
Peter Neururer lebt sein zweites Leben.
(Foto: imago images/Picture Point LE)
Vor zehn Jahren bricht der ehemalige Bundesligatrainer Peter Neururer mitten auf dem Golfplatz mit einem Herzinfarkt zusammen. Im Krankenhaus versetzen ihn die Ärzte in ein künstliches Koma. Noch von der Intensivstation gibt Neururer schließlich schon wieder sein erstes Interview.
"Jetzt weiß ich, was es heißt tot zu sein!" Der 9. Juni vor zehn Jahren ist komplett aus dem Gedächtnis von Peter Neururer verschwunden. Den Moment, als er im Golfklub "Haus Leythe" in Gelsenkirchen mit einem Herzinfarkt zusammenbricht, hat er sich hinterher von seinem Golfpartner und "Lebensretter" Dieter Rüdig erzählen lassen müssen. Neururers Erinnerungen brechen bereits am Vorabend des Tages ab, der dem langjährigen Bundesligatrainer beinahe das Leben gekostet hätte: "Es gibt nichts Gefährlicheres. Ich hatte keinen Herzschlag mehr, war schon weg. Ja, ich war tot. Nix mehr!"
Es ist das vorletzte Loch der Golfrunde an diesem Tag - Bahn 17 - als Peter Neururer einen verunglückten Schlag aus einem Sandbunker herausdrischt und anschließend zusammensackt. Es ist ein tragischer Schicksalsort, wie der damals arbeitslose Trainer nur wenige Tage nach seinem Infarkt noch von der Intensivstation einem Reporter der "SportBild" erzählt: "Am selben Loch wollte ich vor sechs Jahren einem Menschen das Leben retten. 'Kohlen-Rudi', so haben wir ihn hier alle genannt. Er brach auf der 17 zusammen. Ich konnte ihm nicht mehr helfen. Er ist gestorben. Am selben Loch. Unfassbar!"
Doch Neururer hat Glück - auch, weil sein Golfpartner eine Regel an diesem Tag missachtete und sein Handy verbotenerweise mit sich führte. Dieter Rüdig schaltet schnell, informiert den Notarzt und versucht anschließend Neururer wieder zurück ins Leben zu holen. Doch trotz aller Bemühungen, will der gebürtige Marler nicht wieder aufwachen. Auch dem bereits nur zehn Minuten später erscheinenden Notarzt gelingt es nicht, Neururer zu reanimieren. Nach einem Umweg über das Krankenhaus Bergmannsheil geht es schließlich an diesem dramatischen Samstagvormittag zu den Spezialisten des Gelsenkirchener Marienhospitals. Die Ärzte vor Ort entscheiden sofort, Peter Neururer in ein künstliches Koma zu versetzen.
Drei Tage später holt man den damals 57-Jährigen schließlich zurück ins Leben. Er realisiert nur langsam, was mit ihm passiert ist. Sein Freund und Arzt des VfL Bochum, "Doc" Bauer sagt hinterher: "Peter hat Glück im Unglück gehabt. Entscheidend ist gewesen, dass er in den ersten Stunden nach dem Infarkt gut versorgt worden ist."
Peter Neururer fühlte sich vor seinem Herzinfarkt vollkommen gesund. Nur wenige Tage zuvor hatte er sogar noch 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Ausgerechnet bei einem Benefizspiel für den ehemaligen Bundesligaprofi Heinz Flohe, der damals bereits seit über zwei Jahren im Koma lag und ein Jahr später am 15. Juni 2013 an den Folgen seines Schwächeanfalls verstarb. Das einzige Laster, von dem Neururer selbst immer wusste, dass es ihm schaden könnte, war das Rauchen. Heute sagt er im Rückblick auf den schicksalshaften Tag vor zehn Jahren: "Die letzte Kippe habe ich unbewusst am 9. Juni 2012 ausgedrückt."
Kampfansage vom Krankenbett
Neururer wäre nicht Neururer, wenn er nicht bereits wenige Tage nach seinem Erwachen aus dem Koma, wieder Pläne für die Zukunft geschmiedet hätte. Und so prangte schon am 20. Juni ein Foto auf dem Cover der "SportBild", auf dem das heutige Vorstandsmitglied des Wuppertaler SV, mit erhobenen Daumen in Krankenhauswäsche grinsend von der Intensivstation grüßte. Überschrieben war das Bild mit der Schlagzeile: "Neururer-Drama. 1. Foto und Interview nach dem Herzinfarkt." Und tatsächlich sagte der gebürtige Marler damals: "Mein Ziel ist, dass ich am 1. Juli fit bin, um wieder als Trainer arbeiten zu können."
Es sollte schließlich doch etwas länger dauern - aber zehn Monate nach seinem Herzinfarkt stand Peter Neururer unter strenger Aufsicht seines Freundes "Doc" Bauer wieder für den VfL Bochum als Coach an der Seitenlinie. Sein Traum, noch einmal als Trainer im Profifußball arbeiten zu dürfen, versüßte das geschenkte Leben, das Peter Neururer vor zehn Jahren an Loch 17 gerettet wurde. Übrigens: Noch in der Reha schlug Neururer wieder die ersten Golfbälle. Und nach den drei Wochen der medizinischen Rehabilitation führte ihn sein erster Weg direkt zum Golfplatz "Haus Leythe". Loch 17. Ganz alleine. Und ganz in Ruhe. So ruhig, wie ein Peter Neururer es nach dem schicksalshaften Drama vor zehn Jahren eben kann.
Quelle: ntv.de