Walijewa? Nicht stark genug Russland verteidigt unbarmherzige Tutberidse

Was für ein krasser Blick: Eteri Tutberidse macht Kamila Walijewa schwere Vorwürfe.

Was für ein krasser Blick: Eteri Tutberidse macht Kamila Walijewa schwere Vorwürfe.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Der traurige Absturz der 15-jährigen Eiskunstlauf-Prinzessin Kamila Walijewa in der Olympia-Kür entsetzt auch IOC-Chef Bach. Vor allem am Verhalten ihrer Trainerin gibt es scharfe Kritik. In Russland hat man dafür kein Verständnis. Aus dem Kreml kommen kalte Töne.

Das verstörende Eiskunstlauf-Drama um die erst 15 Jahre alte Kamila Walijewa und die eiskalte Reaktion ihrer Trainerin Eteri Tutberidse sorgt für große Empörung. Selbst der im Umgang mit Russland sonst so diplomatische IOC-Boss Thomas Bach hält die Jugendliche für ein Opfer und geht in dem Fall auf Distanz zu dem Land, das für Olympia gesperrt ist und dessen Athleten in Peking ohne Flagge und Hymne antreten: als Folge von Doping-Vertuschung im großen Stil. "All das vermittelt bei mir kein besonderes Vertrauen in dieses Umfeld von Kamila - weder in Bezug auf die Situation, die sich in der Vergangenheit abgespielt hat, noch die Zukunft", betonte er.

Als er gesehen habe, mit welcher Härte die junge Athletin von ihrem Umfeld empfangen wurde, sei es ihm kalt den Rücken runtergelaufen. "Statt sie zu trösten, statt ihr zu helfen, nachdem was geschehen war, konnte man spüren, wie eiskalt die Atmosphäre war." Eine frostige Reaktion auf die Sätze des 68-Jährigen ließ nicht lange auf sich warten. Russlands Vize-Ministerpräsident Dmitri Tschernyschenko wies die Kritik des Sportfunktionärs als "unangemessen und falsch" zurück. Er sei zutiefst enttäuscht darüber, einen IOC-Präsidenten zu erleben, "der sein eigenes fiktives Narrativ zu den Gefühlen unserer Athleten spinnt", sagte er gegenüber "insidethegames".

Scharf pariert wurden die überraschend klaren Worte von Bach auch von der Regierung aus Moskau. "Ihm gefällt die Härte unserer Trainer nicht, aber alle wissen, dass im Spitzensport die Rigidität des Trainers der Schlüssel zum Sieg seiner Schützlinge ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Der Kreml gratuliere den Medaillengewinnern und rief dazu auf, stolz auf sie zu sein. "Nun ja, Walijewa ist Vierte geworden. Im Hochleistungssport gewinnt eben der Stärkste." Nach dem tagelangen Wirbel um ihre positive Dopingprobe und dem Kampf um den Olympia-Start im Einzel zerbrach die Topfavoritin Walijewa im Eis-Oval des Capital Indoor Stadium unter dieser Last und stürzte mit groben Sprungfehlern auf den vierten Platz. Gold ging an die russische Weltmeisterin Anna Schtscherbakowa, Silber an Teamkollegin Alexandra Trusowa. Bronze holte Kaori Sakamoto aus Japan.

Trost von ehemaliger Tutberidse-Schülerin

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Getröstet wurde Walijewa derweil von der früheren Tutberidse-Schülerin Jewgenia Medwedewa. "Ich bin so glücklich, dass diese Hölle für dich vorbei ist", postete die Olympia-Zweite von 2018 auf Instagram. "Ich gratuliere dir zum Ende der Winterspiele und hoffe, dass du ruhig leben und atmen kannst." Auch aus Deutschland bekam Walijewa Zuspruch. "Meine liebe süße Kamila! Ich bin mir sicher, dass alles, was du durchgemacht hast, dich nur noch stärker machen wird!", schrieb Paarlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko ebenfalls auf Instagram. "Du bist die Geisel der Situation."

Unterdessen wollen die Anwälte von Walijewa mithilfe der B-Probe ihre Unschuld beweisen. Sie werde die Untersuchung beantragen, da unter anderem ein technischer Fehler des Stockholmer Kontrolllabors bei der Analyse ihres Dopingtests vorgelegen haben könnte, erklärten ihre Juristen. Dies geht aus der 41-seitigen Urteilsbegründung in dem Fall hervor, die der Internationale Sportgerichtshof CAS veröffentlichte. In ihrer Verteidigung verwiesen Walijewas Rechtsbeistände auf die "extrem niedrige Konzentration" des verbotenen Trimetazidin, das in der A-Probe nachgewiesen worden war.

Quelle: ntv.de, tno/dpa

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