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Raumsonde liefert schärfere Bilder Geheimnis um Ceres-"Pyramide" gelüftet?

Dieses Bild wurde am 19. August mit der Raumsonde Dawn aus einer Entfernung von 1470 Kilometern aufgenommen. Es zeigt einen sechs Kilometer hohen, pyramidenförmigen Berg.

Dieses Bild wurde am 19. August mit der Raumsonde Dawn aus einer Entfernung von 1470 Kilometern aufgenommen. Es zeigt einen sechs Kilometer hohen, pyramidenförmigen Berg.

(Foto: dpa)

Der Zwergplanet Ceres hält derzeit die Forscher in Atem. Die US-Raumsonde "Dawn" liefert jetzt schärfere Fotos von einer mysteriösen "Pyramide" auf seiner Oberfläche. Wie diese entstehen konnte, dafür gibt es nun erste Erklärungen.

Bereits seit Monaten sorgen Aufnahmen der Raumsonde "Dawn" von der Oberfläche des Zwergplaneten Ceres für Begeisterung - und Verwirrung. Etwa extrem helle weiße Flecken in der Mitte eines Einschlagkraters und einen gigantischen, pyramidenförmigen Berg fotografierte die deutsche Kamera an Bord der Nasa-Sonde. Nun gibt es erneut noch schärfere Fotos, nachdem "Dawn" einen näheren Orbit um die 313 Millionen Kilometer von der Erde entfernte und nach einer weiblichen römischen Gottheit benannte Ceres erreicht hat. Die Auflösung der aktuellen Aufnahmen beträgt 140 Meter pro Pixel, weil "Dawn" nur noch 1470 Kilometer von der Oberfläche entfernt ist - bei den vorangegangenen Aufnahmen waren es noch 4400 Kilometern. Können die Rätsel um die weißen Flecken und die Ceres-"Pyramide" nun gelöst werden?

Gebirgskette im Urvara-Krater auf Ceres: Am 19. August 2015 wurde dieses Bild von der Kamera an Bord der Raumsonde Dawn aufgenommen.

Gebirgskette im Urvara-Krater auf Ceres: Am 19. August 2015 wurde dieses Bild von der Kamera an Bord der Raumsonde Dawn aufgenommen.

(Foto: dpa)

Planetenforscher Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist mit seinem Team direkt an der Analyse der Kameraaufnahmen beteiligt. Die Untersuchung der weißen Flecken stellt die Wissenschaftler jedoch vor große Herausforderungen: "Es ist sehr schwierig, diese aufzunehmen, da sie leider sehr hell sind." Aber eine Erkenntnis gibt es bereits: "Es ist höchstwahrscheinlich kein Eis", sagt Jaumann. Unter den wissenschaftlichen Kollegen werde vielmehr die Möglichkeit intensiv diskutiert, dass es sich bei den Flecken um Salz handeln könnte. Der Planetenforscher betont, dass man so etwas bisher noch nirgends gesehen habe.

"Sicher scheint bei den Flecken Folgendes: Es scheint sich um relativ frisches Material zu handeln, das etwas mit Prozessen im Inneren des Zwergplaneten zu tun hat", so der DLR-Forscher. Ob Salz oder doch Eis, könne man aber erst mit Sicherheit sagen, wenn die Daten des Spektrometers an Bord von "Dawn" vorliegen. Bis diese veröffentlicht würden, werden aber noch acht bis zehn Wochen ins Land gehen, schätzt Jaumann. Bis dahin wird weiter gemutmaßt. Die Nasa hat dafür sogar eine eigene Website eingerichtet, auf der Astronomie-Fans sich an den Spekulationen beteiligen können.

Wissenschaftler haben bei der "Pyramide" einen Verdacht

Bei dem im Juni entdeckten mysteriösen, pyramidenförmigen Berg sprießen die Spekulationen ebenfalls ins Kraut. "Das ist schon ein sehr gewaltiges Ding", sagt Jaumann. Der Kegel habe eine Höhe von sechs Kilometern und sei an der Basis etwa 12 Kilometer breit. "Der Berg muss immens steile Hänge haben. Die Frage ist daher: Wie kommt so etwas dort hin?" Die neuen Aufnahmen von "Dawn" offenbaren zudem auffällig helle Streifen an seinen steilen Hängen.

Sicherheit über den Ursprung der gigantischen "Pyramide" gebe es zwar noch lange nicht - einige seiner Kollegen hätten aber so ein Bauchgefühl, was die Erklärung dafür sein könnte, meint Jaumann. Wie bei den weißen Flecken auch könnte der Grund für das Phänomen Salz sein. "Wir kennen von der Erde sogenannte Salzdome", sagt Jaumann. Auf Ceres könnte sich eine große Salzansammlung unter der Oberfläche gebildet haben, um danach durch die Oberfläche zu wachsen. "Erklärbar wäre dies mit der unterschiedlichen Dichte von Salz und dem umgebenen Wassereis", so Jaumann. Der Salzdom würde durch seine geringere Dichte Auftrieb erhalten und nach oben treiben – und praktisch durch die Ceres-Oberfläche hindurch in die Höhe stoßen. Erklärt werden könne jedoch noch nicht, wie es zu so einer großen Salzansammlung auf Ceres kommen konnte.

Im Januar wird es noch mehr zu sehen geben

Jaumann stellt aber auch klar, dass dies nur eine mögliche Erklärung von vielen ist. Die "Pyramide" könnte auch ein Objekt aus dem Weltraum sein, das an dem Zwergplaneten quasi kleben geblieben ist. "Es gibt derzeit sehr heftige Diskussionen über die Ursachen in den wissenschaftlichen Teams", so Jaumann. Ob es sich um Salz handelt, auch darüber könnten spektroskopische Messungen Klarheit bringen.

Zusätzliche Erkenntnisse erwarten die Forscher, wenn "Dawn" bis Januar eine noch tiefere Umlaufbahn um Ceres erreicht hat. Dann liefert die Bordkamera Fotos mit einer Auflösung von voraussichtlich 40 Metern pro Pixel.

Was die Forscher besonders erfreut: Die Raumsonde "Dawn" funktioniert bisher einwandfrei, wie die Nasa mitteilte. Die Raumsonde war im Jahr 2007 von der Erde aus gestartet und im März 2015 in eine Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres im Asteroidengürtel eingetreten. Ceres ist der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Die Raumsonde soll den Zwergplaneten kartografieren sowie Erkenntnisse über seine Zusammensetzung liefern. Forscher nehmen etwa an, dass unter der Oberfläche von Ceres ein gigantischer Ozean aus Wasser schlummern könnte.

Quelle: ntv.de

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