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Käferkerlen ist's egal Käferdamen riechen Inzucht

Mit welchem Männchen sie Nachwuchs produzieren, entscheiden Mehlkäferweibchen anhand des Geruchs potenzieller Partner - sie meiden Inzucht-Tiere. Die Männchen zeigen sich im Experiment weniger wählerisch.

Weibliche Mehlkäfer können Inzucht riechen – und finden sie wenig attraktiv. Männchen dagegen ist es egal, ob ihre Partnerin nach genetisch gut durchmischtem Elternhaus duftet, schreiben Biologen in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.

Mehlwürmer-Weibchen erkennen Männer aus gutem Hause.

Mehlwürmer-Weibchen erkennen Männer aus gutem Hause.

(Foto: Wikipedia/Itu)

Bei Mehlkäfern (Tenebrio molitor) sehen beide Geschlechter gleich aus. Einfluss auf die Partnerwahl haben weniger visuelle Reize als spezielle Sexuallockstoffe, sogenannte Pheromone. Aus dem Geruchsgemisch können die Weibchen unter anderem auf die Stärke des Immunsystems oder den Parasitenbefall eines Männchens schließen.

Die Forscher um Mari Pölkki von der Universität Turku in Finnland analysierten nun, ob die Käfer an den Pheromonen auch die familiäre Basis ihrer potenziellen Partner erkennen können. Sie züchteten im Labor zwei Mehlkäfer-Linien: zum einen genetisch gut durchmischte Familien nicht miteinander verwandter Käfer, zum anderen Nachkommen, die bei der Kreuzung von Brüdern und Schwestern entstanden.

40 Tiere wurden in den Versuch einbezogen. Um ihre Pheromone "einzufangen", wurden die Käfer einzeln in kleinen Schalen jeweils 48 Stunden lang auf Filterblättchen gesetzt. Anschließend wurden je zwei der Blättchen in eine größere Schale gelegt. Beide stammten jeweils vom selben Geschlecht, nur eines aber von einem Inzucht-Tier.

Männchen ohne Vorliebe

In die Schalen mit Filterblättchen mit "Damen-Duft" wurde je ein Männchen gesetzt, in die Schalen mit männlichem Odeur ein Weibchen. Zehn Minuten lang wurden die Bewegungen der Tiere erfasst. Aus der Zeit, die sich ein Käfer insgesamt auf einem Filterblättchen aufhielt, und der Zahl der Besuche auf den beiden Blättchen wurden statistisch die Vorlieben bestimmt.

Weibchen verharrten länger auf den Filterblättchen mit dem Duft der Männchen, die nicht aus Inzucht-Familien stammten, und besuchten diese auch häufiger. Bei den Männchen dagegen ließ sich keine Vorliebe erkennen. Ihnen sei die genetische Qualität ihrer Partnerinnen entweder egal – oder sie nähmen sie anders als über den Geruch wahr, schreiben die Wissenschaftler.

Weniger Spielraum für Fehlversuche

Unklar sei noch, ob die Menge oder die Art der Pheromone für die schlechteren Chancen von Inzucht-Männchen entscheidend sind. Weibchen müssen bei vielen Tierarten stärker auf die genetische Qualität ihres Nachwuchses achten, da sie im Laufe ihres Lebens weniger davon in die Welt setzen können als Männchen. Sie haben also weniger "Spielraum" für Fehlversuche.

Inzucht verschlechtert die genetische Qualität, die Erbgut-Merkmale sind weniger vielfältig als bei anderen Individuen, Erbgutschäden werden zudem vermehrt an die nächste Generation weitergegeben.

Quelle: ntv.de, dpa

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