Fußball

"Magische Nacht" für Mbappé Real Madrid deutet an, was Europa zu befürchten hat

Kylian Mbappé hat mit Real Madrid seinen ersten Titel gewonnen.

Kylian Mbappé hat mit Real Madrid seinen ersten Titel gewonnen.

(Foto: Darko Vojinovic/AP/dpa)

Und schon wieder ein Titel für Real Madrid. Beim Debüt von Kylian Mbappé heimsen die Königlichen den europäischen Supercup ein und sind jetzt Rekord-Champion in diesem Wettbewerb. Für den neuen Superstar aus Frankreich ist die erste Nacht gar "magisch".

Die europäische Fußball-Elite hat am Mittwochabend einen kleinen Vorgeschmack auf das bekommen, was ihr in dieser Saison blüht. Zumindest, wenn sie Real Madrid als Gegner gegenübersteht. Die Mannschaft hat zwar mit dem eigentlich unverzichtbaren Strategen Toni Kroos einen der größten Giganten der Klub-Geschichte verloren. Der DFB-Star hat seine Karriere beendet und jede Hintertür zugeschlagen. Dafür wurde mit Kylian Mbappé aber ein neuer Riese verpflichtet. Der Stürmer spielt zwar ganz anders als Kroos, aber bringt ebenfalls ein Maximum an Extraklasse mit. Er lief im europäischen Supercup in Warschau gegen Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo erstmals auf und erzielte beim souveränen 2:0 (0:0)-Erfolg direkt seinen ersten Treffer im neuen, weißen Trikot.

"Es war eine magische Nacht. Ich habe davon geträumt, jetzt ist es Realität", sagte Mbappé, der nun endlich seinen ersten internationalen Titel auf Vereinsebene feiern durfte. Und nach diesem Abend dürfte klar sein, es wird sicher nicht der einzige bleiben: "Es ist verrückt und eine große Ehre. Es ist immer toll, ein Tor zu schießen. Ich hoffe, dass wir so weitermachen." Der 25-Jährige machte mit seinem Treffer zum 2:0 den Deckel auf ein Spiel, das in den ersten 45 Minuten langweilig war und danach immer mehr von Real dominiert wurde. Nicht indes, ohne eine knifflige Situation zu überstehen. Direkt nach dem Abpfiff bewahrte Torwart Thibaut Courtois seine Mannschaft mit einer überragenden Tat vor dem Rückstand. Mario Pasalic köpfte gegen die Laufrichtung des Keepers, der sich aber streckte und in voller Ausdehnung seines Körpers den Einschlag verhinderte.

Vinicius Junior ist nicht zu stoppen

Real Madrid - Atalanta Bergamo 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Valverde (60.), 2:0 Mbappe (68.)
Madrid: Courtois - Carvajal (89. Vazquez), Militao, Rüdiger, Mendy - Tchouameni - Valverde, Bellingham (89. Ceballos) - Rodrygo (76. Modric), Mbappe (83. Brahim Diaz), Vinicius Junior (88. Güler). - Trainer: Ancelotti
Bergamo: Musso - Dijmsiti, Hien (90. Palestra), Kolasinac (71. Bakker) - Zappacosta (63. Godfrey), De Roon, Ederson, Ruggeri - Mario Pasalic (90. Manzoni) - De Ketelaere (62. Retegui), Lookman. - Trainer: Gasperini
Schiedsrichter: Sandro Schärer (Schweiz)
Gelbe Karten: Vinicius Junior, Bellingham - Ederson, Dijmsiti
Zuschauer: 58.145 (ausverkauft)

Champions-League-Champion Real war nicht frei von Fehlern, das mutig dagegenhaltende Bergamo hatte durchaus Möglichkeiten, ein Tor zu erzielen. Aber eine echte Chance auf den Sieg hatten die im letzten Moment oft fahrig agierenden Italiener nicht. Und zu beeindruckend gut ist die Frühform der Königlichen. Vinicius Junior, um den es zuletzt ein milliardenschweres Wechselgerücht in Richtung Saudi-Arabien gab, ist mit seinem aberwitzigen Tempo, seiner perfekten Ballkontrolle und seinem Spielwitz kaum zu stoppen. Das 1:0 durch Federico Valverde legte er herausragend vor, zog an seinem Gegner vorbei, verzögerte kurz, ließ dadurch eine Grätsche ins Leere fliegen und bediente seinen Kollegen, der mühelos einschob.

Auch beim Mbappé-Treffer hatte er seine fixen Füße im Spiel. Auf der rechten Strafraumseite wollte er unbedingt seinen neuen Traumpartner in Szene setzen, statt selbst abzuschließen. Was vermutlich aber eine sehr gute Idee in sehr guter Position gewesen wäre. Er setzte stattdessen auf das Zuspiel. Das misslang jedoch. Rodrygo rettete den Ball, fand den französischen Superstar schließlich. Der krönte mit einer blitzschnellen Bewegung und einem wuchtigen Abschluss in den Knick sein Traumdebüt, das er zuvor mit zahlreichen Sprints und schönen Ballszenen garniert hatte. Mbappé baute sich hernach wuchtig auf, ein Statement an die europäische Konkurrenz.

Wer soll dieses Team schlagen? Ja, gute Frage. Denn auch Jude Bellingham, der englische Weltstar, der bei der Europameisterschaft zuletzt mehr Mecker-Monster als Ball-Gigant war, fand zurück zu seiner großen Klasse. Vom Spielgerät war er nie zu trennen, wie einst Kroos. Immer wieder stieß er mit seinen Tempo- und Tiefenläufen in die Abwehr der Italiener herein und erfand kluge Dinge, um diese auseinanderzunehmen. So schickte er einmal Vinicius Junior mit einem genialen Steilpass los, dessen Schuss war allerdings zu unplatziert.

Bellingham fürchtet jede Menge Stress

"Es ist leicht, mit ihnen zu spielen. Sie sind alle großartig, Real ist der größte Klub der Welt", sagte Mbappé, der jetzt schon schockverliebt in seine neue Heimat ist, für dessen Wechsel er so sehr gekämpft hatte, auch mit durchaus streitbaren Mitteln bei seinem Ex-Klub Paris St. Germain. "Ich möchte mich bei allen bedanken. Es ist so leicht gewesen. Ich muss mich wirklich nur auf den Fußball konzentrieren." Jude Bellingham, der neue Chef im Mittelfeld, der in einer sehr offensiven Rolle als Zehner agierte, schwärmte ebenfalls. "Er ist brillant und hat so viel Qualität. Aber er ist außerdem ein toller Teamkollege, sehr angenehm. Er verdient es." Das größte Problem dieses Ensembles: Kein Gegner, sondern die eigene Qualität und das unfassbare Angebot an Topspielern vor allem in der Offensive - da sind ja auch noch die Top-Talente Endrick und Arda Güler sowie Brahim Diaz - so zu moderieren, dass keine Unruhe entsteht. Aber wenn das jemand kann, dann Trainer-Fuchs Carlo Ancelotti.

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Im ersten Pflichtspiel der Saison hätte das Team "ein bisschen Zeit gebraucht, aber dann hat es Klick gemacht und wir haben uns gefunden", betonte Bellingham und lobte: "Da waren wir brillant. Das hat Spaß gemacht, wir werden die Feier genießen - aber dann steht direkt wieder Arbeit an." Er selbst sieht viel Stress auf sich zukommen. Wegen der Tempodribbler Vinicius Junior und Mbappé: "Du hast immer nur zwei Sekunden, bevor beide mit den Händen winken und den Ball wollen." Die neue, gigantische Offensive erinnerte bereits im ersten gemeinsamen Spiel an das legendäre Trio um Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale. "Das war ein außergewöhnlicher Sturm", bekannte Ancelotti, der damals ebenfalls Trainer war. "Was sich in diesem Klub nie ändert, ist die Qualität. Die hatten wir 2014 und die haben wir 2024, zehn Jahre später, immer noch."

Grund zum Feiern hatte übrigens auch der ewige Luka Modrić, der erst spät eingewechselt worden war. Mit nun 27 Titeln ist er der erfolgreichste Spieler in der Geschichte von Real Madrid. Maestro Ancelotti darf sich als Trainer diesen Titel mit dem legendären Miguel Munoz teilen (14). "Es ist eine Ehre und ein Privileg, diese Nächte hier zu erleben, zu leiden, zu kämpfen und auch zu gewinnen", sagte der Italiener, der offenbar einfach durch nichts und niemanden aus der Ruhe zu bringen ist. Und dann gibt es noch einen Rekord für Real Madrid: Mit dem sechsten Triumph haben die Königlichen den AC Mailand in diesem Wettbewerb abgehängt.

Quelle: ntv.de, tno

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