Konkurrenz für Ortungsdienste Audi und Co. starten 2017 mit Here
26.09.2016, 10:43 Uhr
Über Sensoren an den Fahrzeugen sammelt der Kartendienst Here Informationen zur Verkehrslage.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ab 2017 wollen die drei großen deutschen Autobauer Audi, BMW und Daimler mit ihrem gemeinsamen Kartendienst Here eine Alternative zu Google bieten: Der Datenaustausch funktioniert über Sensoren im Fahrzeug - und soll nicht nur Staus umfahren helfen.
In Fahrzeugen der Autobauer Audi, BMW und Daimler sollen künftig Daten über Sensoren an den Kartendienst Here geliefert und dort ausgetauscht werden. Dabei geht es unter anderem um Informationen zu Verkehrsfluss und Staus, Unfallstellen und Glatteis sowie Straßenschildern, kündigte das Unternehmen an. Der Service soll im ersten Halbjahr 2017 zunächst mit Daten von Audi, BMW und Mercedes-Benz an den Start gehen. Die Informationen würden anonymisiert ausgewertet, hieß es.
Die drei deutschen Autokonzerne hatten Here im vergangenen Jahr für rund 2,6 Milliarden Euro vom Telekom-Ausrüster Nokia gekauft, um - auch mit Blick auf künftige selbstfahrende Autos - eine eigene Plattform für ortsbezogene Dienste und präzise Karten zu entwickeln. Es ist eine relativ ungewöhnliche Kooperation von Herstellern, die üblicherweise miteinander konkurrieren.
Die Daten aus den Fahrzeugsensoren sollen auch für andere Hersteller und Dienstanbieter zugänglich sein. Zudem könnten auch sie ihre Informationen in die Plattform einbringen. Geplant sei ein Modell mit einer Kompensation für deren Beitrag, sagte Here-Manager Christof Hellmis. Auch Volvo führte bereits einen ähnlichen Cloud-Dienst für Fahrer seiner Autos ein. Die Here-Daten kommen aus Cloud-Services der einzelnen Hersteller. Sie seien recht gut miteinander kompatibel, auch wenn es Unterschiede im Detail gebe.
Übersicht über Verkehrsgeschehen
Zum Start werden einige hunderttausend Fahrzeuge der drei Autobauer am Datenaustausch teilnehmen, sagte Hellmis. "Damit wird der Service von Beginn an relevant sein." Da immer mehr aktuelle Modelle vernetzt seien, dürfte die Millionen-Marke recht schnell erreicht werden. Der Dienst soll zunächst in Europa starten und dann relativ schnell auch in Nordamerika eingeführt werden.
Für den Informationsaustausch werden Daten etwa von Regen- und Beschleunigungssensoren hinzugezogen, Straßenschilder werden von Kameras erfasst. Neben der Warnung vor Stauenden sollen die Fahrer auch Empfehlungen zu Parkmöglichkeiten erhalten, die zunächst aber eher auf Basis von früheren Daten und Parkhaus-Informationen berechnet werden. Nach Einschätzung von Experten kann man das Verkehrsgeschehen schon mit Daten von rund zehn Prozent der Fahrzeuge recht gut abbilden.
Für weitere Partnerschaften offen
Zugleich könne der Austausch über eine Plattform wie die von Here Herstellern helfen, auch in Regionen, in denen sie schwächer auf der Straße vertreten seien, ortsbezogene Dienste in ihre Autos zu bringen. Die drei deutschen Autobauer hatten von Beginn an gesagt, dass Here auch für weitere Partner offenstehe. Bisher wurden keine bekannt. Hellmis rechnet damit, dass es weitere Plattformen zum Datenaustausch geben werde. "Wir hoffen, mit unserem Angebot eine führende Position einnehmen zu können."
Die Daten können auch in verschiedene Smartphone-Apps integriert werden. Diese könnten dann zum Beispiel über die Google Plattform Android Auto oder Apples CarPlay im Fahrzeug laufen. Die Autohersteller stehen vor allem wegen des Erfolgs der Smartphones in einem scharfen Wettbewerb mit der Technologie-Branche bei Datendiensten im Fahrzeug.
Quelle: ntv.de, jug/dpa