Plötzlich fehlt wichtiges Detail Wie Uli Stielike das WM-Finale für Argentinien rettete
12.04.2023, 19:01 Uhr
Uli Stielike (l.) bei seiner Vorstellung als Schweizer Nationaltrainer im Mai 1989. Neben ihm der 2020 verstorbene Paul Wolfisberg, der damalige Interimstrainer.
(Foto: picture alliance/KEYSTONE)
Als Argentinien im Dezember 2022 gar nicht so überraschend ins WM-Finale einzieht, bricht im Lager des zukünftigen Weltmeisters Unruhe aus. Fast alles ist angerichtet für das große Spiel im Lusail. Nur etwas fehlt. Die Rettung naht. Weil Uli Stielike vor langer Zeit in Katar arbeitete.
Der ehemalige Nationalspieler Uli Stielike hat das WM-Finale 2022 in Katar für Weltmeister Argentinien gerettet. Zumindest ein bisschen. Das berichtet die argentinische Wochenzeitung "Tiempo". Was, fragen Sie? Und bemerken vielleicht auch noch: Herr Stielike hat seine Karriere als Trainer zwar im Jahr 2020 beendet, doch trotzdem spielte er eine Schlüsselrolle. Diese verrückte Welt des Fußballs!
Was war passiert? Nun: Argentinien hatte sich bekanntlich mit einem ungefährdeten 3:0 gegen Kroatien für das Finale am 18. Dezember 2022 qualifiziert. Am Vorabend jedoch fiel der Delegation aus Südamerika auf, dass ihnen ein wichtiges Detail für die große Show vor dem Finale fehlte. Sie hatten schlichtweg keinen Wimpel mehr für den traditionellen Austausch vor dem Spiel. Kapitän Lionel Messi hätte so zwar den Wimpel der Franzosen in Empfang nehmen können, aber seinem Gegenüber, Hugo Lloris, nur die Hand schütteln können. Unvorstellbar. Gerade in so einem WM-Finale.
Als das Spiel immer näher rückte, die Zeit knapp wurde, erinnerte sich der Verband an Javier Maluf, einen Argentinier, der vor 18 Jahren nach Doha gezogen war. Der ist nicht nur ein leidenschaftlicher Trikotsammler mit einer gigantischen, beinahe 1000 Hemden umfassenden Sammlung, sondern war während der WM immer wieder Ansprechpartner für die jetzt zunehmend verzweifelten Finalisten. "Javi! Wir müssen Dich um einen Gefallen bitten", riefen sie ins Telefon, als Maluf am Vorabend des Finals auf "Anruf annehmen" drückte. Da hatte er gerade 50 Gäste, unter ihnen vier Weltmeister aus dem Jahr 1986, in seinem Haus. "Hast Du zufällig einen argentinischen Wimpel? Wir haben keinen für den Kapitän der Franzosen."
Wie der Wimpel nach Katar gelangte
Maluf hatte nicht nur einen, sondern gleich zwei. Er schickte Bilder. Die Argentinier wählten. Und entschieden sich für einen, den Uli Stielike Anfang der 1990er in seiner Zeit als Schweizer Nationaltrainer ergatterte. Beim 1:1 am 8. Mai 1990 erzielte Kübilay Türkyilmaz in der 89. Minute den Ausgleich gegen den da noch amtierenden Weltmeister von 1986. Auf Schweizer Seite standen so illustre Namen wie Urs Fischer, Stephane Chapuisat und Marcel Koller auf dem Platz.
Der ehemalige DFB-Nationalspieler, der 1980 unter Jupp Derwall als Spieler Europameister wurde, war dann 1998 unter Erich Ribbeck als DFB-Assistenztrainer in Erscheinung getreten. Einen bleibenden Eindruck hinterließ das Duo damals bereits bei der ersten Pressekonferenz. Das "Sakko des Grauens" von Uli Stielike sorgte für eine der großen Erinnerungen der späten 90er. Sportlich lief es nicht so gut.
Ribbeck musste nach der EM 2000 gehen, Stielike übernahm Aufgaben im Jugendbereich, trainierte das legendäre Team 2006, war U21-Nationaltrainer. Doch im Zuge der Reformen unter Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff musste er seinen Posten verlassen.
"Mich hat damals Jürgen Klinsmann gekillt, der freie Hand von Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hatte. Er hat ihm alle Freiheiten zugestanden. Das war ein gutes Geklüngel aus der Stuttgarter Zeit. Klinsmann hat mich aus dem DFB herausgelobt. Sonst wäre ich wahrscheinlich den Weg von Horst Hrubesch gegangen", sagte Stielike, als er 2020 seine Karriere als Trainer beendete. Anstatt beim DFB zu einer Trainerikone zu werden, ging er auf Wanderschaft. Ende der 00er-Jahre landete er in Katar, wo er zwischen 2009 und 2014 als Trainer arbeitete. Knapp 20 Jahre nach dem Spiel gegen Argentinien befand sich der Wimpel immer noch in seinem Besitz und ging mit in die Wüsten.
Irgendwann landete der dann bei Maluf. Und verschwand in der Sammlung. Als nun die Argentinier anriefen und sich für den "Stielike-Wimpel" entschieden, platzierte Maluf noch schnell seine Initialen auf dem Stoff und überreichte ihn dem zukünftigen Weltmeisterverband. Messi trug den Wimpel auf den Platz, gab ihn an Lloris und schrieb letztendlich WM-Geschichte. Auch dank Uli Stielike.
Quelle: ntv.de, sue