WM-Countdown (27) WM-Unterkunft? Lastwagen mit Wlan!
18.05.2018, 16:57 Uhr
Mit der Isomatte auf Kunstrasen - wer's mag.
Bei der WM im Hotel wohnen? Kann doch jeder. Vom Camping auf einem Indoor-Fußballfeld über einen olivgrünen LKW bis zur Kajüte auf einem sowjetischen Forschungsschiff: ein Blick auf Unterkünfte für Fans, die das Abenteuer lieben.
Was macht ein Holländer in Russland? Klar, irgendwas mit Camping - sorry, manchmal werden Klischees halt wahr. Der Holländer heißt in diesem Fall Pjotr Sauer, und das mit dem Camping ist ein neues Projekt von ihm. Eigentlich kümmert er sich in Moskau um mehrere Indoor-Fußballplätze. Doch jetzt, zur WM, wo alle nach preiswerten Unterkünften suchen, hat er sich etwas anderes ausgedacht: Aus Fußballplatz wird Zeltplatz, Fans aus aller Welt können ihre Isomatte auf einem Stückchen Kunstrasen ausrollen.
Katrin Scheib ist Journalistin, Schalke-Fan und kommt aus dem Rheinland. Als die deutsche Mannschaft 2014 in Brasilien Fußball-Weltmeister wurde, war sie gerade nach Moskau gezogen. Seitdem bloggt sie unter kscheib.de über ihren Alltag und informiert mit ihrem "Russball"-Newsletter jede Woche über den Fußball und die WM-Vorbereitungen in Russland. Und nun schreibt sie für n-tv.de den Countdown, bis das Turnier am 14. Juni beginnt.
"Die meisten Buchungen haben wir von Südamerikanern und von Skandinaviern", erzählt Sauer. Gerade hat er die Zelte bestellt, 3000 Rubel soll die Nacht im Einmannzelt kosten, das sind etwa 50 Euro. Dafür gibt es dann auch die ganze Infrastruktur, die die Indoor-Fußballhallen ohnehin haben: Duschen und Toiletten, klar, aber auch Schließfächer, eine Sauna, einen Kicker und eine Leinwand zum Fußballgucken. Die offizielle Genehmigung für den improvisierten Campingplatz zu bekommen, sei kein Problem gewesen, so Sauer: "Wir haben hier regelmäßig Fußball-Akademien für Kinder, deshalb gelten für Brandschutz und sonstige Sicherheit ohnehin strenge Regeln für uns." Als einzige Auflage bekam er aufgetragen, rund um die Uhr einen Wachmann vor Ort zu haben.
Schlafende Fans auf einem Fußballplatz - ungewöhnlich, aber nicht die einzige besondere Unterkunft für WM-Besucher. In Kaliningrad zum Beispiel kann man sich für kleines Geld eine Kajüte auf dem früheren Forschungsschiff "Witjas" mieten - vermutlich das einzige Hotel der Welt, das schon mal am Marianengraben geankert hat. Wissenschaftler aus zig verschiedenen Ländern haben an Bord der "Witjas" zusammengearbeitet, das ist sicher kein schlechtes Vorzeichen für so ein internationales Ereignis wie die Fußball-Weltmeisterschaft.
Oder Sotschi, dessen Tradition als Kurort (auf Russisch: kurort) weit in die Sowjetzeit zurückgeht. Manche Hotels sind seitdem modernisiert worden, andere präsentieren sich ganz retro, bis hin zum Namen: Im Sanatorium "UdSSR" (auf Russisch: СССР) sind zumindest an einigen Terminen noch Zimmer frei, eins beiger als das andere. Drei Mahlzeiten pro Tag sind, so will es die Tradition, mit inbegriffen. Massage, Blutbild oder Darmspiegelung kosten leider extra.
Mit Wlan im olivgrünen Lastwagen
Noch nicht abenteuerlich genug? In Nischni Nowgorod vermietet jemand zum Schnäppchenpreis von 112 Euro pro Nacht seinen alten, olivgrünen Lastwagen, Modell GAZ-66, den er vor der Haustür geparkt hat. Drinnen zwei Pritschen und ein paar Rollhocker, Bettwäsche wird gestellt, zum Pinkeln und Duschen muss man ins Haus gehen. Dafür hat der Laster aber immerhin Wlan, man kann also sicherlich das ein oder andere WM-Spiel streamen.
Zurück nach Moskau, beziehungsweise ins Umland: Lesnoi Gorodok liegt zwar ähnlich weit draußen wie das deutsche Mannschaftsquartier in Vatutinki, bietet aber die deutlich interessantere Unterkunft: Die Moskauer Metro hat hier ihre eigene Feriensiedlung, mit denselben Logos und Hinweisschildern, wie man sie tatsächlich aus der U-Bahn kennt, dafür aber deutlich mehr Tageslicht. Untergebracht ist man in herzallerliebsten kleinen Blockhütten, in der Freizeit kann man, klar, in einem aufgebockten alten Metrowagen rumklettern oder einfach zum Bowling oder in die Sauna gehen. Adresse, natürlich: Eisenbahnstraße 12.
Und noch eine Unterkunft, die ihresgleichen sucht: In die schicken Hochhäuser des Viertels "Moscow City" sollten reihenweise Banken und große Unternehmen einziehen. Dann kam die Wirtschaftskrise, viele Räume standen lange leer und werden heute nun ganz anders genutzt: Statt Büros mit Chefsesseln ist im 42. Stock des Imperia-Turms zum Beispiel ein Hostel untergebracht, mit kleinen Zimmern, aber einem unvergleichlichen Blick aus dem Frühstücksraum. Den werden während der WM allerdings nur wenige Durchschnittsfans zu sehen bekommen: Ja, man habe da ein paar Buchungen aus Deutschland und aus Spanien, bestätigt ein Mitarbeiter am Telefon. Ansonsten habe aber einer der großen Sponsoren das ganze Hostel für seine Mitarbeiter geblockt.
Quelle: ntv.de