20,36 Millionen Euro Verlust WM-Affäre kostet den DFB viel Geld
05.10.2018, 15:34 Uhr
Vielen Dank: Die WM 2006 war für den DFB ein teurer Spaß.
Steuernachzahlungen in Höhe von über 22 Millionen Euro verhageln dem DFB die Bilanz für das Geschäftsjahr 2017. Der Verband zahlt - und hofft, das Geld zurückzubekommen. Auch der Turnierhaushalt für das historische Aus bei der WM in Russland ist negativ.
Die Affäre um die WM 2006 hat dem Deutschen Fußball-Bund nach enormem Imageverlust und Steuernachzahlungen auch ein Bilanzminus beschert. Der Verband verzeichnete für das Geschäftsjahr 2017 ein negatives Ergebnis von 20,3 Millionen Euro, wie DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge berichtete. Hauptgrund dafür seien die Nachzahlungen an das Finanzamt Frankfurt im Zuge der Affäre um die WM 2006.
Die Behörde hat im Oktober vergangenen Jahres rückwirkend geänderte Steuerbescheide für das Jahr 2006 erlassen und dem DFB die Gemeinnützigkeit aberkannt. Der Verband musste nach eigenen Angaben 22,57 Millionen Euro nachzahlen. "Gegen diese Bescheide haben wir Einspruch eingelegt. Das Einspruchsverfahren läuft aber noch. Für uns hat das aber bedeutet, dass wir den vollen Beitrag als Aufwand rechnen mussten", sagte Osnabrügge. Sollte das Verfahren erfolgreich sein, könnte der DFB die Summe theoretisch zurückerhalten - verzinst.
Der Verband will sich das Geld aber so oder so zurückholen. Wenn nicht vom Finanzamt, dann von den mutmaßlichen Verursachern des Skandals. "Insbesondere das Thema Schadensersatz wird uns weiterhin begleiten. Der DFB wird entsprechende Ansprüche verfolgen", sagte Osnabrügge. Er nannte zwar keine Namen, gemeint waren aber die von der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main angeklagten Ex-DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach, der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und Ex-FIFA-Generalsekretär Urs Linsi. Ein Verfahren wurde noch nicht eröffnet. Dazu kommt Franz Beckenbauer als Organisationschef der WM 2006. Mit allen Beteiligen sei eine Verjährungsverzichtserklärung vereinbart worden, sagte Osnabrügge.
WM-Aus war teuer
Hintergrund der Steuernachzahlung ist der nach wie vor ungeklärte Zweck der Überweisung der 6,7 Millionen Euro im Jahr 2005 über den Weltverband Fifa an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. Der DFB hatte die Summe in seiner Steuerklärung 2006 als Kostenbeitrag zu einer WM-Gala verbucht, die aber nie stattfand - "steuerlich unzutreffend", hatte das Finanzamt entschieden. Die Erlöse des weltgrößten Sportfachverbandes hätten sich im Gegensatz zu den Ausgaben planmäßig entwickelt, berichtete der Schatzmeister. Das Eigenkapital beläuft sich laut Bericht auf etwas mehr als 155 Millionen Euro. "Trotz dieser Einmaleffekte gilt: Der DFB ist wirtschaftlich gesund, und wir sind selbstverständlich jederzeit in der Lage, unseren Verpflichtungen nachzukommen." Bis 2021 soll die 150 Millionen Euro teure Akademie in Frankfurt fertig sein. Die Hälfte daraus will der Verband aus eigenen Mitteln bezahlen.
Zusätzlich werte die laufende Betriebsprüfung mehrere Sachverhalte zwischen 2012 und 2014 abweichend als bisher. Die Prüfung, die nach Angaben des Abteilungsleiters Rechnungswesen Dirk Moldenhauer bereits fast zwei Jahre dauert, ist derzeit nicht abgeschlossen. Weitere Steuernachzahlungen sind möglich, der DFB hat nach eigener Angabe dafür Rückstellungen gebildet. Es gehe dabei um eine Summe von etwa 17 Millionen Euro, betroffen von der Prüfung sind Bandenwerbung und Umsatzsteuern.
Und auch das Jahr 2018 und die Folgejahre werden für den DFB nicht billig. Das historische Vorrunden-Aus bei der WM in Russland kostet Geld, für einen Gewinn hätte mindestens das Halbfinale erreicht werden müssen. "Der turnierbezogene Haushalt wird mehr Aufwendungen vorweisen als Erträge", rechnete Osnabrügge vor, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die WM-Affäre schlug sich durch Aufklärung und Rechtsbelastung bereits in den beiden vergangenen Bilanzen nieder. Über sieben Millionen Euro hat der DFB nach eigenen Angaben seit 2015 investiert, unter anderem in den Freshfields-Bericht, der zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen sollte.
Quelle: ntv.de, sgi/dpa/sid