstars wie Neymar, Mbappé oder Lionel Messi, den Ansatz etwas geändert hat. Sie werfen immer noch wie wild mit Geld um sich, weit über 200 Millionen Euro in der laufenden Saison, aber sie werfen das Geld etwas gezielter.

Dembélés größter Fan spielt bei Real Madrid

Eingerahmt von den Flügelspielern Bradley Bacola und Désire Doué, die mit ihren dahinter agierende Außenverteidigern Nuno Mendes und Achraf Hakimi dem Spiel die nötige Breite verleihen, ausgelotet vom ausbalancierten Mittelfeld um die Portugiesen Joao Neves und Vitinha, setzt sich Dembélé dieser Tage sogar früh an die Spitze im Rennen um den Titel des besten Fußballers der Welt.

Es ist etwas, was ohnehin immer ihn ihm schlummerte, was jedoch durch seinen für den modernen Fußball eher unangepassten Lebenswandel und die womöglich auch daraus resultierende Verletzungsanfälligkeit immer wieder verborgen blieb. Dabei hatte nicht nur Luis Enrique an ihn geglaubt, sondern auch der wohl beste französische Angreifer dieser Generation.

"Ich bin sein größter Fan und davon überhaupt nicht überrascht", sagte der seit Saisonbeginn eben für Madrid und nicht mehr PSG stürmende Mbappé kürzlich im Interview mit "L'Équipe". "Ich kenne seine Qualitäten schon, seitdem wir 14 Jahre alt sind. Ich denke, dass er jetzt einen mentalen Durchbruch hat. Er ist viel entspannter vor dem Tor. Er ist ein Top-Spieler, er ist der beste Angreifer bei PSG. Er soll sich keine Limits setzen."

Vollkommen überraschend ruft dieser Top-Spieler nun sein Potenzial ab. Und mit ihm erhebt sich sein Klub, PSG, urplötzlich zu einem der Dark Horses, der Außenseiter, im Rennen um den Henkelpott. Ousmane Dembélé, der erstaunlichste Spieler dieser ersten Tage im Jahr 2025, scheint jederzeit in der Lage, dem FC Bayern München das so herbeigesehnte "Finale Dahoam" zu zerstören.

Dembélé gab sich am Dienstag ganz demütig. "Wir haben einen ganz guten Lauf gerade", sagte er nach dem Spiel: "Ich spiele jetzt ein bisschen mehr auf der 9, in der Zentrale. Ich muss weniger rennen. Dadurch habe ich mehr Klarheit vor dem Tor. Und dann sind noch die wirklich guten Zuspiele. Manche Bälle muss ich nur ins Netz schieben, weil Bradley (Barcola) oder Désire (Doué) den Großteil der Arbeit machen. Ich bin dann einfach gut positioniert, um zu vollenden."

Quelle: ntv.de, sue

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