"Sehr bemerkenswert" Werder-Profi erhält für Offenheit bei mentalem Problem viel Lob
06.01.2023, 14:00 Uhr
Schmidt ist zurück auf dem Platz - und könnte mit seiner Offenheit zum Vorbild werden.
(Foto: picture alliance / DeFodi Images)
Für Niklas Schmidt ist der Fußball in den vergangenen Wochen nur Nebensache - und das als Fußballprofi. Doch für den Mittelfeldspieler von Werder Bremen zählt seine Gesundheit. Nachdem er offenbart, er habe die Lebensfreude "nicht so gespürt", bekommt er viel Unterstützung im Team.
Teamkollege Mitchell Weiser sprach von einem "sehr großen Schritt", Clemens Fritz, Leiter Profifußball bei Werder Bremen, nannte die Offenheit von Niklas Schmidt "bewundernswert und sehr bemerkenswert". Der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler des Bundesliga-Aufsteigers hatte während des Trainingslagers der Hanseaten in Spanien seine mentalen Probleme öffentlich gemacht. Und damit ein Tabu gebrochen, das eigentlich gar keines mehr sein sollte.
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Doch noch immer ist es weit verbreitet im Profifußball, dass psychische Erkrankungen verheimlicht oder bagatellisiert werden. Und auch Schmidt brauchte scheinbar ein aktuelles und prominentes Vorbild, weil es "leider immer noch ein Tabuthema" sei. Er habe sich in den Äußerungen von Benjamin Pavard wiedergefunden, so der einstige U19-Nationalspieler. Bayern Münchens Ex-Weltmeister hatte vergangenen September von durchlebten depressiven Phasen berichtet.
Genau kann und will Schmidt seinen psychischen Zustand nicht definieren: "Depression ist ein sehr großes Wort. Was es am Ende genau ist, weiß ich nicht." Er beschrieb seine Probleme so, dass er die Lebensfreude "nicht so gespürt" habe: "Wenn andere Leute, die nah bei dir sind, Angst um dich haben, dann musst du dir helfen lassen und den Rat der Familie annehmen - auch wenn man den in dem Moment vielleicht nicht hören möchte."
Hilfe jeglicher Art hat auch sein Arbeitgeber angeboten. "Wir schauen gemeinsam mit Niklas, was das Beste für ihn ist. Und wir haben ihn bereits dabei unterstützt, genau die richtige Behandlung zu finden", sagte Fritz.
Zusätzlich wurden durch die Offenheit des Teamkollegen noch einmal die Sinne dafür geschärft, noch mehr auf die Mitspieler "aufzupassen". Weiser jedenfalls hat für sich folgende Lehre gezogen: "Egal, wie gut man einen Menschen kennt: Es kann immer etwas dahinter geben, von dem man nichts mitbekommt."
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa