Fußball

WM-Countdown (34) Wie Russlands Post miesen Service gutmacht

Legenden des russischen Fußballs - im Miniformat.

Legenden des russischen Fußballs - im Miniformat.

Russlands Post hat keinen guten Ruf, und das zu Recht: zu langsam, zu unzuverlässig, zu altmodisch. Eines kann sie dafür ziemlich gut: kleine Papierkunstwerke herstellen, auch mit Fußball-Bezug.

Im digitalen Zeitalter haftet der traditionellen Post ja ein ziemlich überholtes Image an. Wenn schon die E-Mail in vielen Fällen von Messengerdiensten abgelöst wurde, wie sieht es dann erst mit der Snailmail, also der Papier-Post aus?

Der Impuls, doch mal einen Brief zu schreiben, hat, seit ich in Russland lebe, noch weiter nachgelassen. Einfach, weil die Russische Post so legendär unzuverlässig ist. Wenn Freunde in Deutschland nach unserer Postadresse fragen, ist die Antwort stets: "Schickt uns eure Hochzeitseinladungen, Geburtsanzeigen, Konfirmationsfotos lieber digital. Die sind zu schade, um bei der Post verloren zu gehen." Wir zeigen dann gerne dieses Video, in dem Mitarbeiter der Russischen Post am Hauptbahnhof in Nowosibirsk Päckchen ausladen. Es ist eines von vielen seiner Art.

 

Manche Freunde waren dennoch optimistisch - mit dem Ergebnis, dass wir immer noch auf eine Kölner Weihnachtskarte aus dem Jahr 2014 warten. Andererseits haben wir auch schon mal im März plötzlich Stollen gegessen, weil ein Adventspäckchen doch noch ankam. Will sagen: Was der Wandel zum Digitalen nicht dahingerafft hat, erledigen schlechter Service und Unzuverlässigkeit.

Dennoch gibt es einen Bereich, wo auf die Post hier im Lande Verlass ist. Sie versorgt uns zuverlässig mit winzigen Kunstwerken zu kleinem Preis, vulgo: Briefmarken. Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist ein ganzer Bogen unter dem Motto "Legenden des russischen Fußballs". Ein Blick zurück in eine Zeit, als die Post noch wichtiger war - und auf den Trikots der Fußballspieler СССР stand.

Unsere Kolumnistin

Katrin Scheib ist Journalistin, Schalke-Fan und kommt aus dem Rheinland. Als die deutsche Mannschaft 2014 in Brasilien Fußball-Weltmeister wurde, war sie gerade nach Moskau gezogen. Seitdem bloggt sie unter kscheib.de über ihren Alltag und informiert mit ihrem "Russball"-Newsletter jede Woche über den Fußball und die WM-Vorbereitungen in Russland. Und nun schreibt sie für n-tv.de den Countdown, bis das Turnier am 14. Juni beginnt.

Ein Briefmarkenbogen, sieben Männer: Gawriil Katschalin zum Beispiel, der in den Fünfzigern als Trainer die sowjetische Nationalmannschaft zu Olympia-Gold führte. Walentin Iwanow, einer von mehreren Torschützenkönigen der Weltmeisterschaft 1962. Eduard Strelzow, der vielen als der russischer Pélé galt, ehe er wegen einer angeblichen Vergewaltigung zu zwölf Jahren Gulag verurteilt wurde - bis heute gibt es Hinweise, dass dahinter eine Intrige aus dem Kreml steckte. Und, wie könnte es anders sein, Lew Jaschin, der legendäre sowjetische Torhüter, der so viele Bälle hielt, dass er als "schwarze Spinne" oder "schwarze Krake" verehrt wurde.

Sieben Männer, jeder auf einer Marke für 26,50 Rubel, zusammen also rund 2,60 Euro. Das kann man schon mal investieren und den ganzen Bogen kaufen, als Souvenir. Wenn’s dabei so läuft wie bei mir, sollte man dazu allerdings ein bisschen Zeit einplanen: Die elektronische Kasse bei der Post sieht, digitales Zeitalter hin oder her, nicht vor, dass jemand gleich alle Fußballhelden auf einmal kauft. Jede Marke muss darum einzeln eingebongt werden.

Alle Folgen des WM-Countdowns finden Sie hier

Quelle: ntv.de

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