Anschieberin Drazek hat Druck Deutsches Bobteam setzt auf "Startrakete"

Im Frauen-Team der deutschen Bobfahrer hat eine Anschieberin die Aufmerksamkeit für sich: Annika Drazek (r.).

Im Frauen-Team der deutschen Bobfahrer hat eine Anschieberin die Aufmerksamkeit für sich: Annika Drazek (r.).

(Foto: imago/Ed Gar)

Im Bob sitzen zwar mehrere Athleten, bekannt sind meist aber nur die Namen der Piloten. Bei den deutschen Frauen ist das anders: Anschieberin Annika Drazek schürt die Hoffnung auf olympisches Edelmetall. Bald will die 22-Jährige selbst an den Lenkseilen ziehen.

Die wichtigste Frau in seinem Team behandelt Bundestrainer Rene Spies wie ein rohes Ei. Als die deutschen Bobs zu Saisonbeginn um die Welt flogen, blieb Annika Drazek zu Hause. Bloß keine strapaziösen Überseereisen, keine Verletzungen im bitterkalten Nordamerika, lieber Training in der Heimat. Denn mit Drazek steht und fällt die Chance auf die erste Olympia-Medaille deutscher Frauen seit zwölf Jahren.

Dabei steuert die 22-Jährige gar keinen Bob. Sie ist Anschieberin. Und mittlerweile gilt sie als die Beste der Welt. "Ich will die Medaille, nichts anderes", sagt sie, "das steht ganz klar im Fokus, es kribbelt in den Füßen." Und seit Monaten gilt eines als sicher: Nur der Drazek-Bob hat in den vier Läufen am Dienstag (ab 12.50 Uhr) und Mittwoch (ab 12.40 Uhr) bei den Winterspielen in Pyeongchang echte Chancen auf Edelmetall.

Niveauschub am Start war nötig

Die ersten Bob-Testfahrten gefielen Annika Drazek gar nicht. Jetzt hat sie sich längst an die Geschwindigkeit gewöhnt.

Die ersten Bob-Testfahrten gefielen Annika Drazek gar nicht. Jetzt hat sie sich längst an die Geschwindigkeit gewöhnt.

(Foto: AP)

Deshalb hatte Trainer Spies im Januar "eine sehr schwierige Entscheidung" zu treffen, wie er sagt. Meist war Drazek im vergangenen Winter nämlich mit Pilotin Mariama Jamanka gefahren, doch in dieser Saison wurde Stephanie Schneider an den Lenkseilen immer stärker. Und da Schneider ebenfalls eine starke Sprinterin ist, änderte Spies die Kombination: Drazek hinten, Schneider am Steuer - dieses Duo verspricht den größten Erfolg. Denn auch die Top-Fahrerinnen Kaillie Humphries aus Kanada, sowie die beiden US-Pilotinnen Elana Meyers Taylor und Jamie Greubel Poser sind herausragende Athletinnen, und um hier eine Chance zu haben, muss Deutschland schon am Start das Niveau mitgehen. Dank Drazek ist das möglich.

Dabei hatte sie vor drei Jahren noch gar nicht viel zu tun mit Wintersport, Drazek war erfolgreiche Leichtathletin. Sie fiel dem heutigen Bundestrainer während eines Sportfestes auf. "Sie sah aus, wie eine Werferin, und dann ist sie beim Hürdenlauf mit deutlichem Vorsprung ins Ziel gekommen", sagte der 44-Jährige bei Sport im Westen: "Schon damals war es ein Traum, sie mal in einem unserer Bobs dabei zu haben."

Drazek will mehr

Denn Drazeks Größe und körperliche Kraft gepaart mit der Explosivität einer Sprinterin, das ist genau die richtige Mischung für diesen Sport. Wirklich charmant fand sie den Gedanken an die Eisrinne anfangs dennoch nicht. "Ich dachte: Ich bin Sommersportlerin, Schönwettersportlerin", sagt sie, und die erste Fahrt sei dann auch "eine Katastrophe" gewesen, "ich wusste nicht mehr, wo unten und oben ist".

Doch Drazek gewöhnte sich bald an die Fahrten mit 130 Kilometer pro Stunde und stieg ziemlich schnell zur Schlüsselfigur auf. Wo sie auftrat purzelten die Startrekorde. Und in dieser Woche soll sie nun endlich wieder einen deutschen Frauen-Bob auf das Olympia-Podest schieben. Danach könnte Drazek übrigens selbst an die Lenkseile wechseln, das ist das erklärte Ziel der Sportlerin und des Trainers. Testfahrten hat sie schon absolviert. Und in Peking 2022 ist die frühere Leichtathletin vielleicht eine frühere Anschieberin.

Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid

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