Rassistischer Ruf bei Olympia "Hol die Kameltreiber" - Deutscher Rad-Funktionär sorgt für Eklat
28.07.2021, 11:55 Uhr
Patrick Moster bat um Verzeihung.
(Foto: picture alliance / Maurizio Gambarini/dpa)
Die Szene macht fassungslos: Beim Einzelzeitfahren feuert der deutsche Rad-Sportdirektor Patrick Moster den Fahrer Nikias Arndt mit einem rassistischen Ausruf an. Nach dem Rennen entschuldigt sich der Funktionär. Der DOSB kündigt eine Reaktion an, der Radprofi distanziert sich.
Der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer, Patrick Moster, hat sich für eine rassistische Entgleisung während des olympischen Einzelzeitfahrens entschuldigt. "Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren", sagte Moster.
Der 54-Jährige wollte Arndt anfeuern, den vor dem Kölner fahrenden Algerier Azzedine Lagab einzuholen. Dabei ließ er sich zu einer rassistischen Bemerkung verleiten und rief ihm "Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm" während des Rennens zu. "Wir haben selbst viele Bekannte mit nordafrikanischen Wurzeln, wie gesagt, es tut mir leid", betonte Moster.
Der Radprofi Nikias Arndt hat sich inzwischen von dem BDR-Sportdirektor distanziert. "Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympischen Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportlichen Direktors distanzieren", schrieb Arndt bei Twitter: "Solche Worte sind nicht akzeptabel." Olympia und der Radsport "stehen für Toleranz, Respekt und Fairness. Diese Werte vertrete ich zu 100 Prozent und ziehe meinen Hut vor all den großartigen Sportlern, die hier in Tokio aus aller Welt zusammen gekommen sind", schrieb Arndt weiter.
"Absolut inakzeptabel"
"Die Aussage ist nicht akzeptabel", sagte BDR-Präsident Rudolph Scharping und ergänzte: "Wir werden darüber nach den Olympischen Spielen sprechen und dabei die Entschuldigung von Moster auch in die Bewertung einbeziehen, sowie den besonderen Stress, dem das deutsche Männer-Team Straße ausgesetzt war."
Der Deutsche Olympische Sportbund kündigte eine Reaktion an. "Das Team D steht für die Einhaltung der olympischen Werte Respekt, Fairplay und Toleranz und lebt diese in all ihren sportlichen Wettbewerben", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf entschuldigt hat. Wir werden noch heute das persönliche Gespräch mit ihm suchen und die Situation aufarbeiten."
Noch während des Zeitfahrens ordnete ARD-Sportkommentator Florian Naß die Szene ein: "Wenn ich das so richtig verstanden habe, was er da gesagt hat, dann war das total daneben, aber mal so was von daneben. Da fehlen mir die Worte. So was hat im Sport überhaupt nichts verloren. Das ist absolut unterirdisch." Weiter müsse Moster sich bewusst sein, dass die Welt zuhöre, "wenn man an einem internationalen Rennen teilnimmt, bei dem Kameras und Mikrofone aufgestellt sind. Das ist unwürdig."
Mit dem Olympiasieg hatten die Deutschen nichts zu tun. Gold sicherte sich nach einer missratenen Saison der Slowene Primoz Roglic. Der 31-Jährige war über 44,2 Kilometer mehr als eine Minute schneller als der zweitplatzierte Niederländer Tom Dumoulin. Bronze gewann der australische Ex-Weltmeister Rohan Dennis. Als bester Deutscher belegte Maximilian Schachmann Platz 15, Nikias Arndt (Köln) wurde als 19. gestoppt.
Quelle: ntv.de, ses/dpa/sid