2024 nur 0,8 BIP-Prozent EU-Kommission senkt Wachstumsprognosen - Deutschland bremst
11.09.2023, 13:06 Uhr Artikel anhören
Die hohen Energiepreise machen vor allem der energieintensiven Industrie zu schaffen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Ukraine-Krieg und die schwächelnde Weltwirtschaft machen sich auch in der EU bemerkbar. Die Kommission korrigiert ihre Wachstumsprognose spürbar nach unten. Trotz überwundenen Energiepreisschocks verhindert vor allem ein Land eine deutlich positivere Entwicklung.
Die Europäische Kommission hat ihre Konjunkturaussichten für die Eurozone deutlich nach unten korrigiert. Sie rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 Prozent in den 20 Euro-Ländern, wie aus der Sommerprognose hervorgeht. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr vorhergesagt. Bremser ist demnach Deutschland, das Brüssel mit minus 0,4 Prozent in der Rezession sieht.
Auch viele führende deutsche Forschungsinstitute haben zuletzt ein Schrumpfen der größten Volkswirtschaft des Währungsraums prognostiziert: Der Industriestandort leidet besonders unter den hohen Energiekosten und dem mauen weltwirtschaftlichen Umfeld - insbesondere auch wegen der Konjunkturschwäche Chinas.
Im Mai hatte sich die EU-Kommission noch optimistisch gezeigt, dass der Energiepreisschock infolge des Ukraine-Kriegs weitgehend ausgestanden sei. Die Brüsseler Behörde ging im Frühjahr von einem Eurozonen-Wachstum von 1,1 Prozent für das laufende Jahr aus und von einem Anstieg des deutschen BIP um 0,2 Prozent.
Inflation führt weiter zu Konsumzurückhaltung
Insbesondere der schwächelnde Konsum zeige aber, "dass die hohen und weiter steigenden Verbraucherpreise für die meisten Waren und Dienstleistungen einen höheren Tribut fordern als in der Frühjahrsprognose erwartet", erklärte die Kommission nun. Das gelte ungeachtet sinkender Energiekosten und eines außergewöhnlich starken Arbeitsmarktes in den Euro-Ländern.
EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sprach mit Blick auf die Folgen des Ukraine-Krieges, steigender Zinsen und hoher Inflation von "mehrfachem Gegenwind", der das Wachstum stärker bremse als im Frühjahr gedacht.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, erwartet, dass sich nach einer Phase der Schwäche nächstes Jahr ein milder Aufschwung entwickeln wird, "gestützt auf einen starken Arbeitsmarkt, rekordverdächtig niedrige Erwerbslosigkeit und nachlassenden Preisdruck". Dann rechnet Brüssel mit einem Wachstum von 1,3 Prozent in der Eurozone und mit 1,1 Prozent in der Bundesrepublik. In allen 27 EU-Ländern erwartet die Kommission für dieses Jahr 0,8 Prozent Wachstum und 1,4 Prozent im kommenden Jahr.
Quelle: ntv.de, als/AFP/rts