Australien und Südafrika ausgewählt Größte Teleskopanlage entsteht
26.05.2012, 12:21 Uhr
(Foto: dpa)
Die Entscheidung ist gefallen: Die größte Teleskopanlage der Welt wird in Südafrika und Australien errichtet. Das "Riesenauge" könnte möglicherweise auch die Frage klären, ob wir allein im All sind.
Sie soll den Blick ins Universum bis zurück zum Urknall möglich machen, und vielleicht sogar Signale aus der kosmischen Nachbarschaft empfangen: Die größte Teleskopanlage der Welt wird in Südafrika und Australien gebaut. Nach monatelangen und zum Teil heftigen Diskussionen, welches Land das gefragte Projekt bekommen sollte, einigen sich die beteiligten Länder auf eine Zwei-Staaten-Lösung. Jetzt könne man endlich den Bau des Teleskops vorbereiten, erklärte Michiel van Haarlem, der vorübergehende Generaldirektor der zuständigen Organisation.
Der größte Teil der Antennen, aus denen sich das gigantisch große Teleskop zusammensetzen wird, werde in Südafrika aufgestellt, hieß es nach der entscheidenden Sitzung in Amsterdam. Zu einem bereits bestehenden Feld in Australien werden weitere Schüsseln hinzugefügt, auch Neuseeland soll mit einbezogen werden. In einer späteren Bauphase werden auch Antennen in anderen Ländern Afrikas installiert, etwa Namibia, Ghana, Kenia, Sambia und auf den Inseln Mauritius und Madagaskar.
SKA steht für "Square Kilometre Array", also Quadratkilometer-Feld. Die mehr als 1,5 Milliarden Euro teure Anlage soll 50 Mal sensitiver und 10.000 Mal schneller sein als die derzeit besten Teleskope. Wissenschaftler erhoffen sich einen bisher unerreichten Blick ins All.
Das Teleskop soll aus tausenden Einzelantennen entstehen, die über Glasfaserleitungen miteinander verschaltet sind, so dass sich eine Sammelfläche von einem Quadratkilometer ergibt. 3000 Parabolantennen mit einem Durchmesser von je 15 Metern werden den Plänen zufolge montiert und verbunden. In einem Umkreis von mehr als zwei Kilometern soll ein Teil der Geräte dicht beieinanderstehen. Der Rest wird spiralförmig angeordnet, im Abstand von hunderten bis tausenden Kilometern. Insgesamt soll SKA einen Durchmesser von 6000 Kilometern haben.
SKA wird Sicht auf Universum verändern
Die Pläne der Forscher für die Nutzung des Teleskops sind weitreichend: So soll mehr über die ersten Sterne des Universums und die rätselhafte Dunkle Energie herausgefunden werden. Auch die Relativitätstheorie von Albert Einstein will man auf den Prüfstand stellen. Weil das Superteleskop Fernsehen und Flugradar von anderen Planeten empfangen könnte, falls es so etwas gibt, könnte die Menschheit mehr über mögliche Nachbarn erfahren. "Das SKA wird unsere Sicht auf das Universum völlig verändern", erklärte van Haarlem.
An dem Projekt beteiligen sich 20 Länder. Die meisten Mitgliedsländer haben die Zwei-Standort-Variante bevorzugt. Aus Deutschland ist das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn beteiligt. Voraussetzung war unter anderem, dass der Bauplatz nur geringe Störungen durch Radiofrequenzen hat. Er sollte außerdem in einer politisch stabilen Region mit guter Infrastruktur liegen.
Durch die Entscheidung für Australien und Südafrika könne das Projekt von dem Know-how beider Länder profitieren, hieß es vom Internationalen Zentrum für Radioastronomie ICRAR in Australien. Man begrüße die Entscheidung und werde nun feiern. Zuvor hatten Australien und Südafrika vor einem faulen Kompromiss gewarnt.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) lobte die Standortentscheidung als einen "Meilenstein":"Diese weltweit größte Teleskop-Anlage bietet der Wissenschaft völlig neue Zugänge zu grundlegenden Fragen des Universums. Um SKA zu bauen, sind große technische Herausforderungen zu bewältigen. Profitieren wird auch die Wirtschaft - zum Beispiel in der Informations- und Energietechnik."
Quelle: ntv.de, dpa