DFB-Talente sind erschüttert "Wenn wir verlieren, sind wir die Schwarzen"
23.06.2023, 12:26 Uhr
Youssoufa Moukoko wurde mehrfach rassistisch beleidigt.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Der EM-Auftakt der U21-Fußballer gegen Israel (1:1) wird von einem Rassismus-Eklat überschattet. DFB-Trainer Antonio Di Salvo verurteilt die Beleidigungen gegen die deutschen U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam scharf.
"Das ist ein Unding, eine Farce, wenn sich irgendwelche Menschen im Internet anonym äußern und unsere Jungs rassistisch beleidigen. Da nehme ich unsere Jungs auch zu 1000 Prozent in Schutz, die sehr gerne für Deutschland spielen, die Deutsche sind, die alles geben auch für das Land", sagte Di Salvo. Eine Stunde nach dem Spiel gibt Moukoko seine Gefühlslage preis. Der Stürmer von Borussia Dortmund, der einen Elfmeter verschossen hatte, wird dabei sehr emotional. Die Aussagen aus der Mixed Zone im Wortlaut:
Das Turnier hätte perfekt für Sie starten können, nach drei Minuten vergeben Sie den Elfmeter. Was macht das mit Ihnen?
Youssoufa Moukoko (18, U21-Nationalspieler): Natürlich macht das was mit jemandem. Eigentlich schieße ich sicher, aber heute war leider der Torwart besser. Solche Tage gibt es im Fußball. Morgen bist du der Held, heute bist du der Depp. Jetzt müssen wir im zweiten Spiel eine bessere Leistung bringen und vorne die Tore machen.
Können Sie so etwas leicht abschütteln?
Ja, schon, aber bei Instagram bekomme ich Kommentare, die hässlich sind. Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche und wenn wir verlieren, dann kommen diese Affen-Kommentare. Jessic (Ngankam, Anm. d. Red.) hat geguckt, ich habe geguckt. Das tut mir leid für ihn, weil er auch einen Elfmeter verschossen hat. Solche Dinge gehören einfach nicht in den Fußball, wir verschießen nicht extra. Wenn du solche Nachrichten bekommst, ist das ekelhaft.
Haben Sie so etwas schon mal erlebt?
Ja, schon, persönlich erlebe ich das schon lange. Normal interessiert mich das nicht, aber in den sozialen Medien ist das einfach extremer. Dieses Mal hat es mir schon wehgetan.
Was ist denn genau passiert?
Menschen, die gar nichts zu tun haben, beleidigen dann auf Instagram. Ich sage immer: Wenn wir gewinnen, sind wir die Deutschen, wenn wir verlieren, sind wir die Schwarzen oder wie auch immer. Das finde ich blöd, weil wir sind alle gleich, wir haben alle dasselbe Blut.
Wie sind Sie beleidigt worden?
Alles Mögliche. Langsam reicht es. Langsam ist die Zeit, dass man auch mal ein Zeichen dagegen setzt.
Ist ein Rückzug aus den sozialen Medien eine Option für Sie oder wäre das ein falsches Signal?
Das wäre der ganz falsche Weg. Gegen diese Menschen muss man kämpfen, egal wie. Es gibt immer Idioten. Es gibt aber auch genug Menschen, die es verstehen, selbst wenn du fünf Elfmeter verschießt. Da ist der Fußballgott manchmal einfach nicht auf deiner Seite.
Wie geht es Jessic Ngankam?
Der ist einfach enttäuscht. Ich habe ihn aufgemuntert, dass er einfach nicht den Kopf hängen lassen soll. Wir sind ein Team, ein Haufen Burschen, die einfach Bock haben, Fußball zu spielen.
Hätten Sie den zweiten Elfmeter auch noch gerne geschossen?
Ich bin immer mutig. Hätten die mir den Ball gegeben, hätte ich nochmal geschossen. Ich habe keine Angst.
Aufgezeichnet von Henrik Mertens, sid
Quelle: ntv.de