Keine Einigung auf Höhe Finanzsteuer vorerst gescheitert
08.12.2015, 16:06 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Aus den Lehren der Finanzkrise wollen elf europäische Länder den Handel mit Bank- und Börsenprodukten besteuern. Der Alleingang ist umstritten. Eine Einigung kommt vorerst nicht zustande. Und auch die Reihen sind nicht länger geschlossen.
Deutschland, Frankreich und europäische Partner sind mit dem Vorhaben einer gemeinsamen Finanzsteuer zunächst gescheitert. Es gebe zwar eine grundsätzliche Verständigung über Eckpunkte einer solchen Abgabe, sagte Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling in Brüssel nach zweitägigen Verhandlungen. Offen sei aber noch die Höhe der Steuersätze. "Ziel ist jetzt, dass alle offenen Fragen im ersten Halbjahr 2016 geklärt werden."
Die Gruppe von elf EU-Staaten verhandelt seit Jahren über die Steuer. Schelling, der bisher die Verhandlungen führte, sagte, dass Estland nicht mehr mitzieht. Es bleiben also noch zehn Länder übrig. Das baltische Land könne möglicherweise aber später an Bord kommen.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verteidigte das Vorhaben gegen Kritik: "Wir brauchen dringend eine bessere Regulierung." Er warnte ausdrücklich von einer weiteren Finanzkrise. "Ich bin sicher, wir werden eine nächste große Krise erleiden. Keiner weiß, wann, keiner weiß, warum."
Wenige Zentimeter - unüberbrückbar
Bislang hatten die Ressortchefs angestrebt, die Finanzsteuer bis 2016 einzuführen. Die geplante Abgabe funktioniert wie eine Mehrwertsteuer auf den Handel mit Bank- und Börsenprodukten. Dazu zählen etwa Aktien oder spekulative Papiere. Noch in der Nacht zum Dienstag hatte die EU-Kommission Erwartungen geschürt. Man sei nur noch "einige Zentimeter" von einer Einigung entfernt, sagte der zuständige Kommissar Pierre Moscovici.
Nach den Plänen der Gruppe soll der Handel mit Aktien und Derivaten besteuert werden. Derivate sind Finanzinstrumente, deren Kurs sich aus anderen Werten wie Aktien oder Währungen ableitet. Bei Derivaten strebt die Gruppe einen niedrigen Steuersatz an.
Die deutschen Wirtschaftsverbände stellen sich gegen die Finanzsteuer. Sie könne sich negativ auf Wachstum, Beschäftigung und Altersvorsorge auswirken, teilten sie in Berlin mit. Die Wettbewerbsfähigkeit der EU könne leiden. Zu ihnen gehören unter anderen der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) oder der Bundesverband der Deutschen Banken.
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) forderte ebenfalls einen endgültigen Abbruch der Verhandlungen. Die Steuer sei eine Gefahr für Unternehmen und Bürger.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa