Ski-Speedteam will mehr "Olympia ist ein Jahr zu früh gekommen"

Thomas Dreßen sorgt für das beste deutsche Olympia-Ergebnis seit 1992.

Thomas Dreßen sorgt für das beste deutsche Olympia-Ergebnis seit 1992.

(Foto: dpa)

Von Nobodys zu international anerkannten Konkurrenten - die deutschen Skirennläufer haben es in wenigen Jahren weit gebracht. Noch nicht weit genug, zeigt sich bei den Olympischen Spielen. Aus dem Konzept bringt das die Abfahrer und ihren Trainer nicht.

Medaillen: null. Zufriedenheit: hoch. Was wie ein Paradoxon klingt, ist die Bilanz der deutschen Speedspezialisten am Berg vom Jeongseon - dem Berg der Olympischen Spiele 2018. Aus deutscher Perspektive ist die Bilanz verständlich: Zuletzt war Markus Wasmeier als Abfahrts-Vierter bei Olympia 1992 ähnlich weit vorne wie nun Thomas Dreßen, der Fünfter wurde. Chefcoach Mathias Berthold hat es mit seinem Trainerteam seit seinem Wechsel zum Deutschen Skiverband geschafft, binnen vier Jahren eine Abfahrtsmannschaft zu formen, die internationalen Respekt genießt.

"Ich muss sagen, dass ich echt zufrieden mit meinen Rennen bin", sagt Dreßen. Auf dem 24-Jährigen hatten zuvor die höchsten Erwartungen gelastet. Sein Sieg auf der legendären Streif in Kitzbühel hatte ihn in die Weltspitze katapultiert - und automatisch zu einem Medaillenkandidaten gemacht, vor allem für die olympische Abfahrt.

Mathias Berthold (r.) und sein Team formten in kurzer Zeit ein starkes Team.

Mathias Berthold (r.) und sein Team formten in kurzer Zeit ein starkes Team.

(Foto: imago/Hartenfelser)

Mit der Medaille hat es nicht geklappt, von daher ist Bundestrainer Berthold "nicht ganz happy. Wir haben schon gehofft, dass der eine oder andere mal einen guten Lauf runterbringt. Und wir wissen: Wenn unsere Jungs gut fahren, dann können wir da vorne reinfahren." Das gilt vor allem für Dreßen, weniger auch für Josef Ferstl, der im Dezember den Super-G von Gröden gewann, und für Andreas Sander. Der gibt nach seinem achten Platz im Super-G aber freimütig zu: "Am Ende muss man einfach anerkennen, dass die anderen einfach zu gut waren und ich sicher auch mit meinen Traumläufen nicht um die Medaillen hätte mitfahren können."

Verlierer von Pyeongchang im deutschen Speedteam ist Ferstl, der im Super-G nur auf Rang 27 ins Ziel kam. "Sportlich gesehen war es natürlich nicht gut. Ich bin von Anfang an nicht so ins Fahren gekommen, wie ich mir das vorgestellt habe", sagt der 29-Jährige selbstkritisch. "Es ist bitter, jetzt ist es vorbei."

"Die Entwicklung geht steil nach oben"

Der Grund, warum es nicht optimal gelaufen ist, ist schnell gefunden: "Ich glaube, diese Olympischen Spiele sind vielleicht ein Jahr zu früh gekommen für die Mannschaft. Die Entwicklung geht ganz klar nach oben, relativ steil nach oben beim einen oder anderen Athleten. Aber das war vielleicht etwas zu früh", sagt der Bundestrainer. Ähnlich klingt Dreßen: "Ich bin ja noch nicht so weit und hoffe, dass ich noch ein paar Olympische Spiele vor mir habe."

Denn Lust auf mehr haben alle. "Ich werde alles daran setzen, dass ich besser werde und in vier Jahren noch ein bisschen weiter vorn dabei sein kann", gibt sich Dreßen kämpferisch. Dann soll es bitte auch etwas olympischer zugehen. Denn die Alpinskifahrer lebten nicht im Olympischen Dorf, von deren Atmosphäre die Athleten noch Jahre später regelmäßig schwärmen. "Leider kam die olympische Stimmung nicht ganz so auf bei uns", sagt Sander. "Wir haben im Hotel gewohnt, was sehr gut für uns war, weil wir kurze Wege hatten. Negativ ist dabei natürlich, dass wir das olympische Flair nicht ganz so aufnehmen konnten."

Außerdem zeigt sich Südkorea bislang nicht eben als begeisterte Ski-Nation. Am Flair haperte es "auch, weil bei uns die Stimmung bei den Wettbewerben sehr, sehr schlecht ist. Es sind sehr wenige Zuschauer da, es gibt wenig Interesse am Ski alpin, da hat man sich bei Olympia was deutlich anderes vorgestellt", so Sander.

"Das war hart hier"

Auf die kommenden Jahre kommt es also an, da sind sich Dreßen, Sander und Ferstl mit ihrem Trainer einig. Und auf die kommenden Wochen, denn der Weltcup ist noch nicht beendet. "Wir werden jetzt eine Woche Pause machen. Das war jetzt doch hart hier, auch wenn wir nicht so viel Ski gefahren sind. Aber mit dem Jetlag und jeden Tag Anspannung, weil ein Rennen hätte sein können, das war nicht so ohne", erklärt Sander.

Die Anspannung seines Bundestrainers wird dagegen nicht abfallen. Die technischen Wettbewerbe Slalom und Riesenslalom stehen noch bevor. Medaillen scheinen aber auch dort außer Reichweite, denn die "Teamleader", wie Berthold Felix Neureuther und Stefan Luitz nennt, sind bekanntermaßen kreuzbandverletzt. Ausschließen will er aber nichts: "Es kommt immer darauf an, was die Athleten und was wir als Team daraus machen. Wenn wir wirklich risikobereit und entschlossen auftreten, dann ist sicherlich das eine oder andere möglich." Das gilt vor allem in vier Jahren in Peking.

Quelle: ntv.de, ara/tno

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