Huawei klappt die Linse um ShotX ist ein verrücktes Kamera-Handy
19.11.2015, 11:07 Uhr
Selfies leicht gemacht: Die Hauptkamera klappt beim ShotX um 180 Grad nach vorne.
(Foto: jwa)
Das Huawei ShotX hat eine außergewöhnliche Kamera, die sich um 180 Grad nach vorne klappen lässt. Reicht diese flippige Idee schon zur Kaufempfehlung? n-tv.de verrät, was der Selfie-Profi drauf hat.
Die Top-Smartphones von Huawei sind der Konkurrenz in einem Punkt meist um eine Nasenlänge voraus: Frontkameras mit 8 Megapixeln gehören bei den Chinesen zum Standard, während Sony, Samsung, Apple und Co. auch 2015 kaum über 5 Megapixel hinausgehen. Das ShotX geht nun noch einen Schritt weiter: Front- und Hauptkamera werden eins, das Kamera-Modul auf der Rückseite kann man samt LED-Licht ganz einfach nach vorne klappen. Damit ist es ein echter Exot: Abgesehen vom zwei Jahre alten und wenig beachteten Oppo N1 mit seiner drehbaren Kamera gibt es zumindest für den deutschen Markt kein Android-Gerät mit ähnlicher Ausstattung.
Im Test wird aber schnell klar, dass die Klappkamera eigentlich nur einen wesentlichen Vorteil bietet: Sie macht Selfies mit 13 Megapixeln. Andere Funktionen der Foto-Software, zum Beispiel HDR-Aufnahmen, stehen nicht zur Verfügung. Dafür bietet Huawei der "Generation Selfie" neue Möglichkeiten, um sich zu inszenieren: Neben dem Verschönerungs-Modus samt verschiedener digitaler Make-Ups gibt es auch die Option "Perfektes Selfie". Nutzer nehmen hier drei Bilder von sich auf und können anschließend nicht nur die Haut glatter und blasser, sondern auch die Wangen schmaler machen und die Augen vergrößern und aufhellen. Die Ergebnisse sind aber Geschmackssache und für viele Nutzer wohl nur als Spielerei zu gebrauchen.
Fast keine Ränder
- Betriebssystem: Android 5.1.1
- Display: 5,2 Zoll, LCD, 1920 x 1080 Pixel, 425 ppi
- CPU: Snapdragon 616, 8 Kerne, 1,5 GHz
- RAM: 2 GB
- Interner Speicher: 16 GB + Micro SD
- Flip-Kamera: 13 MP, Dual-LED, 180 Grad drehbar
- LTE, WLAN ac, Bluetooth 4.1
- Fingerabdrucksensor
- Dual-SIM
- Akku: 3100 mAh
- Maße: 141,6 mm x 71,2 mm x 7,8 mm
- Gewicht: 156 g
Wer weniger Wert auf hochauflösende Selfies legt und auch mit den speziellen Beauty-Modi nicht viel anfangen kann, findet im ShotX vielleicht andere Kaufanreize. Bemerkenswert ist die hervorragende Ausnutzung der Oberfläche: Die Front besteht zum Großteil aus Bildschirm, die Ränder ums Display sind äußerst schmal gehalten. Dadurch wirkt das Gerät trotz seines 5,2-Zoll-Bildschirms erstaunlich klein. Die Displayauflösung ist mit rund 424 ppi ausreichend hoch, der Bildschirm insgesamt gut, aber nicht ganz so strahlend wie bei aktuellen Top-Modellen.
Das Smartphone hat einen Aluminium-Rahmen, sein Gehäuse ist aus Kunststoff, das Design erinnert an Geräte wie das Honor 6, die Front an das Ascend Mate 7. Ein Fingerabdruck-Scanner an der Seite dient zum schnellen Entsperren des Smartphones, es reicht, den Finger auf den Sensor zu legen. Die Erkennungsrate ist sehr gut, doch die Platzierung des Sensors im oberen Drittel ist nicht ganz optimal: Linkshänder erreichen ihn gut mit dem Daumen, Rechtshänder müssen mit Zeige- oder Mittelfinger etwas umgreifen. Sonys mittig platzierte Sensoren bei den Z5-Modellen gefallen mehr und auch Huawei hat es mit den rückwärtigen Sensoren beim Mate S, Nexus 6P oder Honor 7 schon besser gemacht.
Die Benutzeroberfläche des Selfie-Profis unterscheidet sich nicht von den anderen aktuellen Huawei- und Honor-Modellen. Das ShotX kommt mit Android 5.1.1 Lollipop und dem Herstelleraufsatz Emotion UI 3.1 samt praktischer Zusatzfunktionen: Apps wie Wetter, Musik oder Kamera können zum Beispiel gestartet werden, indem man auf dem ausgeschalteten Bildschirm einen Buchstaben zeichnet, zweimal Tippen schaltet das Display an.
Micro SD und Dual SIM
Die Unterschiede liegen in Leistung und Ausstattung. Das ShotX wirkt im Test etwas weniger zackig als die aktuellen Huawei- und Honor-Geschwister, gelegentlich treten kleine Ruckler und Ungenauigkeiten auf, aufwändige Grafikdarstellungen laufen nicht immer ganz butterweich. Der Prozessor, ein Snapdragon 616 von Qualcomm, ist gute Mittelklasse, im Benchmark-Test Antutu schneidet das ShotX mit rund 33.500 Punkten entsprechend mittelmäßig ab. In Deutschland ist bislang nur die schwächere Variante mit 2 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 16 GB internem Speicher zu haben, von denen bereits rund 6 GB belegt sind.
Wer den knappen Speicher erweitern will, kann eine Micro-SD-Karte einstecken - alternativ passt in den Schlitten, der seitlich im Gehäuse verschwindet, auch eine zweite SIM-Karte. Der Vorteil gegenüber anderen Modellen: Nutzer müssen sich nicht zwischen einer Dual-SIM-Variante mit mehr internem Speicher oder einem Gerät mit Micro-SD, aber weniger Festspeicher entscheiden.
Mit einem Verkaufspreis von derzeit rund 350 Euro tritt das ShotX als preislich ebenbürtiger Bruder des Honor 7 an - nicht umsonst heißt es in China Honor 7i. Das ShotX ist etwas flacher und kleiner, hat aber den gleichen Akku, das gleiche Gewicht und die gleiche Displaydiagonale. Das Honor 7 ist dafür mit 3 GB Arbeitsspeicher kräftiger ausgestattet, hat den flotteren Prozessor, außerdem ein Metallgehäuse, das angenehmer in der Hand liegt, einen besser platzierten Fingerabdrucksensor sowie zwei Kameras: Eine hochauflösende Hauptkamera mit 20 Megapixeln und eine Frontlinse mit 8 Megapixeln. Auf dem Papier ist es damit leicht überlegen. Doch die Flip-Kamera macht den Unterschied und das ShotX von einem guten Mittelklasse-Handy zu einem im Wortsinn außergewöhnlichen Smartphone.
Quelle: ntv.de