Zum Schutz des Wassers Deutsche wollen Konsum ändern
22.03.2012, 08:00 Uhr
Was ein Apfel mit dem Wassermangel auf der Welt zu tun hat? Eine ganze Menge: 70 Liter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer einen Apfel wegwirft, entsorgt 70 Liter Wasser in die Tonne. Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln ist daher auch ein guter Weg, um Wasser zu sparen. Der Weltwassertag 2012 ist diesem Zusammenhang gewidmet - und offenbar sind die Deutschen gern bereit, ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern.
Mit bewussterem Lebensmittelkonsum und einem Wassersiegel wollen die Deutschen künftig noch mehr Wasser sparen. Das geht aus einer Forsa-Umfrage zum Weltwassertag 2012 hervor. Demnach würden 44 Prozent der Deutschen bewusst zu Produkten mit einem speziellen Siegel greifen, das den Wasserverbrauch angibt. Und der ist oft noch deutlich höher, als die Befragten vermuten.
Immerhin jeder fünfte Deutsche weiß, dass ein bewussterer Umgang mit Lebensmittel hilft, Wasser zu sparen. Doch wie hoch dieses Potenzial ist, ist vielen nicht klar. "Mit einem Apfel, den ich wegwerfe, spüle ich 70 Liter Wasser in die Tonne", sagt Prof. Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Denn auch das virtuelle Wasser, das während der gesamten Produktionskette verbraucht wird, gelte es zu berücksichtigen: Danach verbraucht ein Westeuropäer im Durchschnitt nicht nur die 130 "greifbaren" Liter pro Tag, sondern satte 4000 Liter. Zum Vergleich: Eine Badewanne fasst 140 Liter.
5000 Liter für die tägliche Nahrung
Drei Viertel der gut 1000 Befragten schätzten etwa die Wassermenge, die zur Produktion eines Kilogramms Rindfleisch nötig ist, viel zu gering ein. Sind es 150, 1500 oder 15.000 Liter? Nur knapp jeder fünfte lag richtig - mit der höchsten Menge, die vor allem für Futtermittel und Schlachtung der Tiere sowie die wasserintensiven Reinigungsprozesse in der Lebensmittelindustrie gebraucht werden.
Über die Hälfte der Befragten wünscht sich mehr Aufklärung zum Thema Lebensmittel und Wasser. Der Weltwassertag 2012 mit dem Schwerpunkt "Wasser und Nahrungssicherheit" macht darauf aufmerksam, dass der Bedarf an Wasser und Lebensmitteln durch das Bevölkerungswachstum und die Verstädterung weltweit steigen wird.
"Jeder von uns trinkt zwei bis vier Liter Wasser täglich. Aber es sind 2000 bis 5000 Liter Wasser nötig, um die tägliche Nahrung für einen Menschen zu produzieren", erklärt die Welternährungsorganisation FAO. Derzeit leben etwa sieben Milliarden Menschen auf der Erde, bis 2050 könnten es nach FAO-Angaben neun Milliarden sein. Um diese satt zu bekommen, müsse die Menschheit lernen, besser mit dem Wasser umzugehen. Dazu zähle, mehr Nahrung mit weniger Wasser zu produzieren und weniger Lebensmittel wegzuschmeißen. "30 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel werden nie gegessen, und das dafür benötigte Wasser ist definitiv verloren", schreibt die Organisation UN-Water.
Fleisch ist ein Wasserfresser
Die FAO rechnet aufgrund des Bevölkerungswachstums und der veränderten Konsumgewohnheiten damit, dass bis 2050 rund 70 Prozent mehr Lebensmittel produziert werden müssen als heute. Dazu trage insbesondere der höhere Fleischkonsum in den Entwicklungs- und Schwellenländern bei, die sich auch auf diesem Gebiet den Industrieländern immer stärker anpassen. Um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren, ist wesentlich mehr Wasser nötig als für ein Kilogramm Gemüse.
Nach Angaben der Kindernothilfe sterben derzeit täglich 4000 Kinder an verunreinigtem Trinkwasser und mangelnder Hygiene. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) geht sogar von der doppelten Zahl aus. "Somit sind diese Krankheiten die häufigste Todesursache weltweit, vor allem bei Kindern unter fünf Jahren", schreibt das DRK. Dessen Präsident Rudolf Seiters bezeichnete Wasser als wichtigstes Hilfsgut. "Ohne Wasser, beziehungsweise den Zugang zu Wasser, sind alle anderen Hilfen umsonst." Noch hätten 780 Millionen Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Wasser.
Quelle: ntv.de, dpa