Technik

Smartwatch mit neuem Android Wear LG Watch Urbane geht voran

Die Watch Urbane ist der edlere Ableger der G Watch R.

Die Watch Urbane ist der edlere Ableger der G Watch R.

(Foto: jwa)

Die Watch Urbane bekommt als erste Smartwatch das bislang größte und wichtigste Update für Android Wear. Was die neue Software besser kann und ob die LG-Uhr damit zur Konkurrenz für die Apple Watch wird, hat n-tv.de getestet.

Die G Watch von LG war die erste erhältliche Android-Wear-Uhr. Nach der G Watch R ist die Watch Urbane jetzt bereits die dritte LG-Smartwatch mit Googles Wearable-System und die erste überhaupt, die das große Update für Android Wear bekommt, das passend zum Start der Apple Watch jetzt verteilt wird. Im Test von n-tv.de zeigt sich, was die dritte LG-Uhr kann, was die neue Software besser macht und ob Android Wear mit den neuen Funktionen einen Vorsprung vor Apples Watch OS hat.

Die G Watch R (hinten) ist die sportlichere Variante.

Die G Watch R (hinten) ist die sportlichere Variante.

(Foto: jwa)

Optisch ist die Watch Urbane eine Weiterentwicklung des runden Vorgängers G Watch R, sie soll den sportlichen Look um ein ebenfalls rundes Gehäuse mit edlerem Anstrich ergänzen - das englische "Urbane" lässt sich mit "urban", aber auch mit "weltmännisch" oder "kultiviert" übersetzen. Tatsächlich wirkt die Watch Urbane schicker, das Metallgehäuse glänzt entweder silbern oder roségold und hat weichere Kanten. Der Korpus ist etwas kleiner und kompakter als beim Vorgänger, die Lünette ist schmaler, die Minutenmarkierungen des sportlichen Vorgängers fehlen.

Doch ein Gefühl von echtem Luxus oder edlem Chic will sich beim Tragen nicht einstellen, dafür ist das Design zu mutlos und zu wenig zukunftsweisend für eine Smartwatch, auch dem Anspruch an einen "zeitlos-klassischen Look" wird die Watch Urbane kaum gerecht. Dazu trägt auch das Lederarmband mit den abgesetzten Nähten bei. Kleines Trostpflaster: Es kann gegen jedes andere 22-mm-Armband ausgetauscht werden.

Die Bildschirme der beiden runden LG-Uhren sind auf dem Papier identisch, beide haben ein OLED-Display mit einem Durchmesser von 1,3 Zoll und einer Auflösung von 320 x 320 Pixeln, das entspricht einer Pixeldichte von 245 ppi. Trotzdem wirkt das Display der Watch Urbane einen Hauch kleiner, außerdem etwas weniger hell und brillant, was aber nur im direkten Vergleich auffällt. Die Helligkeit lässt sich in sechs Stufen regeln, einen Lichtsensor für automatische Anpassung hat die Watch Urbane nicht.

WLAN funkt endlich

Auch sonst sind die technischen Daten identisch zur G Watch R, beide haben einen Pulsmesser, sind wasserdicht nach IP67 und haben einen Snapdragon-400-Prozessor mit 1,2 Gigahertz sowie 512 Megabyte Arbeitsspeicher, das entspricht dem aktuellen Android-Wear-Standard. Der Akku hat eine Kapazität von 410 Milliamperestunden, die Laufzeit reicht bei moderater Nutzung über einen ganzen Tag. Zum Laden über fünf Pins an der Unterseite wird die Uhr in eine magnetische Ladeschale gelegt.

Die Rückseite der Watch Urbane: Fünf Ladepins und ein Pulsmesser.

Die Rückseite der Watch Urbane: Fünf Ladepins und ein Pulsmesser.

(Foto: jwa)

Die Watch Urbane hat zusätzlich aber einen WLAN-Chip, der mit dem aktuellen Android-Wear-Update nützlich wird. Die neue Version des Betriebssystems bringt nämlich nicht nur eine überarbeitete Benutzeroberfläche, sondern auch eine Reihe neuer Funktionen. So bekommen die WLAN-Module, die neben der Watch Urbane auch in Motorolas Moto 360, der Samsung Gear Live sowie in Sonys Smartwatch 3 stecken, mit Android-Wear-Version 1.1 erstmals eine Aufgabe.    

Auf Wunsch verbindet sich die Uhr jetzt automatisch mit einem erreichbaren WLAN-Netz, das auf dem Smartphone gespeichert ist. Sind beide online, brauchen sie keine Bluetooth-Verbindung mehr. Der Clou: Sie müssen nicht im gleichen WLAN-Netz sein, Benachrichtigungen kommen auch an, wenn das Handy in einem anderen Netz eingewählt ist als die Uhr. Damit wird Android Wear ein ganzes Stück unabhängiger. Neue Verbindungen können jedoch nur über die Smartphone-App angelegt werden.

Gut gemeint, aber wenig praktisch sind die neu eingeführten Handgelenkbewegungen: Durch Kippen des Handgelenks blättert man durch Benachrichtigungen. Das funktioniert jedoch nicht immer, manchmal erst nach dem zweiten Versuch und manchmal nur, wenn man sein Handgelenk ruckartig hin und her bewegt. Das ist mühsam, nützt nur wenig und birgt hohes Frustpotential.

Emojis zeichnen

Einblick in das neue Android-Wear mit App-Drawer, verbessertem Wecker (unten Mitte) und LGs Telefon-App (unten rechts).

Einblick in das neue Android-Wear mit App-Drawer, verbessertem Wecker (unten Mitte) und LGs Telefon-App (unten rechts).

(Foto: Google/LG/jwa)

Ein nettes Extra, das erstaunlich gut funktioniert, ist die Möglichkeit, mit selbstgezeichneten Emojis auf SMS und andere Nachrichten zu antworten. Android Wear analysiert das selbstgezeichnete Symbol und bietet eine Reihe von Emojis an, die der Zeichnung ähneln. Der Nutzer kann eines oder auch mehrere auswählen und verschicken. Die Verständigung über Emojis ist eine Form der Kommunikation, die immer populärer wird und die bei Smartwatches als schnelles Feedback auf Nachrichten tatsächlich Sinn ergibt - leider kann man aber die selbstgezeichneten Bildchen nicht direkt verschicken.

Neu ist auch das dreiteilige Menü, das man beim Tipp auf das Ziffernblatt erreicht: Auf der ersten Ebene, quasi dem App-Drawer, sind alle installierten Apps sowie Einstellungen gelistet, der umständliche Weg über die lange Funktionsliste entfällt. Ein Wisch nach links zeigt dann eine alphabetisch geordnete Auswahl der häufigsten Kontakte, erst dann führt ein weiterer Linkswisch zur Spracheingabe und zur Liste mit voreingestellten Funktionen. Die Spracheingabe ist mit "OK Google" auch von den anderen Ebenen aus erreichbar.  

Ebenfalls ein Plus: Apps, bei denen es nützlich sein könnte, werden jetzt bei Bedarf auch dauerhaft auf dem Display angezeigt, bisher war das nur für die Ziffernblätter möglich. Maps und Notizen bekommen als erste die stromsparende Schwarzweiß-Darstellung.

Weitere Änderungen betreffen vor allem Kleinigkeiten. So kann der Wecker jetzt minutengenau und nicht nur in 15-Minuten-Intervallen eingestellt werden, generell ist die Benutzeroberfläche optisch ansprechender geworden, die Schriftgröße kann dreistufig angepasst werden. Mit LG Call gibt es zudem noch ein Zusatz-App für die Watch Urbane, mit der Nutzer von der Watch Urbane aus Anrufe starten können – telefoniert wird aber nach wie vor über das Smartphone. Diese Funktion ergibt also nur in Verbindung mit einem Headset Sinn.

Mit dem Update ist Android Wear ein ganzes Stück ansprechender geworden, trotzdem ist deutlich, dass die Software unfertig ist und an vielen Ecken noch verbessert werden kann. Das gilt im Moment für alle Smartwatches, auch für die konkurrierende Apple Watch. Doch Apple ist ein Design-Schmuckstück gelungen, das von seinen Nutzern gerne getragen wird - da sind sich die meisten Tester bislang einig. Eine vergleichbare Android-Wear-Uhr fehlt bislang. Auch die Watch Urbane ist es nicht.

Quelle: ntv.de

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