Fußball

"Football Leaks" vor Gericht Whistlebower fürchtet ein Urteil und den Tod

Rui Pinto hat seit seiner Enttarnung Angst um seine Gesundheit.

Rui Pinto hat seit seiner Enttarnung Angst um seine Gesundheit.

(Foto: dpa)

Seit 2015 veröffentlicht "Football Leaks" interne Dokumente aus dem Profifußball. Es geht um Steuerhinterziehung von Weltstars und Topklubs. Nun steht Whistleblower Rui Pinto vor Gericht - geschützt von Polizisten mit Maschinengewehren.

Unter strengsten Sicherheitsbedingungen hat in Portugal der Prozess gegen den Mann hinter der Enthüllungsplattform "Football Leaks" begonnen. Rui Pinto nahm am Strafgericht in Lissabon mit Corona-Schutzmaske auf der Anklagebank Platz, während draußen Beamte mit Maschinengewehren, Straßensperren und Hundestaffelführer für ein ungewöhnliches Bild im feinen Stadtviertel Parque das Nações am Tejo-Fluss sorgten. Pinto hatte gesagt, sein Leben sei wegen seiner Kenntnisse in Gefahr.

Dem 31-Jährigen werden insgesamt 90 Straftaten zur Last gelegt. Er wird unter anderem der Cyberkriminalität, der Verletzung des Briefgeheimnisses und der versuchten Erpressung beschuldigt und könnte nach Expertenschätzung zu 25 Jahren Haft verurteilt werden. Pinto wies bisher alle Vorwürfe zurück. Er sei kein Hacker und habe auch niemanden erpresst, beteuerte er.

Am ersten Prozesstag versicherte er Medienberichten zufolge: "Nichts habe ich wegen des Geldes getan." Die Beschuldigungen seien für ihn ein Grund, "stolz" zu sein und nicht beschämt. Der staatliche Fernsehsender RTP zitierte den Angeklagten mit den Worten, er habe "im Namen der Ausdrucksfreiheit gehandelt, damit Gerechtigkeit geschieht".

Edward Snowden soll aussagen

Unter den 45 geladenen Zeugen ist der Whistleblower Edward Snowden, der vor sieben Jahren das Überwachungssystem amerikanischer Geheimdienste enthüllte. Er floh nach Russland, wo er im Exil lebt, und soll nach amtlichen Angaben via Onlinekonferenz aussagen. Pinto wurde Anfang 2019 in Budapest verhaftet und rund zwei Monate später an Portugal ausgeliefert.

Die Plattform "Football Leaks" hatte mit ihren Enthüllungen seit 2015 für Aufsehen im Weltfußball gesorgt. Es gab Berichte über Steuervergehen von Topstars und Topklubs der Branche. Auch Originaldokumente wurden online gestellt. Bei den Daten handelte es sich um vertrauliche Dokumente aus der internationalen Branche und dem Offshore-Bankenwesen.

So wurde dadurch beispielsweise öffentlich, dass Cristiano Ronaldo seine Werberechte an eigens gegründete Firmen in Steuerparadiese verkaufte, um Steuern zu sparen. Viele der veröffentlichten Informationen zogen juristische Konsequenzen nach sich, wie etwa bei den Unregelmäßigkeiten im Rahmen des Financial Fairplay beim Klub Manchester City, dem weiterhin ein Ausschluss aus dem Europapokal droht.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

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