Wirtschaft

Schließen als "Investition" Ökonomen fordern schnellen Lockdown

So kann es bald sein.

So kann es bald sein.

(Foto: imago images/Rupert Oberhäuser)

Häufig wird auf die wirtschaftlichen Schäden als Argument gegen eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen verwiesen. Führende Wirtschaftsforscher fordern aber gerade aus ökonomischen Gründen einen baldigen Lockdown. Ein "Weiter so" verursache noch schlimmere Schäden.

Angesichts steigender Infektions- und Todesopferzahlen mehren sich auch unter Ökonomen Rufe nach einem härteren Lockdown - und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. "Man muss sich klarmachen, was die Alternative ist", sagt der Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest bei ntv. Bei einem "Weiter so" mit einem Lockdown light würden die Infektionszahlen offensichtlich nicht sinken. Das führe dazu, dass später im Januar oder Februar für längere Zeit ein "sehr harter Shutdown" notwendig werde. "Da ist es doch deutlich besser, wenn wir die Weihnachtspause nutzen", so Fuest.

Diese Schließung größerer Teile der Wirtschaft sei wie eine "Investition" zu betrachten, um noch härtere Maßnahmen und größere Schäden später zu verhindern, argumentiert Fuest. Auch der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung plädiert für einen schnellen Lockdown. Besser wäre es aber gewesen, der wäre schon früher gekommen, sagte Marchel Fratzscher dem "Handelsblatt": "Das zu späte und zu zögerliche Handeln der Politik erst Anfang November und unrealistische Versprechen, wie die eines kurzen Lockdown light mit Ausnahmen für die Weihnachtszeit, machen nun eine Verschärfung und länger anhaltende Restriktionen bis weit ins neue Jahr hinein unausweichlich."

In ökonomischen Modellen und auch historischen Untersuchungen haben Wirtschaftsforscher schon vor Monaten nachgewiesen, dass früh ergriffene, harte Eingriffe im Kampf gegen die Pandemie der Wirtschaft weniger schaden als ein lang anhaltendes, unkontrolliertes Infektionsgeschehen. Wann der Zeitpunkt für einen Lockdown aus ökonomischer Perspektive gekommen ist, ist jedoch umstritten. So plädieren der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, und der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, im "Handelsblatt" noch abzuwarten, beziehungsweise zunächst andere Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung wie eine Ausweitung von Tests zu verstärken.

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Auch die Vertreter der betroffenen Branchen beurteilen die Lage gegensätzlich. Der Präsident des Bundesverbands Groß- und Außenhandel, Anton Börner, forderte eine zügige Verschärfung der Corona-Einschränkungen. "Wir wollen, dass es schnell besser wird", sagte Börner. "Deshalb brauchen wir jetzt kurzfristig stärkere Einschränkungen, insbesondere im privaten Bereich." Je stärker man sich jetzt einschränke, "umso wahrscheinlicher können wir im neuen Jahr auf schmerzlichere Maßnahmen verzichten, die wir alle nicht wollen", so Börner.

Der Handelsverband Deutschland warnte dagegen vor einer erneuten Schließung von Teilen des Einzelhandels. "Der Einzelhandel hat deutlich bewiesen, dass sicheres Einkaufen unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsvorschriften auch in Zeiten der Pandemie möglich ist. Daher wäre eine erneute Schließung nicht nur unverhältnismäßig, sondern mit Blick auf mögliche Panikkäufe auch kontraproduktiv", warnte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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